Essen-Karnap. Grablampen gestohlen, Blumen zertreten: Bürger in Essen-Karnap beklagen Vandalismus auf dem Friedhof. Darum sieht die Stadt kaum Handlungsbedarf.

Illegale Müllablagerung, Diebstahl von batteriebetriebenen Grabkerzen und Blumen sowie entwendete Gullydeckel: Die Liste der Klagen über Vandalismus auf dem Karnaper Friedhof an der Ahnewinkelstraße ist lang. „Seit mehreren Monaten nimmt das Problem an Fahrt auf“, erklärt Denis Gollan, der sich damit jetzt an die zuständige Bezirksvertretung V gewandt hat.

Ordnungsamt Essen war nicht auf Karnaper Friedhof im Einsatz

„Leider wird die letzte Ruhestätte zum Gedenken an die Verstorbenen nicht von allen mit dem nötigen Respekt behandelt“, erklärt der Karnaper, der die Beschwerden auf seiner Facebookseite „Karnap im Wandel“ sammelt. Während die Liste dort immer länger wird, erklärt die Stadt auf Anfrage: „Das Ordnungsamt der Stadt Essen war in den vergangenen Monaten dort nicht im Einsatz.“

Gollan befürchtet, dass die Diebstähle und der Vandalismus in den wenigsten Fällen zur Anzeige gebracht werden. Viele seien wütend, doch nur wenige rufen tatsächlich die Stadt oder die Polizei, wenn die Grablampe verschwunden, die Toiletten beschmiert, das Wiesengrab ein Schlammfeld ist. Dennoch will der ehemalige Politiker des Essener Bürgerbündnisses die Situation nicht weiter hinnehmen: „So kann und darf es nicht weitergehen.“

Stadt Essen nimmt Stellung zu Totenruhe, Vandalismus und illegaler Müllablagerung

Die Stadtverwaltung verweist auf Anfrage auf ihre Ausarbeitung zum Thema „Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung auf kommunalen Friedhöfen“, die die Ratsfraktionen von CDU und Grünen im vergangenen Jahr angefordert hatte, nachdem es Ausschreitungen auf dem Hallo-Friedhof in Stoppenberg gab.

Auf gut drei Seiten nimmt sie dort Stellung zu den Hauptproblemen:

  • Störung der Totenruhe: Diese sei stadtweit im vergangenen Jahr nur beim Diebstahl der Bronzestatue in Altenessen dokumentiert worden.
  • Vandalismus: Eine flächendeckende Videoüberwachung würde Abhilfe schaffen, sei aber auf Essens Friedhöfen aufgrund ihrer Größe sowie daraus resultierender Kosten nicht möglich. Auch gebe es hierzu keine ausreichenden Tatbestände. An gefährdeten Bereichen der Friedhofe, wie Eingängen, Gebäuden und Betriebsgelände soll jedoch eine Videoüberwachung installiert werden. Die Friedhofsverwaltung will dazu ein Konzept einschließlich der Kosten erarbeiten.
  • Müllablagerung: „Im Zuge der stetig steigenden Entsorgungskosten, auch im privaten Bereich, ist eine spürbare Zunahme von Abfallmenge festzustellen, die nicht bei der privaten Grabpflege entstehen“, heißt es in dem Schreiben der Stadtverwaltung. Gegenmaßnahmen? Insbesondere um gegen illegale, gewerbliche Müllentsorgung anzugehen, soll geprüft werden, ob abschließbare Großcontainer eingesetzt beziehungsweise die Containerstandorte eingezäunt werden können.
Eine flächendeckende Videoüberwachung ist für den Friedhof in Essen-Karnap nach Angaben der Stadt zu teuer.
Eine flächendeckende Videoüberwachung ist für den Friedhof in Essen-Karnap nach Angaben der Stadt zu teuer. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
  • Bleibt das Problem, dass manch ein Bürger seinen Müll einfach unerlaubterweise auf das Friedhofsgelände schmeißt. Vorschläge, wie das unterbunden werden kann, macht die Stadtverwaltung nicht und weist darauf hin, dass man diese Menschen auf frischer Tat ertappen müsse, um gegen sie vorgehen zu können. Damit wäre man dann wieder beim Thema Videoüberwachung.

Videokameras und abschließbare Container in zwei bis drei Jahren auf Essens Friedhöfen

Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass es zwei bis drei Jahre dauern kann, bis weitere Videokameras und abschließbare Container tatsächlich ihren Platz auf Essens Friedhöfen finden. Zum speziellen Problem mit den Gullydeckeln teilt die Friedhofsverwaltung mit: „Sobald uns die Diebstähle der Gullydeckel bekannt waren, haben wir umgehend neue beschafft und die Unfallgefahren beseitigt. Die neuen Deckel sind durch einen Anker gesichert und können nicht mehr einfach entwendet werden. Sofern dies technisch nicht möglich war, wurde ein Schweißpunkt angebracht, um die Deckel vor Diebstählen zusichern.“

Denis Gollan ist unzufrieden mit der Stellungnahme der Stadtverwaltung, weil er den Blick explizit auf den Friedhof in Karnap lenken will. Er schlägt vor, dass dort ein kommunaler Ordnungsdienst eingesetzt wird, die Eingänge von fünf auf drei reduziert wird und diese eventuell auch abschließbar sind.

Thema auf der Tagesordnung der Bezirksvertretung in Altenessen

Das Thema wird am Dienstag, 22. Februar, in der Bezirksvertretung (BV) V ab 16 Uhr in der Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100 diskutiert – oder zur Kenntnis genommen. Denn so funktioniert die Stadtteilpolitik: Bürger und Bürgerinnen können sich mit einem Thema melden (), oft wird die Stadtverwaltung um Stellungnahme gebeten und dann können die BV-Mitglieder das Thema entweder zur Kenntnis nehmen und zu den Akten legen oder diskutieren, an entsprechende Fach-Ausschüsse weiterleiten und Änderungen fordern, beziehungsweise mit eigenen Mitteln umsetzen.

Wen das nicht zufriedenstellt, der muss selbst in der Politik mitmischen. Genau deswegen plant Denis Gollan langfristig eine Rückkehr in die Essener Kommunalpolitik.