Essen-Rüttenscheid. Drei Fahrradhäuser gibt es inzwischen in Essen-Rüttenscheid. Doch die bunten Konstrukte gefallen nicht jedem. So reagieren Stadt und ADFC.

Sie fallen auf im Stadtbild, strahlen in knallblau, quietschgelb und dunkelgrün: Insgesamt drei Fahrradhäuser haben Stadt und Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC) mittlerweile in Rüttenscheid aufstellen lassen. Die auffällige Parkmöglichkeit für Fahrräder gefällt allerdings nicht jedem. In den sozialen Medien regnete es einige hämische Kommentare. Am Haus an der Rosastraße brachte jemand Zettel mit scharfer Kritik an.

2017, im Grüne-Hauptstadt-Jahr, hatte der ADFC erstmalig den Wunsch an die Verwaltung herangetragen, an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet Fahrradhäuser aufzustellen. Die Idee ist laut Stadt, dass Bürgerinnen und Bürgern in dichtbesiedelten Wohngebieten mit engen Kellern und Treppen die Möglichkeit geboten wird, ihre Fahrräder diebstahl- und wettergeschützt abstellen zu können. Außerdem habe man Bürgerinnen und Bürger motivieren wollen, häufiger aufs umweltfreundliche Fahrrad umzusteigen, so die Stadt.

Drei Fahrrad-Parkhäuser in Essen-Rüttenscheid

Mittlerweile gibt es vier Fahrradhäuser, von denen sich drei in Rüttenscheid befinden: Das Haus an der Cäsarstraße steht schon länger, die beiden an der Angelikastraße und der Hedwigstraße/Ecke Rosastraße kamen in den vergangenen Monaten dazu. Pro Haus stehen zwölf Plätze zur Verfügung. Für die Umsetzung des Projektes ist der ADFC zuständig. Entsprechend muss man sich auch an den Radclub wenden, wenn man einen Platz in einem der Fahrradhäuser mieten möchte.

Das Fahrradparkhaus an der Angelikastraße in Essen-Rüttenscheid ist aktuell zur Hälfte ausgelastet.
Das Fahrradparkhaus an der Angelikastraße in Essen-Rüttenscheid ist aktuell zur Hälfte ausgelastet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die beiden ersten aufgestellten Fahrradparkhäuser an der Cäsarstraße und der Savignystraße in Holsterhausen haben eine dunkelgrüne Farbe. Als in den sozialen Medien erste Bilder der beiden neuen Häuser in knalligem Blau und Gelb kursierten, zeigten sich einige Nutzerinnen und Nutzer nicht sehr begeistert. „Warum in die schönen Straßen diese furchtbar hässlichen, kostenpflichtigen Teile aufstellen?“, schreibt zum Beispiel einer. „Ich bin ja für jeden Spaß zu haben. Aber das ist hässlich und überflüssig wie ein Kropf“, bemängelt ein anderer. Und wieder ein anderer kritisiert: „An der Cäsarstraße stehen mehr Fahrräder vor diesem Käfig als da drin.“

Kritik an Rüttenscheider Fahrradhäusern: „Hässlicher Stahlkäfig“

Ein Bürger machte sich außerhalb von Social Media Luft, in dem er einen Zettel an das Fahrradhaus an der Rosastraße klebte. „Dank an den OB Kufen und seine verantwortliche Mitarbeiter und die Bezirksvertretung II, die in politischer Gutsherrenart ohne Befragung betroffener Bürger entschieden haben, zugunsten von maximal zwölf Fahrradfahrern, die demnächst ihre Räder (...) senkrecht in diese hässliche Metallbox hängen dürfen, einen der schönsten zum Verweilen einladenden Plätze Rüttenscheids ‘umzunutzen’“, ist darauf zu lesen.

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Auch beim ADFC „bedankt“ sich der Bürger ironisch dafür, dass dieser „zugunsten einer nicht zukunftsfähigen Idee“ ein „absurdes knallblaues Fahrradhaus“ errichtet habe. Außerdem wird in dem Schreiben bemängelt, eine Bodenmarkierung für Sehbehinderte ende direkt vor dem Fahrradhaus. Dieser Zettel ist mittlerweile verschwunden, dafür wurde ein neuer angebracht. „Liebe Stadt Essen, lieber ADFC, bitte reißt endlich diesen hässlichen Stahlkäfig wieder ab“, steht unter anderem darauf.

Stadt Essen: Keine explizite Vorgabe für die Farbgebung

Zehn Euro Mietgebühr pro Monat

Wer einen Platz im Fahrradparkhaus mieten möchte, kann sich per Mail an info@adfc-essen.de beim ADFC Essen melden.

Der Platz kostet zehn Euro im Monat. Eine Versicherung ist dabei nicht mitinbegriffen. Der ADFC empfiehlt, dass Rad auch im Parkhaus fest anzuschließen.

Der ADFC sieht bei der Ästhetik seiner Fahrradhäuser keine Probleme. „Alle Mieterinnen und Mieter haben sich sehr über das Angebot gefreut“, betont der Vorsitzende Mirko Sehnke. Auch mit dem Beschwerdeführer habe man zwischenzeitig reden können. Den Platz an der Rosastraße als einen der schönsten des Stadtteils zu bezeichnen, halte er zudem für weit hergeholt. Das Fahrradhaus an der Hedwigstraße/Rosastraße ist laut Sehnke zum 1. Mai voll ausgelastet. Hier gebe es bereits eine Warteliste mit Interessenten. Im Haus an der Angelikastraße seien demgegenüber noch 50 Prozent der Plätze frei.

Die Stadt erklärt auf Anfrage, 2017 sei festgelegt worden, dass die Fahrradhäuser einen Grünton tragen sollten. Die beiden an der Cäsarstraße und Savignystraße seien deshalb mit grünen Lochblechen versehen worden. „Der ADFC signalisierte seinerzeit ausdrücklich, die Farbgebung gerne in die Hände der Bezirksvertretung geben zu wollen“, so Stadtsprecher Patrick Betthaus.

Für die danach geplanten Fahrradhäuser habe der ADFC angekündigt, sie sollten in Größe, Form und Aussehen den bisherigen Modellen entsprechen. Eine explizite Vorgabe für die Farbgebung habe die Stadtverwaltung aber nicht gemacht. Was den Hinweis auf die Bodenmarkierung für Sehbehinderte angehe, so nehme man diesen zum Anlass, sich den Standort noch einmal anzusehen.