Essen. Am Deilbachtunnel in Essen-Kupferdreh sind neue Flutschäden entdeckt worden. Aber die Stadt vermeldet auch viel Positives.
Die Deilbach-Jahrhundertflut vom vergangenen Juli hat im Kupferdreher Gewerbegebiet Prinz Friedrich weitaus höhere Schäden angerichtet als zunächst angenommen. Wie die Stadt Essen mitteilt, haben Industrietaucher kurz vor Ostern weitere Ausspülungen in der Deilbach-Röhre unterhalb des Betriebsgeländes der Spedition Torwesten gefunden. Diese müssten nun ebenfalls gesichert werden. Die gute Nachricht: Der Deilbach soll wie geplant Ende 2022 in sein neues Bett nahe dem Kupferdreher Bahnhof umziehen. Und: Schon Ende Mai dürfte die neue Fußgängerbrücke am Bahnhof begehbar sein.
Deilbach-Flut im Juli 2021: Tanklastzug der Spedition Torwesten versinkt in Krater
Zur Erinnerung: Mitte Juli 2021 war der Deilbach in Kupferdreh mit dramatischen Folgen über die Ufer getreten. Auf dem Torwesten-Gelände war der Druck der Wassermassen so gewaltig, dass die Tunnelröhre beschädigt und ein riesiger Krater aufgerissen wurde. Selbst ein 40 Tonnen schwerer Tanklastzug versank damals in der monströsen Flut.
Zunächst war von zwei gefährlichen Ausspülungen in dem Tunnel die Rede, die schon bis Ende letzten Jahres hätten repariert sein sollen. Jetzt sind es vier. Die erste und inzwischen sanierte Ausspülung befand sich direkt unter der Prinz-Friedrich-Straße, die zweite liegt nahe dem Krater auf dem Torwesten-Gelände. Weil Einsturzgefahr bestand, übernahmen Spezial-Roboter einen Teil der Betonarbeiten. „Durch hohe Wasserstände nach Regenfällen mussten diese Arbeiten aber immer wieder unterbrochen werden“, so Stadtsprecherin Jasmin Trilling. Die Sicherheit der Industrietaucher habe absoluten Vorrang.
Eine weitere Ursache der Verzögerungen: Erhöhte Wasserstände hätten wiederholt zu Ablagerungen von Feinmaterial in der Tunnelröhre geführt, die vor Beginn der Betonarbeiten entfernt werden mussten. Nun sollen erst mal die Betonarbeiten an der Ausspülung nahe dem Krater beendet werden.
Speditionsunternehmer beklagt „immensen wirtschaftlichen Schaden“ durch den Krater
Das nächste Vorhaben hat schon begonnen: Zurzeit wird ein Baugrund-Gutachten erstellt, das Grundlage zur Sicherung des Tagesbruchs und für weitere Sicherungsmaßnahmen notwendig ist. Dieses Gutachten kann erst jetzt erstellt werden, weil die Tunnelröhre inzwischen so weit abgesichert ist, dass sie gefahrlos befahren werden kann. Erst im Anschluss an das Gutachten soll die Sanierung der beiden neu gefundenen Ausspülungen in Angriff genommen werden. Das Umweltamt geht davon aus, dass die Sanierungsmaßnahmen am Gewölbe und am Tagesbruch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. „Aufgrund der Einsturzgefahr müssen die Arbeiten sehr sorgfältig und vorsichtig ausgeführt werden“, betont die Stadtsprecherin.
Besonders betroffen von den Ausspülungen in der Deilbach-Tunnelröhre ist das Speditionsunternehmen. Inhaber Dirk Torwesten bezeichnet den wirtschaftlichen Schaden infolge der erheblich gestörten Betriebsabläufe seit der Hochwasserkatastrophe als immens. Sobald sich der Deilbach durch sein neues und naturnah ausgebautes Bett am Kupferdreher Bahnhof vorbeischlängelt, könne die Tunnelröhre zumindest unter seinem Gelände komplett verfüllt werden, so Torwesten.
Das Projekt „Offenlegung Deilbach“ ist Herzstück der Sanierungsmaßnahmen in Kupferdreh. Seit Anfang dieser Woche laufe der dritte Bauabschnitt, so die Stadt. Hierfür muss ein neues Bachprofil ausgehoben und ein Bachbett hergestellt werden. Nach der Befestigung der Böschungen wird anschließend der Uferbereich begrünt und bepflanzt. Über den offengelegten Deilbach soll dann eine Fußgängerbrücke gelegt werden, die das Zentrum von Kupferdreh mit dem Baldeneysee verbindet.
„Sitzstufen laden zum Verweilen ein und machen den Deilbach erlebbarer“
Der neue Weg zum Wasser verschafft den Menschen in Kupferdreh, aber auch Ausflüglern spürbar mehr Aufenthaltsqualität. Denn auf der Seite des Kupferdreher Marktes sollen neben dem imposanten Brückenbauwerk Sitzstufen angelegt werden. „Sie laden zum Verweilen ein und machen den Deilbach erlebbarer“, so die Stadtsprecherin.
Der bisherige Fußgängerüberweg Süd am Wissenschaftspark Prinz Friedrich werde künftig entfallen. Die Planer gehen davon aus, dass der Fußgängerweg über die neue Brücke voraussichtlich Ende Mai erstmals beschritten werden kann. Fußgänger und Radfahrer müssen vorübergehend einen Umweg in Kauf nehmen: Vom Bus-Bahnhof Kupferdreh über die Brücke an der Turnhalle Kupferdreh/Hochschule der Bildenden Künste. Die Schilder für die Umleitung seien bereits aufgestellt.
Übrigens sollen nicht nur die Menschen vom offengelegten und umgebetteten Deilbach profitieren: Das umgestaltete Wehr verbessere die Abflusssituation und die ökologische Durchgängigkeit des Deilbachs. Ferner soll am Deilbachufer eine Fischaufstiegsanlage errichtet werden. Der Termin für den Baubeginn stehe noch nicht fest. Ein neues Konzept zum Hochwasserschutz für den Deilbach (Kostenpunkt: ca. 20.000 Euro) soll die Aufwertung Kupferdrehs abrunden.