Essen-Altenessen. Was tun mit einer leerstehenden Klinik? Im Essener Marienhospital ist ein Impfzentrum, ein Seniorenheim und ein dritter Mieter ist eingezogen.

Patienten, Ärzte, Ärztinnen und Krankenpflegepersonal haben dem Altenessener Marienhospital nach der umstrittenen Schließung des Klinikbetreibers Contilia im Oktober 2020 den Rücken gekehrt. Es folgte rund ein Jahr Still- und Leerstand. Mittlerweile werden diverse Räumlichkeiten des geschlossenen Krankenhauses jedoch anderweitig genutzt.

Seniorenheim, Mini-Impfzentrum und Zentrum für Kindesentwicklung

Anfang Oktober vergangenen Jahres diente das Marienhospital bei der Bombenentschärfung im benachbarten Stoppenberg als Ausweichstandort für Pflegeeinrichtungen, die evakuiert werden mussten. Ende Oktober ist dann das Deutsche Rote Kreuz mit 60 Senioren und Seniorinnen für 18 Monate an der Hospitalstraße untergekommen, Anfang Dezember eröffnete die Stadt in den Räumen des ehemaligen Verwaltungsgebäudes ein Mini-Impfzentrum und jetzt hat das Zentrum für Kindesentwicklung des Essener Kinderschutzbundes 300 Quadratmeter im Erdgeschoss bezogen. „Contilia hat uns die Fläche zunächst für zwei Jahre vermietet“, erklärt Sprecherin Dörthe Larissa Blappert. Es gebe jedoch eine Option auf Verlängerung.

Was auf lange Sicht am Standort des geschlossenen Marienhospitals passieren soll, wird derzeit noch ausgearbeitet. Im Gespräch ist unter anderem ein interkulturelles Kindergesundheitszentrum – Details dazu wurden noch nicht bekannt gegeben. Die Stadtverwaltung wurde zudem zuletzt damit beauftragt, zeitnah im Bezirk V oder VI eine Notfallpraxis einzurichten. Ob diese wieder am Marienhospital eingerichtet wird, ist noch unklar. Der Standort wird also zunächst anderweitig genutzt.

Probleme am alten Standort in Essen-Altenessen

Zuletzt war das Zentrum für Kindesentwicklung in Altenessen an der Karlstraße untergebracht. In dem seit Jahren eingezäunten Haus hatte es aber immer wieder Probleme gegeben. „Das Gerüst behindert uns“, hatte Geschäftsführer Thomas Grotenhöfer im August vergangenen Jahres erklärt. „Es nimmt uns das Licht, die Tauben machen auf den Bürgersteig und Familien haben Probleme, mit Kinderwagen reinzukommen.“ Der Vermieter sei für ihn nicht erreichbar und er wisse nicht, warum das Gerüst nicht abgebaut wird. Letztlich waren sogar Einbrecher darüber in das Gebäude gelangt und hatten Computer gestohlen.

Das Gebäude an der Ecke Altenessener-Karlstraße in Essen ist seit rund zweieinhalb Jahren eingerüstet. Der Kinderschutzbund ist jetzt ausgezogen.
Das Gebäude an der Ecke Altenessener-Karlstraße in Essen ist seit rund zweieinhalb Jahren eingerüstet. Der Kinderschutzbund ist jetzt ausgezogen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Diese Probleme gehören jetzt der Vergangenheit an. Der neue Standort ist ebenerdig und bietet viel Platz. Das zehnköpfige Team von Ergo- und Sprachtherapeuten freut sich auf die Arbeit. „Wir sind hier sehr zentral angebunden und sind für Familien gut zu erreichen“, so Birgit Pammé, Leiterin des Zentrums für Kindesentwicklung.

Kinderschutzbund hat sich am ehemaligen Marienhospital vergrößert

Mit dem Umzug ist auch eine Erweiterung verbunden. „Wir haben nun acht anstatt fünf Therapieräume zur Verfügung und erweitern unser Team um eine zusätzliche Ergotherapeutin“, so Birgit Pammé. Kinder vom Säuglings- bis zum Jugendalter mit unterschiedlichsten Auffälligkeiten, Schwierigkeiten und Entwicklungsverzögerungen werden im Zentrum für Kindesentwicklung gefördert.

„Wir beobachten, dass die Probleme und Auffälligkeiten der Kinder immer komplexer und vielschichtiger werden“, so Pammé. Daher bietet das Zentrum für Kindesentwicklung neben der Ergotherapie und Sprachtherapie immer häufiger auch ein gezieltes Konzentrationstraining an. Es handele sich dabei um ein verhaltenstherapeutisches Training, das mit positiven Verstärkern und intensiver Elternanleitung arbeitet. Die Therapien und die Förderung erfolgen in spielerischer Art mit therapeutischen Materialien.

Impfungen im Marienhospital

Das Mini-Impfzentrum im Altenessener Marienhospital ist seit dem 6. Dezember geöffnet. Seitdem wurden dort knapp 7000 Impfungen durchgeführt, davon 547 Kinderimpfungen.

Wie lange das Zentrum dort noch betrieben wird ist, nach Angaben von Stadtsprecherin Silke Lenz noch nicht klar.

Neben der individuellen und ganzheitlichen Förderung des Kindes sei die Einbeziehung der Eltern im Zentrum für Kindesentwicklung ein wesentlicher Baustein für den Therapieerfolg. Mit den Eltern werden beispielsweise Therapieziele erarbeitet, festgelegt und regelmäßig überprüft. Inhalte der Therapie und Besonderheiten werden erklärt, Anregungen für den häuslichen Alltag gegeben und bei Bedarf erfolgen zusätzlich ausgewählte Beratungsangebote.

Wie es nach den zwei Jahren im Marienhospital weitergehen soll ist derzeit noch unklar: „Da laufen die Planungen noch“, erklärt Blappert.