Bergerhausen. Das leise Summen verrät es: Lilli, Isa, Jenny und Liesa sind noch etwas gestresst. Kein Wunder, haben sie doch erst vor wenigen Stunden den Umzug in ihr neues Heim hinter sich gebracht und müssen sich erst an die neue Umgebung auf dem Schürmannhof gewöhnen.

Die vier Neuen an der Kaninenberghöhe sind Alpakas, flauschige, lamaähnliche Tiere, die nicht nur den Schafen auf der Weide, sondern auch den Mietern der acht Seniorenwohnungen auf dem Schürmannhof Gesellschaft leisten sollen. Die vierjährigen Muttertiere kommen aus Südamerika, die Töchter wurden im Sommer 2008 auf dem Hof von Dieter Ochel, Bauherr des Schürmannhofs, geboren.

„Ich habe die Alpakas vor drei, vier Jahren auf einer Messe in München gesehen und mich gleich in die Tiere verliebt”, erinnert sich Dieter Ochel. Seitdem sei die Entscheidung gereift, mit Alpakas das Leben auf dem Schürmannhof zu bereichern. Deutsche Züchter kauften meist 30 bis 40 Tiere, flögen sie aus Südamerika für Zucht und Verkauf ein. „Die Tier haben einen ruhigen, friedlichen und ausgeglichenen Charakter und werden deshalb oft bei Therapien für gestresste Manager eingesetzt”, weiß Ochel.

Etwas schwieriger zu halten seien die Hengste. „Da ich die Stuten ja schon im trächtigen Zustand gekauft habe, habe ich natürlich gehofft, dass auch der Nachwuchs weiblich ist.” Ochels Wunsch erfüllte sich, und so leben jetzt vier süße Alpaka-Mädchen auf dem Bergerhauser Hof, gemeinsam mit Kaninchen und Schafen, zu denen sich noch Hühner und Gänse gesellen sollen.

Besonders zutraulich und neugierig ist die kleine, weiße Jenny. Sie kommt auf jeden Besucher zu und beschnuppert ihn. Die Mütter, die in Nord-Chile geboren wurden, im Oktober 2006 nach Deutschland kamen und erst einmal in einer größeren Herde im sauerländischen Sundern lebten, seien verständlicherweise nicht so zahm. Ochel ist aber optimistisch, dass sich die Tiere gut einleben und später auch an der Leine geführt werden können. „Ziel ist, dass die Senioren, die hier leben, mit den Alpakas im Walpurgis- und Siepental spazierengehen können und so die Menschen im Stadtteil auch etwas von den schönen Tieren haben”, sagt er.

Dass Tiere und bauerliches Leben einen therapeutischen Effekt haben, davon ist Dieter Ochel überzeugt. „Das ist ja auch das Konzept des Vereins Schürmannhof. Im Umgang mit Tieren vergessen die Senioren ihre Krankheiten und Behinderungen und brauchen oft weniger Medikamente.”

So sollen auch die Alpakas zum Wohlbefinden der Bewohner beitragen. Um es den Stuten und Fohlen gemütlich zu machen, hat er eigens einen Holzstall gebaut. „Kälte macht ihnen nichts aus, sie leben ja in Südamerika auf einer Höhe von 3000 Metern. Aber Nässe können sie nicht vertragen, so dass sie auf jeden Fall einen Unterstand brauchen”, weiß Ochel, der sich mit Lebensweise, Wesen und Bedürfnissen der Alpakas intensiv auseinandergesetzt hat. Die genügsamen Tieren brauchen nur Heu, Wasser und Kamelfutter, ansonsten können sie mit den Schafen auf der Weide grasen. „Alpakas sind sehr saubere Tiere, die sich gegen Ungeziefer gern im Sand wälzen und ihren Kot immer nur an einer Stelle machen, ganz im Gegensatz zu den Schafen, die die ganze Wiese düngen”, schmunzelt Ochel.

Das dichte Fell schützt die Alpakas, die in ihrer Heimat als Lastentiere eingesetzt werden, vor Kälte. „Jetzt im Sommer werden wir sie gleichzeitig mit den Schafen scheren lassen. Ob es für die hochwertige Wolle hier einen Markt gibt, wird sich zeigen”, sagt Ochel. Früher habe man in Südamerika Alpaka-Wolle mit Gold aufgewogen. Gern möchte Ochel die sanften Tiere auch mit Kindern aus dem Stadtteil in Kontakt bringen: „Wer mag, kann helfen, sie an die Leine zu gewöhnen oder auch später Patenschaften übernehmen.”