Essen. An Essener Schulen sollen Automaten aufgestellt werden, an denen Schülerinnen Tampons und Binden kaufen können. Das Vorhaben ist kompliziert.
Automaten mit Tampons und Monatsbinden sollen an Essener Schulen aufgestellt werden. Was in anderen Kommunen wie Bottrop oder Hamm bereits funktioniert oder derzeit zumindest ausprobiert wird, soll auch in Essen versuchsweise realisiert werden. Wann es so weit ist, steht noch nicht fest.
CDU, Grüne und SPD wollen einen gemeinsamen Antrag auf den Weg bringen, über den Ende Mai bei der nächsten Ratssitzung entschieden werden soll. Einen gemeinsamen Antragstext gibt es noch nicht, aber Ziel soll sein, dass die Stadtverwaltung verschiedene Varianten durchdenkt und vorstellt. „Das ist kein Thema, das politischen Streit entfachen soll, sondern wir wollen eine Lösung“, sagt Fabian Schrumpf, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat.
„Schamgefühl beim Einsetzen der ersten Periode“
Das Thema wird in Essen nicht erst seit gestern diskutiert: Schon im März stellte die SPD im Jugendhilfe- und im Schulausschuss die Problematik vor. Die Menstruation sei im öffentlichen Raum weiter ein Tabuthema, beklagt SPD-Ratsfrau Julia Klewin, die selbst als Lehrerin an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck arbeitet. Weil die Menstruation kein Thema sei wie jedes andere auch, „begegnen junge Frauen der einsetzenden Periode oftmals mit einem Schamgefühl.“
Praktische Abhilfe im Schulalltag leisteten oft Sekretärinnen, die verschwiegen einen Tampon oder eine Binde über den Tresen reichten; selbst unter gleichaltrigen Schülerinnen wird die Bitte nach einem Hygieneartikel häufig nur verschämt hinter vorgehaltener Hand formuliert. „Die öffentliche, sichtbare und kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln“, folgert Julia Klewin, „ist ein wichtiger Schritt, um die Regelblutung in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken und ihr im Alltag mehr Akzeptanz zu verleihen.“
Größte Bedenken: Kosten und Vandalismusgefahr
Einige Kommunen haben bereits erste Automaten aufgestellt – in Essen will man von diesem Wissen profitieren: „Es ist sicherlich ratsam, die Erfahrungen der Städte einzuholen, ehe man selbst Konzepte entwirft“, gibt Fabian Schrumpf zu bedenken. Die größten Gegenargumente lauten bisher: Kosten und Vandalismusgefahr. Es stehe zu befürchten, so heißt und hieß es, dass ein unkontrolliertes Bereitstellen von Monatshygieneartikeln nur eines zur Folge hat: verstopfte Toiletten und Waschbecken.
Diese Sorge ist nicht von der Hand zu weisen; nicht wenige Schulen haben an ihren Toiletten selbst das Klopapier aus den WC-Räumen verbannt und geben Blätter nur in begrenztem Maß an Kinder und Jugendliche aus, vom Hausmeister persönlich – sodass die Kontrolle gewahrt bleibt. „Die Abgabe der Hygieneprodukte“, sagt Fabian Schrumpf, „ist sicher einer der entscheidenden Faktoren, die über das Gelingen des Projekts bestimmen.“ Denkbar wären Automaten, die erst gegen einen Chip ein Produkt ausspucken; den Chip müssten sich die Schülerinnen vorher aushändigen lassen.
Automaten sollen nicht nur an Schulen aufgestellt werden
Julia Klewin von der SPD betont, dass es auch darum gehe, soziale Schieflagen zu beseitigen – längst nicht in jedem Haushalt werde mit der einsetzenden Menstruation der Töchter passend umgegangen, auch aus Geldmangel. Die Lehrerin und Politikerin sagt, sie habe in der Vergangenheit Geschichten gehört von Mädchen, die, überrascht vom Einsetzen der Regel, sich mit Stofffetzen behelfen wollten. „Entsprechend wichtig ist es, dass die Produkte gratis zur Verfügung gestellt werden“, so Julia Klewin.
Die SPD, die das Thema in die politischen Gremien gebracht hat, möchte übrigens nicht nur, dass die Automaten an Schulen aufgestellt werden. Gedacht werde auch an Jugendzentren, Bürgerämter und andere öffentliche Einrichtungen – überall dort, wo sich Frauen, jugendliche zumeist, aufhalten.