Essen-Werden. Ein Essener Projektentwickler hat das Kardinal-Hengsbach-Haus vom Bistum Essen gekauft. Das sind die Pläne für das ehemalige Tagungshaus.
Die Gerüchte kursierten schon länger, kurz vor Ostern bestätigt nun das Bistum Essen, dass der Verkauf des Kardinal-Hengsbach-Hauses abgeschlossen ist. Der Gebäudekomplex wird samt Grundstück von dem Essener Immobilien- und Projektentwickler FC Real Estate übernommen. Das Unternehmen plant, das frühere Priesterseminar und Tagungshaus zu vermieten und der Öffentlichkeit weiterhin den Parkzugang zu ermöglichen. Neben der Projektierung von Wohnimmobilien stehe besonders die Rekonstruktion der Villa Franzenshöhe im Fokus, so der Käufer.
Im Randbereich des Areals sind Wohnhäuser geplant
Geplant ist, die zunächst als Priesterseminar gebaute und zuletzt als Bildungs- und Exerzitienhaus genutzte Immobilie unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes langfristig an soziale Träger zu verpachten. Derzeit fungiert das Kardinal-Hengsbach-Haus in Werden als Notunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine. Ferner werden in dem Haus nach wie vor Booster-Impfungen gegen Corona durchgeführt.
Neben der Verpachtung des Hauptgebäudes plant der Käufer im Randbereich des Areals, das sich in Gänze auf eine Fläche von beinahe 50.000 Quadratmetern erstreckt, Wohnimmobilien. Sie sollen „das gesamte Ensemble sensibel ergänzen”, heißt es. Die beiden Gründer der Immobilienfirma – Architekt Hans Reidick und Immobilienökonom Mike Hofmann – planen zudem die Rekonstruktion der Villa Franzenshöhe auf dem Außengelände, dem ehemaligen Wohnhaus der Bankiersfamilie Hirschland. Nicht zuletzt gehe es dem Projektentwickler damit um die Revitalisierung des Ortes als Symbolstätte der Industrialisierung und der Essener Geschichte.
Die weitläufige Parkanlage mit dem alten Baumbestand soll der Öffentlichkeit auch weiterhin zugänglich bleiben, so die Verlautbarung des Projektentwicklers.
Stillschweigen über Verkaufserlös
Nach der Zusammenführung der katholischen Erwachsenenbildung in der Mülheimer Bistumsakademie „Die Wolfsburg“ hatte das Bistum den Standort im Kardinal-Hengsbach-Haus im Jahr 2020 geschlossen. Nun gelte es, „die wichtige Arbeit der Erwachsenenbildung in unserer Bistumsakademie ,Die Wolfsburg‘ in Mülheim weiterzuführen und zugleich unser Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig zu stärken“, erklärte Bischof Franz-Josef Overbeck zum jetzt durchgeführten Verkauf der Immobilie.
Drei Jahrzehnte lang Priesterseminar
Im Jahr 1962 wurde das Kardinal-Hengsbach-Haus als Priesterseminar für das vier Jahre zuvor gegründete Bistum Essen eingeweiht. Gemeinsam mit dem Studienkolleg in Bochum-Querenburg diente es gut drei Jahrzehnte lang der Priesterausbildung.Angesichts sinkender Priesterzahlen wurde die Ausbildung 1994 nach Bochum verlegt. Das Gebäude diente nun als Tagungs- und Exerzitienhaus. Ende 2020 beschloss das Bistum, Bildungsarbeit in der Akademie „Die Wolfsburg“ zu konzentrieren.
Die Zusammenführung der Erwachsenenbildung im Bistum Essen und der daraus folgende Verkauf des Kardinal-Hengsbach-Hauses – im Februar 2021 von Bischof Overbeck als eine „äußerst schmerzhafte Entscheidung“ bezeichnet – seien notwendig geworden, um einer drohenden wirtschaftlichen Schieflage des Bistums entgegen zu wirken. Der Verkaufserlös – über dessen Höhe das Bistum und FC Real Estate Stillschweigen vereinbart haben – diene dem Bistum nun dazu, die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit in den unterschiedlichen Bereichen der katholischen Kirche an Rhein, Ruhr und Lenne weiter abzusichern.
Der Verkaufsentscheidung ging im Bistum Essen ein mehrmonatiges Verfahren voraus, bei dem insbesondere die Frage der künftigen Nutzung des Anwesens diskutiert wurde. Nach intensiver Beratung im Vermögensrat und im Konsultorenkollegium des Bistums wurde schließlich der Verkauf an FC Real Estate genehmigt.