Essen. . Die Stadt Essen hat 130 WC-Anlagen an Schulen inspiziert. Mehr als die Hälfte muss grundlegend saniert oder abgerissen und neu errichtet werden.
Mehr als die Hälfte aller Schultoiletten im Stadtgebiet müssen in den nächsten Jahren grundlegend saniert oder abgerissen und neu gebaut werden.
So lautet das Ergebnis einer aufwändigen Bestands-Untersuchung des städtischen Fachbereichs Immobilienwirtschaft. Im Herbst reiste ein Expertenteam quer durchs Stadtgebiet, nahm rund 130 Sanitär-Anlagen von Schulen ins Visier. Betrachtet wurden die baulichen Zustände innen und außen, der hygienische Zustand, außerdem Heizung, Lüftung, Sanitär.
„Erhebliche Mängel“ an 68 von 130 Standorten
Die Bilanz: An 68 Standorten wurden „erhebliche Mängel“ festgestellt, an jeweils weiteren 31 Standorten teilweise bis geringe Mängel. So kommt die Immobilienwirtschaft zu dem Schluss: „Für die Umsetzung des Sanierungsprogramms ist ein Zeitraum von zehn Jahren anvisiert, ausgehend von allgemeinen Preissteigerungen werden die Kosten insgesamt auf 25 Millionen Euro geschätzt.“ Nicht enthalten sind die Toiletten in Turnhallen – für sie gibt es bereits ein Extra-Sanierungsprogramm.
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Das letzte Mal, dass eine so aufwändige Bestands-Analyse der Essener Schultoiletten erfolgte, war im Jahr 2012. Damals kam man noch zu einem anderen Ergebnis: Die vorgefundenen Anlagen seien zwar alt, hieß es damals. Ein Essener Schulklo hat eine Lebenserwartung von durchschnittlich 35 Jahren. Aber grundlegend, befand man seinerzeit, seien die Dinge in Ordnung, wenn man die Klos denn richtig nutze und Vandalismus verhindern kann, zum Beispiel durch Aufsichten.
Bauausschuss-Vorsitzender: Jetzt sanieren
„Es ging jetzt um eine ganzheitliche Betrachtung“, sagt Rolf Fliß, der Vorsitzende des städtischen Bau-Ausschusses. Dieses Gremium hatte im letzten Sommer der Verwaltung den Auftrag erteilt, die Schulklos erneut zu begutachten. Für Fliß ist klar: „Dass die Toiletten jetzt komplett saniert werden, ist eigentlich beschlossene Sache.“
Doch darüber muss zunächst der Rat im Februar entscheiden – und dann der Kämmerer, ob er das Geld wirklich auf einen Schlag im nächsten Haushalt locker machen will. Denn schließlich gibt es bereits ein Sonderprogramm für Schultoiletten, sechseinhalb Millionen Euro schwer. Es sah und sieht die Sanierung von bislang 23 Schultoiletten vor bis zum Jahr 2021.
400 Millionen Euro für Schulbauten in Essen
Andererseits: Selten war so viel Geld für Schulsanierungen da wie jetzt. Das liegt an mehreren Förderprogrammen von Bund und Land, von denen die Stadt profitiert. 82 Millionen kommen vom NRW-Programm „Gute Schule 2020“, knapp 120 Millionen aus den Berliner „Kommunalinvestitionsgesetzen“. Plus: Mehr als 200 Millionen Euro stehen im städtischen Haushalt für Schulbauten bereit – macht also insgesamt mehr als 400 Millionen Euro. Auch für andere öffentliche Gebäude ist grundsätzlich Geld da, doch Oberbürgermeister Thomas Kufen erklärte in der letzten Woche bei einer Veranstaltung für alle Schulleiter: „Einen Großteil unseres Investitionsprogramms werden wir für Schulbaumaßnahmen einsetzen.“
Doch drängende Aufgaben gibt es viele: Es sind nicht nur die stinkenden Toiletten. Bis zum Sommer müssen Pavillons errichtet werden, denn an vielen Schulen ist es zu eng. Auch der Komplett-Neubau der Gesamtschule Bockmühle steht an, außerdem die Errichtung einer weiteren Gesamtschule. Welche Maßnahme wann Vorrang bekommt, ist noch offen.