Essen-Haarzopf. Haarzopfer Bürger organisieren Hilfstransport in die Ukraine und wollen 30 Frauen und Kinder aufnehmen. Welche Fragen die Bürger dazu haben.

  • Privater Hilfsgütertransport startet aus Haarzopf Richtung Ukraine.
  • Helfer wollen Flüchtlinge mit nach Essen bringen.
  • Haarzopfer stellen Wohnraum zur Verfügung.

Mit 13 Transportern und einem Lkw voller Hilfsgüter starten Privatleute aus Essen-Haarzopf am 11. März Richtung Ukraine. Auf der Rückfahrt wollen sie 30 Frauen und Kinder mitbringen, die ihre Heimat wegen des Krieges verlassen wollen. Zehn Haarzopfer Familien wollen die Flüchtlinge privat aufnehmen, haben dazu aber noch viele Fragen.

Einige davon konnten sie beim Info-Treffen im Haarzopfer Imbiss Melandis stellen, dessen Inhaber Tarkan Yüzbasioglu zu den Organisatoren der Aktion gehört. Die Idee, einen Hilfstransport zu starten, hatte das Haarzopfer Ehepaar Jasmin und Matthias Bähre, das persönliche Kontakte in die Ukraine hat. Darüber wird die Mitfahrgelegenheit nach Haarzopf organisiert. Das Ehepaar holte weitere Nachbarn mit ins Boot.

Haarzopfer wollen 30 Frauen und Kinder aus der Ukraine aufnehmen

Die Flüchtlinge, die sie am Wochenende aus Lemberg mitbringen wollen, stammen aus verschiedenen Landesteilen. „Es wird nicht einfach, viele werden stark traumatisiert sein. Sie werden erst einmal Ruhe brauchen. Die finden sie privat eher als in großen Flüchtlingsunterkünften“, sind die Organisatoren überzeugt. Sie hoffen, dass die Unterbringung in den jeweiligen Familien längerfristig möglich ist, damit die Menschen wirklich ankommen können. Wie lange sie tatsächlich bleiben werden, wisse niemand.

Am Ende der Veranstaltung hatte Daniel Reinhardt aus dem Organisatorenteam zehn Haarzopferinnen und Haarzopfer auf seiner Liste, die die Flüchtlinge bei der Rückkehr in Empfang nehmen wollen. Über eine Whatsapp-Gruppe wollen sich die Helfer vernetzen.

Tarkan Yüzbasioglu vom Haarzopfer Imbiss Melandis vor dem vollgepackten Transporter.
Tarkan Yüzbasioglu vom Haarzopfer Imbiss Melandis vor dem vollgepackten Transporter. © Unbekannt | Elli Schulz

Beim Info-Treff ging es unter anderem um Sprachbarrieren, Corona-Impfungen, Anmeldung der Flüchtlinge, Arzt- und Schulbesuche, Sozialleistungen, um die Aufnahme in Mietwohnungen und darum, was zu tun sei, wenn das Zusammenleben dann doch nicht funktioniere.

SPD-Ratsherr Philipp Rosenau verwies auf die städtische Anlaufstelle beim Amt für Soziales und Wohnen an der Steubenstraße 53 im Südostviertel. Die Stelle sei täglich von 9 bis 16 Uhr besetzt, von 16 bis 19 Uhr gebe es eine Notfallnummer. Dort könnten sich die Flüchtlinge registrieren lassen, Krankenscheine für Arztbesuche, Medikamente und Corona-Impfungen erhalten und Ansprüche auf Sozialleistungen anmelden.

Fragen zu Arbeitsgenehmigungen und Sozialleistungen

Dort gebe es auch Informationen zu Arbeitsgenehmigungen, Schulpflicht und Kita-Besuch. Bei unbegleiteten Kindern werde der Kontakt zum Jugendamt vermittelt. „Die Stadt weiß tatsächlich auch gern, wer sich hier aufhält und in welchen Familien die Flüchtlinge, in diesem Fall vorwiegend Frauen und Kinder, untergekommen sind“, appellierte Rosenau an die Hilfswilligen, die städtische Stelle aufzusuchen. Man müsse das aber nicht sofort tun. „Bis zu drei Monate können die Menschen ohne Visum bleiben, die Frist kann dann doch mal um 90 Tage verlängert werden.“ In Mietwohnungen könne man acht Wochen lang problemlos Gäste unterbringen, erst danach müsse man die Vermieter informieren, um seinen Mietvertrag nicht zu riskieren, erfuhren die Haarzopfer.

Nicht nur Unterkünfte boten die Bürger an. Eine Russin („bitte nicht als Feinde sehen“) sagte zu, als Sprachvermittlerin bereitzustehen. Einige wollen mit Kindern Eis essen gehen, Ausflüge organisieren, Flüchtlinge zum Arzt oder bei der Jobsuche begleiten – auch, um die jeweiligen Gastgeber zu entlasten. Andere wollen leerstehende Wohnungen oder möblierte Ferienwohnungen für die Flüchtlinge anmieten und sich die Kosten mit mehreren teilen.

Einige Haarzopfer sind bereits aktiv geworden

Einige sind bereits aktiv geworden: Johanna Kaufmann zum Beispiel hat keine Möglichkeiten, jemanden bei sich aufzunehmen, aber nach eigenen Angaben bereits Kontakt mit der Margarethe-Krupp-Stiftung aufgenommen: Sie will eine kurzfristig freiwerdende Ein-Zimmer-Wohnung für eine Ukrainerin mit Kindern anmieten. „Wir würden auch renovieren, für Möbel sorgen und ich würde mich vor und nach der Arbeit um die Menschen kümmern“, sagt sie.

Auch Marcus Bonna, Betreiber des jetzt geschlossenen Eiscafés in der Neuen Mitte Haarzopf, hat bereits zwei ukrainische Mütter mit ihren Töchtern in seinem Hotel in Borbeck untergebracht und erwartet jetzt eine weitere Familie.