Essen. Anwohner der Emscherstraße fürchten mehr Verkehr, die Entsorgungsbetriebe Essen werben für ihren geplanten Wertstoffhof. So soll er aussehen.

Der Recyclinghof der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) an der Lierfeldstraße gilt schon seit Jahren als nicht mehr zeitgemäß. Der 6500 Quadratmeter große Wertstoffhof ist zu klein, oft reicht die Pkw-Schlange bis weit auf die Lierfeldstraße, wo sie ein Verkehrschaos verursacht. Wer es geschafft hat aufs Gelände, muss Holz, Altmetall oder Gerümpel über Treppenstufen in hohe Container wuchten. Bequem ist das nicht.

Die Entsorgungsbetriebe wollen einen neuen, moderneren Recyclinghof bauen und haben dafür ein Grundstück an der Emscherstraße im Norden von Altenessen ausgeguckt. Die Politik reagierte überrascht. Anwohner der Emscherstraße sind entsetzt. Drohen an der Emscherstraße die gleichen Verhältnisse wie an der Lierfeldstraße?

Der neue Recyclinghof würde eine Fläche von 14.600 Quadratmetern einnehmen

EBE-Geschäftsführer Ulrich E. Husemann winkt ab und wirbt für den Standort an der Emscherstraße. Der sei mit 14.600 Quadratmetern deutlich größer als der Wertstoffhof an der Lierfeldstraße und größer auch als das Gelände neben dem zentralen Betriebshof der Entsorgungsbetriebe an der Pferdebahnstraße im Krupp-Gürtel. 7500 Quadratmeter stünden dort zur Verfügung – zu wenig, heißt es bei der EBE.

Der geplante Recyclinghof an der Emscherstraße hat nach den Plänen der EBE nur noch wenig gemein mit dem Wertstoffhof an der Lierfeldstraße. Der Anlieferverkehr soll über zwei Fahrspuren auf das Gelände geführt werden. 35 Fahrzeuge können sich dort einreihen. „Wir könnten noch eine dritte Fahrspur eröffnen, wenn das erforderlich sein sollte“, sagt Husemann. Dass sich die Fahrzeugschlange bis auf die Emscherstraße stauen könnte, hält der EBE-Geschäftsführer, „Stand heute“, für ausgeschlossen.

Der Recyclinghof an der Emscherstraße soll nach dem Prinzip des Wertstoffhofes in Herne gebaut werden. Der Anlieferverkehr wird dort über eine Rampe auf eine Art Parkdeck geleitet. Von dort lassen sich die tieferstehenden Container befüllen.
Der Recyclinghof an der Emscherstraße soll nach dem Prinzip des Wertstoffhofes in Herne gebaut werden. Der Anlieferverkehr wird dort über eine Rampe auf eine Art Parkdeck geleitet. Von dort lassen sich die tieferstehenden Container befüllen. © Barbara Zabka/ FUNKE Foto Services

Auf dem Gelände wird der Verkehr über einen Rundkurs geführt. Die eigentliche Entsorgungsstation erinnert an ein Parkdeck. Über eine Rampe geht es hinauf aufs Deck, von oben lassen sich die verschiedenen Wertstoffe in die tieferstehenden Container entsorgen. Treppensteigen muss niemand mehr. Über eine weitere Rampe geht es wieder hinunter in Richtung Ausgang.

Auf der ersten Etage werden Wertstoffe entsorgt, im Erdgeschoss sind Sozial- und Schulungsräume geplant. Die Überdachung ist laut EBE eine Option. Sie könnte auch mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden, heißt es.
Auf der ersten Etage werden Wertstoffe entsorgt, im Erdgeschoss sind Sozial- und Schulungsräume geplant. Die Überdachung ist laut EBE eine Option. Sie könnte auch mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden, heißt es. © Modulo/EBE

Das gesamte Bauwerk besteht aus Fertigteilen, der Recyclinghof ließe sich dadurch binnen weniger Wochen errichten, so Husemann. Das Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung Düsseldorf dürfte ein Jahr in Anspruch nehmen. Anfang 2024 möchte die EBE den neuen Wertstoffhof eröffnen.

Noch sind Fragen zu beantworten. Ein Lärmschutzgutachten steht aus und damit auch die Entscheidung über den Bau einer Lärmschutzwand an der nördlichen Grundstücksseite.

Container und Wertstoffe möchte die EBE über das benachbarte Gelände der CAT Automobillogistik bis zur Stauderstraße leiten, wo die Entsorgungsbetriebe eine Annahmestelle für Bauschutt und Grünschnitt unterhalten. Diese soll als Umschlagplatz für den Weitertransport der Wertstoffe dienen. Der Vorteil: Die schweren Container-Lkw müssten gar nicht erst über die Emscherstraße fahren, wie EBE-Chef Husemann betont. Allerdings muss der Eigentümer des Nachbargrundstücks zustimmen.

Die Entsorgungsbetriebe Essen erwarten durchschnittlich 1100 Anlieferungen pro Tag

Ob die EBE damit sämtliche Bedenken gegen den Umzug an die Emscherstraße ausräumen wird, scheint jedoch mehr als fraglich. Anwohner klagen über den Verkehr auf ihrer Straße, über donnernde Schrotttransporte, die auch über Bürgersteige ausweichen und so Fußgänger gefährdeten. Immerhin rechnen die Entsorgungsbetriebe auch an der Emscherstraße mit durchschnittlich 1100 Anfahrten pro Tag; so viele werden an der Lierfeldstraße gezählt. Anwohner wehren sich gegen diese zusätzliche Belastung, die auf sie zukommt.

Die EBE prüft weitere Standorte

Die Entsorgungsbetriebe Essen wollen das Grundstück an der Emscherstraße für mindestens 15 Jahre mieten. Der Vertrag sei unterschriftsreif und sehe auch ein Vorkaufsrecht vor.

Die EBE prüft zudem eine Erweiterung der Grünschnitt-Annahmestelle an der Schnabelstraße in Rellinghausen, so dass dort auch andere Wertstoffe abgegeben werden könnten.

Geprüft wird auch eine Fläche an der Ripshorster Straße in Dellwig nahe der Stadtgrenze zu Oberhausen. Ein Recyclinghof könnte dort möglicherweise beide Städte nutzen, heißt es bei der EBE. Allerdings sei die Anlieferung aufgrund eines beschrankten Bahnübergangs problematisch.

Der Aufsichtsrat der EBE wie auch die Stadt Essen und das private Entsorgungsunternehmen Remondis als Gesellschafter des Unternehmens haben der Verlagerung des Recyclinghofes bereits zugestimmt. Sofern die EBE sämtliche Auflagen der Aufsichtsbehörden erfülle, habe sie Anspruch darauf, dass die Bezirksregierung eine Genehmigung für den Wertstoffhof erteilt, so Husemann.

Ob die Politik sich der Anwohnerbedenken annimmt und auf die Entscheidung für den Umzug an die Emscherstraße noch Einfluss nimmt, bleibt abzuwarten.