Essen-Haarzopf. Viktoria Gatzweiler (33) lebt mit ihrer Familie auf einem historischen Hof in Essen-Haarzopf. Warum sie jetzt Alpaka-Wanderungen anbietet.
- Auf den Wiesen in der Nähe des Flughafens Essen-Mülheim kann man Alpakas sehen.
- Fotografieren ist erlaubt, füttern nicht.
- Hofbesitzerin bringt Besuchern die Eigenarten der Tiere nahe.
Viktoria Gatzweiler (33) aus Essen-Haarzopf hat sich ihren Lebenstraum erfüllt. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie 2020 einen alten Bauernhof in der Nähe des Flughafens Essen-Mülheim gekauft und umgebaut. Dort hält das Ehepaar Hühner, Gänse, Ponys, Schafe, Hunde – und Alpakas. Ihre Begeisterung für diese besonderen Tiere teilt Viktoria Gatzweiler gern mit anderen.
Seit Weihnachten 2021 leben Viktoria und Julian Gatzweiler mit ihrer sieben Monate alten Tochter auf Gut Gatzweiler, dem ehemaligen Hof Röttgen an der Eststraße. Die rund 700 Jahre alte Hofstelle mit dem Hof Röttgen gehörte seit 1953 dem Landwirt Heinz Schaaphaus, der vor einiger Zeit verstorben ist. Vor zwei Jahren kaufte das Ehepaar Gatzweiler den historischen Hof und begann, ihn in Eigenarbeit umzubauen.
„Seitdem haben wir jedes Wochenende hier verbracht. Das ist schon ein Lebensprojekt, aber der Weg ist das Ziel“, sagt Viktoria Gatzweiler, die vorher mit ihrem Mann ganz in der Nähe auf dem Oberschuirshof lebte, wo Julian Gatzweiler, geborener Weber, aufgewachsen war. Heute wird dieser Hof von ihrem Schwager bewirtschaftet, erzählt die 33-Jährige.
„Mein Mann ist nur im Nebenerwerb Landwirt, arbeitet eigentlich in der Stahlindustrie“, sagt Viktoria Gatzweiler, die ebenfalls keine Vollzeitlandwirtin, sondern für eine Autobank tätig ist. „Im Moment bin ich in Elternzeit.“ Die Alpakas habe sie bereits 2018 gekauft, „die Tiere haben mich immer begeistert“. Sie sind durch ihr flauschiges Fell gut gegen Kälte geschützt und können das ganze Jahr über draußen bleiben, bei Nässe gehen sie selbstständig in den Stall. Allerdings brauchen sie viel Platz. Auf ihrer Haarzopfer Weide hinter dem Gartencenter Schley’s haben sie rund 1,5 Hektar zur Verfügung.
Dass sie jetzt Alpaka-Spaziergänge anbietet, habe sich irgendwie ergeben, berichtet Viktoria Gatzweiler. Willi, Alfi und Fritz sind eine kleine Herrenrunde, die von zwei verschiedenen Züchtern stammt und in absehbarer Zeit noch um zwei Tiere erweitert werden soll. Ob sie irgendwann selbst züchten werde, wisse sie noch nicht, sagt Viktoria Gatzweiler, die die Höhepunkte ihre Landlebens regelmäßig bei Instagram und Co. postet und dort viele Fans hat.
Beliebt seien inzwischen auch die Alpaka-Spaziergänge, bei denen Leittier Willi meist vorweg läuft. Sie dauern rund anderthalb Stunden und starten am Hof der Gatzweilers. Geeignet sind sie für Familien, Freundeskreise, Arbeitsteams, eigentlich für Menschen jeden Alters – mit einigen Ausnahmen.
„Man sollte schon einigermaßen gut zu Fuß sein, denn wir gehen nicht über befestigte Wege, sondern über die Wiesen. Und allzu laute, sehr wilde Kinder stressen die Tiere, das passt dann nicht so gut“, sagt Viktoria Gatzweiler, die zu Beginn der Touren einige Hintergründe zu den Tieren und ihrem Verhalten vermittelt. „Ja, sie können auch spucken, aber das tun sie in der Regel nur untereinander, aus Futterneid oder um die Machtverhältnisse in der Gruppe zu klären.“
Wichtig sei, dass sich die Menschen auf die sehr sozialen Herdentiere einlassen. Alpakas seien zwar friedlich, süß und flauschig, aber keineswegs Kuscheltiere. „Sie sind sehr sensibel, mögen es eigentlich nicht, angefasst zu werden.“ Ganz wichtig sei, die Alpakas niemals ohne Rücksprache zu füttern. „Das kann tödlich für die Tiere sein“, sagt Viktoria Gatzweiler. Fotos zu machen, sei aber natürlich erlaubt.
Im Winter gibt es die Alpakatouren nur am Wochenende, im Sommer häufiger. Die Anlässe seien vielfältig: Kindergeburtstage, Junggesellenabschiede, auch Fotoshootings im Rahmen von Hochzeiten habe es schon gegeben, erzählt die Haarzopferin. Wer nicht mit den Tieren an der Leine spaziergehen, sie aber trotzdem kennenlernen möchte, kann das beim sogenannten „meet and greet“ (treffen und grüßen) tun.
Alpakas kommen eigentlich aus den südamerikanischen Anden, fressen Gras, Heu und Mineralfutter und als besondere Leckerbissen Tannenbäume. Sie werden rund 20 Jahre alt und kosten zwischen 1000 und 2000 Euro. Je nach Ausbildung oder Zuchtqualität der Tiere können die Kosten aber auch wesentlich höher liegen, erklärt Viktoria Gatzweiler.
Auch Alpaka-Yoga ist geplant
Viktoria Gatzweiler bietet die Alpaka-Spaziergänge ausschließlich für private Gruppen von zwei bis fünf Personen, in Ausnahmefällen auch mehr, an. Der Preis variiert je nach Teilnehmerzahl und liegt zwischen 35 und 20 Euro pro Person.
Geplant ist, im Laufe des Jahres auch Alpaka-Yoga auf dem Hof an der Eststraße anzubieten, also Yoga-Stunden, bei denen die Tiere zwischen den Teilnehmenden herumlaufen.
Informationen zu den Spaziergängen und weiteren Angeboten gibt es per E-Mail unter info@alpakamomente.de .
Sie genießt mit ihrer kleinen Tochter das Leben als Landfrau am Rand der Großstadt und ist an der
Geschichte des Anwesens sehr interessiert. Durch den Haarzopfer Heimatforscher Herbert Schmitz hätten sie viel über ihren Hof erfahren. Schmitz hatte zum Beispiel recherchiert, dass der Kotten des Hofes Röttgen, in dem Hofarbeiter wohnten, 1765 abgebrannt sei. Der damalige Pächter habe sich an seinen Landesherren, den Werdener Abt, gewandt, mit der Bitte, ihn doch selbst einen neuen Kotten errichten zu lassen. Die Bitte sei erhört worden: Der Abt sei gnädig gewesen, der Kotten gebaut worden.
Das Anwesen hatte eine wechselvolle Geschichte: 1847 sei der rund 32 Hektar große Hof an die Geschwister Röttgen vererbt worden. 1868 sei er laut Schmitz’ Recherchen durch Kauf an die Familie Hermann Unterhansberg gegangen, dann 1913 an die Stadt Essen und 1920 an Bertha Krupp von Bohlen und Halbach.