Rüttenscheid. . Mit Julia Klewin hat der SPD-Ortsverein Rüttenscheid eine junge Vorsitzende. Was sind ihre Ziele? Wo sieht sie Handlungsbedarf im Stadtteil?

Mit Julia Klewin hat der SPD-Ortsverein Rüttenscheid seit zwei Wochen eine neue Vorsitzende. Sie ist 34 Jahre jung und Gesamtschullehrerin. Was sind ihre Ziele in den kommenden zwei Amtsjahren? Wo sieht sie Handlungsbedarf im Stadtteil?

Unsere Redaktion trifft sich mit Julia Klewin in einem Rüttenscheider Café. Auf der Rü stockt der Verkehr, wie immer zur Messezeit. Aber auch sonst ist häufig alles verstopft in diesem Stadtteil. „Wir sind hier in einem urbanen Bereich, nicht irgendwo im Grünen. Es gibt viele berechtigte Anliegen, für Verkehrsberuhigung, aber auch für eine gute Anbindung und die Erreichbarkeit der Geschäfte.“

Mehr Bürgerbeteiligung bei Neubaugebieten

Dass gerade hier Konfliktpotenzial mit verschiedenen Interessensgruppen besteht – der neuen SPD-Vorsitzenden ist das bewusst. Auch, dass Rolf Krane, Vorsitzender der IG Rüttenscheid, als ein durchaus streitbarer Gesprächspartner gilt. „Das Meinungsbild über Herrn Krane ist auch mir im Rahmen der üblichen Mundpropaganda bekannt. Da ich aber mit ihm noch nie persönlich gesprochen habe, möchte ich mir über ihn als Person kein Urteil erlauben.“

Als junge Frau in der Politik habe sie immer gefordert, dass man ihr unvoreingenommen gegenüber tritt, also praktiziere sie das auch selbst. „Grundsätzlich gilt aber, dass Herr Krane natürlich ein potenzieller Gesprächspartner für mich ist, wie viele ander Interessenvertreter auch, die für unsere inhaltliche Arbeit im Ortsverein relevant sind.“ Insgesamt wünsche sie sich mehr Bürgerbeteiligung bei Neubaugebieten, damit die Rüttenscheider sich bei Planungen wie an der Henri-Dunant-Straße eben nicht übergangen fühlten.

Großvater war Stahlarbeiter auf der Henrichshütte

In den 219 Mitglieder starken Ortsverein möchte Julia Klewin mit einem verjüngten Vorstand frischen Wind bringen. Sie bringt unter anderem Erfahrungen bei den Jusos sowie in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen mit und hat bei der Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (Kreis Mettmann) gearbeitet. Für die SPD Rüttenscheid hat sie den letzten Wahlkampf mitorganisiert.

In die SPD eingetreten ist die gebürtige Velberterin übrigens 2005 – als Angela Merkel Kanzlerin wurde. „Ich stamme aus einer sehr, sehr politischen Familie. Bei uns wurde und wird viel diskutiert. Beim Gang zur Wahl wurde ich auch immer mitgenommen“, erzählt sie schmunzelnd. Ihr Großvater war zudem Stahlarbeiter auf der Henrichshütte – das habe sie geprägt, sagt die Lehrerin für Englisch und Sozialwissenschaften.

Digitalisierung wichtig für viele Lebensbereiche

Als sie den Job an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule bekam, der Umzug von Velbert nach Essen anstand, legte sie allerdings eine politische Pause ein und konzentrierte sich auf den Beruf. „Dann hat aber mein Opa an mein sozialdemokratisches Herz appelliert!“ 2013 besuchte sie erstmals den SPD-Stammtisch in Rüttenscheid – und blieb dabei.

„Der Ortsverein hat eine Menge Potenzial. Unser Vorstand möchte verstärkt die 30- bis 50-Jährigen motivieren, sich zu engagieren.“ Dafür müssen aber einige Strukturen überarbeitet werden – zum Beispiel die Homepage. Der Umgang mit digitalen Medien sei heute selbstverständlich für die mittlere und ältere Generation. Die Digitalisierung sei für immer mehr Lebensbereiche wichtig, der Breitbandausbau und die Ausstattung der Schulen die Voraussetzung für Ausbildung und Beruf. Und im Privatleben? Julia Klewin ist in den sozialen Medien unterwegs, postet munter bei Twitter. „Ich gehe aber sehr überlegt mit meinen Daten um.“ Etwas, was sie auch ihren Schülern nahelegt – angesichts der aktuellen Facebook-Diskussion.

>> Mitglied im Juso-Landesvorstand

Julia Klewin hat bereits bei den Jusos Aufgaben übernommen, war im Kreis Mettmann auf Kreisebene aktiv und Mitglied im Juso-Landesvorstand. Im Rat der Stadt Velbert saß die Sozialdemokratin 2012 für ein Jahr.

Bevor sie Lehramt studierte, hatte sie übrigens überlegt, zur Bundeswehr zu gehen. Für zwölf Jahre verpflichten wollte sie sich aber dann doch nicht.