Essen-Fischlaken. Dem Fichtensterben auf dem Bergfriedhof begegnet die Stadt Essen mit der Anpflanzung einer neuen Baumart. So sieht die erste Allee aus.
Noch sieht man es den 24 schlanken Stämmen nicht an: Aber schon in zwei Jahrzehnten werden diese Urweltmammutbäume eine dichte Allee von der Kapelle hinab in das weitläufige Gebiet des Bergfriedhofs in Fischlaken gebildet haben. In die Erde gesetzt wurden die Baumneulinge im Rahmen des städtischen Projektes „Neue Wege zum Wasser“. Möglich gemacht wurde diese außergewöhnliche Pflanzung durch eine Spende der Van-Eupen-Stiftung für Umweltschutz.
Stiftung finanziert regelmäßig die Anpflanzung neuer Bäume
Zur offiziellen Eröffnung herrscht wie bestellt das schönste Frühlingswetter. „Das ist schon gute Tradition, wenn wir gemeinsam so ein Projekt einweihen“, erklärt die Umweltbeigeordnete Simone Raskob mit freudiger Stimme im Hinblick auf die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung. Im Essener Stadtgebiet sorge die Natur- und Umweltschutz-Stiftung dafür, dass sich das Grün immer weiter ausbreite.
In Grünanlagen und auch auf den städtischen Friedhöfen finanzieren Birgit Braun und ihr Vater Ulrich, beide Vorstände der Van-Eupen-Stiftung, regelmäßig die Anpflanzung neuer Bäume. Darunter sind durchaus große Projekte wie die im Jahr 2020 angelegte Baumallee von 28 Spitzahorn-Gewächsen auf dem Terrassenfriedhof in Schönebeck. Umfangreich ist jetzt ebenfalls das Projekt in Fischlaken, denn bei den 24 Exemplaren soll es nicht bleiben, wie Birgit Braun verrät: „Viele der Fichten hier sind krank und müssen ersetzt werden.“
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Bergfriedhof wurde in den späten 1930er Jahren angelegt
Ulrich Falke, Landschaftsarchitekt von Grün und Gruga, bestätigt: „Etliche der in den späten 30er Jahren ursprünglich angepflanzten Fichten sind von Schädlingen befallen und schon nicht mehr standsicher.“ Sie seien gefällt worden. Die Wahl für eine Ersatzpflanzung fiel auf den Urweltmammutbaum, weil diese Konifere als besonders widerstandsfähig gegen Schädlinge gilt und auch Trockenheit gut verträgt. „Die Baumart wird als lebendes Fossil bezeichnet, weil es sie schon in der Kreidezeit gab“, erklärt Falke weiter.
Lebens- und Freizeitwert verbessern
Das Programm „Neue Wege zum Wasser“ dient der Entwicklung von Freiräumen und ist bereits vor der Grünen Hauptstadt 2017 erklärtes Ziel der Stadt Essen gewesen. In verschiedenen Projekten werden Spazier- und Wanderwege an Seen und Flussauen neu erschlossen, Bahntrassen umgebaut sowie das Radwegenetz erweitert. Insgesamt soll sich der Lebens- und Freizeitwert in der Region verbessern.
Mit im Boot sitzt bei den Projekten die Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft (EABG), die Langzeitarbeitslosen eine Chance zur Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt gibt.
Die Van-Eupen-Stiftung hat die Maßnahme auf dem Bergfriedhof in Fischlaken mit 500 Euro pro Baum finanziert. Hinzu kommen Pflanzarbeiten und Material.
Die Wassertanne, wie das Gewächs auch genannt wird, soll künftig die ausgedehnte Vegetation auf dem Bergfriedhof bereichern. Eine weitere Allee sei bereits in Planung, berichtet Hartmut Kütemann-Busch, Geschäftsführer der Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft (EABG), die die baumpflegerischen Arbeiten ausführt. Zwölf Langzeitarbeitslose seien seit November mit der ersten Baumallee beschäftigt gewesen. „Die Menschen freuen sich, wenn sie mithelfen können, etwas von Bestand und Wert zu schaffen. Da wissen sie, wofür sie die Schippe in die Erde setzen.“
Perfekt eingepasst in die Topographie oberhalb der Ruhr
Der Bergfriedhof sei ein wunderbares Beispiel dafür, so Simone Raskob, dass die Essener Friedhöfe nicht nur Orte der Trauer und Einkehr seien, sondern die parkähnlichen Anlagen den Menschen gleichfalls als Erholungsort dienten sowie Pflanzen und Tieren als Rückzugsrefugien.
Für Landschaftsarchitekt Ulrich Falk ist die Betreuung der fünf großen städtischen Friedhöfe nicht nur unter Umweltaspekten eine nachhaltige Aufgabe. Es gehe ebenso um die Fortführung der von Stadtplaner Robert Schmidt in den 1920er Jahren konzipierten Grünanlagen in ihrer Architektur und Wirkung für die damals aufstrebende Industriestadt. Den Bergfriedhof habe der Bauingenieur perfekt eingepasst in die Topographie oberhalb der Ruhr – mit breiten Wegen, auf denen künftig nun Urweltmammutbäume Schatten spenden werden.