Essen-Haarzopf. Das Nuovo Centro in der Neuen Mitte Haarzopf war seit 2008 Treffpunkt. Warum Betreiber Marcus Bonna nach der Winterpause nicht mehr öffnet.

Schlechte Nachricht für Eis-Fans in Essen-Haarzopf: Das Eiscafé Nuovo Centro öffnet nach der Winterpause nicht wieder. Doch die Räume sind bereits wieder vergeben: Der Conzept-Store „Herzlichklein“, der seit Oktober 2021 im Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf Kleidung, Wohnaccessoires und mehr verkauft und dabei Spenden für soziale Projekte sammelt, bleibt bestehen. Eigentlich sollte der Laden die Räume nur während der Winterpause des Eiscafés nutzen.

Seit 14 Jahren war das Nuovo Centro im Sommerhalbjahr eine feste Anlaufstelle für Haarzopfer Eis-Freunde. In diesem Fall war es nicht in erster Linie die Corona-Pandemie, die Inhaber Marcus Bonna dazu brachte, seine Eisdiele für immer zu schließen. „Meine Eltern sollen endlich ihren Ruhestand genießen können“, sagt der 46-Jährige. Gemeinsam mit seinen Eltern Birgit und Herbert Bonna führte er den Betrieb, der kurz nach dem Start des Geschäftszentrums Neue Mitte Haarzopf im Frühjahr 2008 eröffnet hatte. „Wir hatten damals eigentlich keine große Erfahrung in der Gastronomie“, blickt Marcus Bonna zurück.

Das Eiscafé in Essen-Haarzopf öffnet nach der Winterpause nicht wieder

Trotzdem sei es gut gelaufen, das Eiscafé war sehr beliebt. Davon zeugen auch die Kommentare in den sozialen Medien auf die Ankündigung von Marcus Bonna, das Café zu schließen. Viele reagierten darauf traurig, einige sogar geschockt. „Wir haben all die Jahre tapfer zwischen anderen bekannten Eisdielen durchgehalten. Tolle Eisbecher für die Gäste zu zaubern, hat viel Spaß gemacht. Es war keine leichte Entscheidung und ich höre schon mit einem weinenden Auge auf, gerade weil mir die Kinder am Herzen liegen, die sich aufs Eis gefreut hatten“, sagt Bonna.

Das Spendenkonzept von „Herzlichklein“

Wer bei „Herzlichklein“ an der Fulerumer Straße 223 einkauft, erhält einen sogenannten Heldenpunkt, ab 100 Euro Einkaufssumme einen zweiten.Mit den Heldenpunkten können die Kunden Projekte fördern, die sie für wichtig halten: krebskranke Kinder in Essen, Schulbau in Afrika, Straßenhunde in Rumänien, internationale Ärzteeinsätze, die Aufforstung des Regenwaldes und vieles mehr.

„Mein Vater ist jetzt 79, er soll nicht mehr jeden Morgen die Möbel vor die Tür stellen müssen. Und meine Mutter soll mit 74 auch nicht mehr die Frühschicht in der Eisdiele übernehmen“, erklärt Marcus Bonna, der selbst jetzt ein Jahr Pause machen und dann überlegen will, ob er vielleicht doch noch mal in Haarzopf Eis möchte. Die beiden letzten Jahre seien coronabedingt allerdings nicht einfach gewesen. „Die Kosten für Eis und Miete sind in die Höhe gegangen.“ Zudem müsse man immer wieder geeignetes Personal für die Saison finden. Bis zu zehn Saisonkräfte, meist Schüler oder Studenten, habe er normalerweise in der Eisdiele beschäftigt. „Die konnten bei uns erste Berufserfahrungen sammeln.“

Mit seinen Eltern Birgit und Herbert Bonna betrieb Marcus Bonna (Mitte) fast 14 Jahre lang das Eiscafé Nuovo Centro an der Fulerumer Straße in Essen-Haarzopf.
Mit seinen Eltern Birgit und Herbert Bonna betrieb Marcus Bonna (Mitte) fast 14 Jahre lang das Eiscafé Nuovo Centro an der Fulerumer Straße in Essen-Haarzopf. © Unbekannt | Marcus Bonna

Langweilig wird dem 46-Jährigen nicht werden: Familie Bonna unterhält das Bed-and-Breakfast-Hotel Bonnanotte an der Donnerstraße 110 in Borbeck, am Standort des ehemaligen städtischen Frauenhauses. Die Familie hatte das Gebäude im Dezember 2009 gekauft und grundlegend renoviert und umgebaut. 2011 habe man dort die ersten Gäste begrüßen können. Insgesamt stehen 15 Zimmer zur Verfügung.

Der Laden „Herzlichklein“ von Birke Benzke (l.) und Lisa Prokasky bleibt im Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf in den Räumen des früheren Eiscafés.
Der Laden „Herzlichklein“ von Birke Benzke (l.) und Lisa Prokasky bleibt im Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf in den Räumen des früheren Eiscafés. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Für die Betreiberinnen des Geschäfts „Herzlichklein“ ist die Entscheidung von Marcus Bonna eine gute Nachricht. „Wir freuen uns, dass wir bleiben können“, sagt Lisa Prokasky, die gemeinsam mit Birke Benzke den Laden an der Fulerumer Straße führt. Ursprünglich sei er als Pop-up-Store geplant gewesen, um zu schauen, wie er angenommen wird. Sie hätten viele positive Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden erhalten und das Konzept, mit dem Einkauf Gutes zu tun, komme im Stadtteil sehr gut an, so Lisa Prokasky.

In den vergangenen vier Monaten habe man so 20 verschiedene Hilfsprojekte mit insgesamt 2611 Euro unterstützen können, schreiben die Geschäftsfrauen auf Facebook. Ursprünglich waren die Inhaberinnen davon ausgegangen, sich im Frühjahr ein neues Ladenlokal suchen zu müssen und die Räume wieder für das Eiscafé zu räumen.

Kunden des Ladens „Herzlichklein“ spenden Geld für soziale Projekte

Neben dem Geschäft „Herzlichklein“ unterhalten die beiden Frauen die Spendenplattform „I do“. „Für jeden Einkauf spenden wir einen Euro an ein soziales Projekt, das sich die Kundinnen und Kunden aussuchen. So verbinden wir unsere beiden Herzensprojekte“, hatte Birke Benzke kurz nach der Eröffnung des Ladens erklärt. Monatlich stehen den Kunden fünf Projekte zur Auswahl.

„Wir wollten schon gern in Haarzopf bleiben, wir haben die Leute liebgewonnen und es ist unser Stadtteil“, sagt Lisa Prokasky. Nicht nur von den Kunden seien sie herzlich aufgenommen worden. Auch die Geschäftsleute im Umfeld hätten sie unterstützt. Die Inhaberinnen wollen sich jetzt eine Überraschung für Kinder einfallen lassen, die nun traurig sind, dass es die Eisdiele nicht mehr gibt. „Wir haben da schon einige Ideen.“