Essen. Die weiterführenden Schulen in Essen haben Anmeldungen der Viertklässler angenommen. Fast jedes zweite Kind will auf ein Gymnasium.

Fast jeder zweite Viertklässler in Essen will im Sommer auf ein Gymnasium im Stadtgebiet wechseln. Das ergeben die Anmeldezahlen fürs Schuljahr 2022/23. Die Anmeldungen wurden am Wochenende abgeschlossen. Es mussten knapp 4900 Jungen und Mädchen registriert werden.

Alle Werte, alle Schulen, erste Analysen – hier lesen Sie die einzelnen Anmeldezahlen

Mit einer Quote von 46,4 Prozent aller Viertklässler ist das Gymnasium somit erneut die Schulform, die am stärksten von Kindern und Eltern angefragt wird – dieser Trend besteht ungebrochen seit Jahrzehnten. Überhaupt sei das „Anmeldeverhalten alles in allem von großer Kontinuität geprägt“, bilanziert die Essener Schulverwaltung nach Abschluss der Aufnahmen. „Die Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen und vor allem die Verteilung auf die einzelnen Schulformen sind sehr stabil, ein Beleg dafür, dass die Essener Schulen und die Vielfältigkeit ihrer Profile bei den Eltern geschätzt werden.“

Hauptschulen mit niedrigstem Wert – trotzdem Bestandsgarantie

Tatsächlich gibt es bei den Quoten kaum Veränderungen – auch die Realschulen sind ausgesprochen stabil (23,9 Prozent aller Anmeldungen); Gleiches gilt für Gesamtschulen (Quote 20,8 Prozent). Allein die Hauptschulen – es gibt noch vier davon im Stadtgebiet – verzeichnen mit einer Quote von 1,6 Prozent den niedrigsten Wert in ihrer Geschichte. Doch es ist nicht zu erwarten, dass jetzt eine neue Debatte über den Erhalt von Hauptschulen geführt werden wird – diese Debatte, die mit einer schrittweisen Schließung vieler Standorte einherging, ist mit dem Aufkommen von Flüchtlingen und so genannten „Seiteneinsteigern“ ab dem Jahr 2015 schlagartig verstummt. „Eltern entscheiden sich bewusst für Hauptschulen“, heißt es bei der Stadt, „da die Fördermöglichkeiten in den kleinen Klassen sehr geschätzt werden.“ Der frühere Schul-Dezernent Peter Renzel gab 2018 – wenn auch inoffiziell – eine Bestandsgarantie für die derzeit bestehenden Hauptschul-Standorte. Und mit Erfolg wurde ein Standort wiederbelebt: Nach der Degradierung zu einer Zweigstelle wurde die Hauptschule Katernberg („Glückauf-Schule“) im Schuljahr 19/20 neu gegründet.

Neue Schulgebäude müssen schnell errichtet werden

Grundsätzlich zeichnet sich ab, dass die Menge an Schulplätzen im Stadtgebiet bald nicht mehr reichen wird – zuletzt wurde die Verwaltung von der Schulpolitik damit beauftragt, stadtweite und konkrete Ausbau- und Erweiterungspläne anzugehen. Der Schulentwicklungsplan sieht den Neubau von 15 Schulen vor: Zehn Grund-, zwei Gesamt-, eine Realschule sowie zwei Gymnasien müssen dringend schnell entstehen. „Wir wissen“, sagt Schul-Dezernent Muchtar Al Ghusain, „dass in den kommenden Jahren zahlenmäßig bedeutend stärkere Jahrgänge anstehen.“ Bei den Gesamtschulen ist das Problem schon lange akut: Unterm Strich fehlen Plätze, auch in diesem Jahr sind es wieder 100 Anmeldungen mehr als Plätze an den sieben Gesamtschulen. An den anderen Schulformen, betont die Stadt, könne man jedem Kandidaten ein Angebot an der gewünschten Schulform machen – jedoch nicht immer an der gewünschten Schule.

Grundsätzlich können einige Schulen, die in diesem Jahr deutlich mehr Anfragen als freie Plätze haben, ausnahmsweise eine zusätzliche Klasse bilden. Das hängt aber stark von den Räumlichkeiten ab. Ansonsten muss umverteilt werden – nicht selten entscheidet am Ende das Los unter den Kandidaten, die nicht auf Anhieb genommen werden können. Zu den Faktoren, die eine Aufnahme begünstigen, zählt vor allem, ob es schon ein Geschwisterkind an der betreffenden Schule gibt. Das Los-Verfahren gilt für Schulen als rechtssicher, auch wenn es unter betroffenen Eltern jedes Jahr erneut für massive Verstimmung sorgt.