Essen-Altenessen/Stoppenberg. Gesundheitskioske in Essen sollen im sozial geschwächten Norden zentraler Anlaufpunkt werden. Der Zeitplan kann aber nicht eingehalten werden.
- Im Gesundheitskiosk werden Essener in Fragen zur Gesundheitsförderung beraten – und das gratis und mehrsprachig.
- Öffnen sollen die Einrichtungen dort, wo im vergangenen Jahr zwei Krankenhäuser geschlossen haben: in Altenessen und Stoppenberg.
- Die ursprüngliche Eröffnung war für Herbst geplant, jetzt teilt die Stadt mit, dass die Gesundheitskioske erst im kommenden Jahr öffnen.
Die Bürger im Essener Norden warten auf ein sichtbares Signal nach den Contilia-Klinikschließungen im vergangenen Jahr. Die Stadt hatte angekündigt, dass im Herbst zwei Gesundheitskioske in Stoppenberg und Altenessen eröffnen sollen, für letzteren war Anfang November terminiert. Jetzt verschiebt sich die Eröffnung. Die Gesundheitskioske sollten ausdrücklich kein Klinik-Ersatz sein, sondern ein Baustein in der Gesundheitsversorgung für die rund 120.000 Bürger und Bürgerinnen im Norden der Stadt.
Gesundheitskiosk in Essen nach Hamburger Vorbild
Nach einem Vorbild aus Hamburg geht es darum, Menschen gesund zu halten. Essener und Essenerinnen sollen dort in allen Fragen zur Gesundheitsförderung beraten werden; gratis und mehrsprachig. Das Fachpersonal vor Ort arbeitet mit Ärzten, Therapeuten, Krankenhäusern und Apotheken zusammen. Die Bürger werden aktiv und niederschwellig in ihre Behandlung einbezogen und motiviert, Krankheiten frühzeitig vorzubeugen und an Gesundheits- und Versorgungsprogrammen teilzunehmen.
Der Gesundheitskiosk könnte beispielsweise Anlaufpunkt für Schwangere sein, die Fragen haben wie: Zu welchem Arzt soll ich jetzt gehen? Welche Vorbereitungskurse gibt es? Wo finde ich eine Hebamme? In der Einrichtung könnten auch Senioren und Seniorinnen mit einer beginnenden Demenz erste Informationen bekommen oder die Gesundheitslotsen würden Diabeteskranken in ihrer Muttersprache erklären, wie man Insulin spritzt, eine Ernährungsberatung machen und diverse Fragen beantworten.
Genauer Standort für Gesundheitskiosk in Stoppenberg ist noch unklar
Soweit der Plan. Jetzt meldet die Stadt, dass es trotz aller Bemühungen erst im kommenden Jahr soweit sein wird. Der genaue Standort für Stoppenberg steht noch nicht fest, gerüchteweise soll es ein Standort an der Gelsenkirchener Straße sein. In Altenessen ist es die Alte Badeanstalt, die noch entsprechend umgebaut werden muss. Das medizinische Fachpersonal müsse noch rekrutiert und ein genauer Leistungskatalog erstellt werden der klärt, was bis ins letzte Detail die Aufgaben des Gesundheitskiosks sind. Schließlich gelte es, eine Trägergesellschaft zu gründen - am Ende geht es schließlich auch um Wirtschaftlichkeit.
Finanziell getragen werden sollen die Kioske sowohl von der Stadt Essen als auch von externen Kostenträgern wie der AOK. Für die ersten drei Jahre will die Stadt rund 500.000 Euro pro Jahr zur Verfügung stellen. Die Gesundheitskioske sollen Modellcharakter für ganz Essen bekommen und bei Erfolg auch in anderen Stadtteilen etabliert werden.
Gesundheitskiosk soll im nächsten Jahr „mit ausgereiftem Konzept“ an den Start gehen
Gesundheitsdezernent Peter Renzel: „Viele Akteure in Altenessen und Stoppenberg beteiligen sich aktuell an der Entwicklung der Konzepte und den Leistungskatalogen. Auch die niedergelassenen Ärzte im Essener Norden sind für alle Beteiligten an diesem Projekt sehr konstruktive und wichtige Begleiter. Wir sind auf einem guten Weg, im nächsten Jahr mit einem ausgereiften Konzept an den Start zu gehen.“
Gesundheitsversorgung langfristig verbessern
Der erste Gesundheitskiosk in Deutschland wurde 2017 in Hamburg-Billstedt/Horn eröffnet, um Herausforderungen wie demografischer Wandel, dem Anstieg chronischer Erkrankungen und dem Mangel an Ärzten und Pflegepersonal in sozial benachteiligten Regionen zu begegnen.
Um die Gesundheitsversorgung im Essener Norden langfristig zu verbessern will die Stadt neben den Gesundheitskiosken unter anderem Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien für die Zeit nach der Corona-Pandemie entwickeln, die ambulante Notfallversorgung auswerten und ein integrierten und sektorenübergreifendes Gesundheitszentrums entwickeln. Unterstützung kommt vom Essener Institut for Health Care Business, dass im Frühjahr mit einer Analyse beauftragt wurde und in den nächsten Wochen Ergebnisse vorlegen will.
Während die einen fieberhaft und unter Hochdruck daran arbeiten, das Konzept umzusetzen üben die anderen weiter Kritik: „Es wurde noch immer kein anderer Name gefunden“, erklärt Michael Zühlke, Bezirksbürgermeister im Bezirk VI und damit zuständig für Stoppenberg, Schonnebeck und Katernberg. Kiosk erinnere eben zu sehr an eine Flasche Bier und eine gemischte Tüte. Zühlke findet es zudem skurril, dass der Gesundheitskiosk unbedingt in Stoppenberg eröffnen soll: „Nur weil da auch das Krankenhaus geschlossen hat?“ Besser wäre ihn dort zu errichten, wo die Bedarfe am größten sind, es entsprechende Laufkundschaft gebe und Akteure aus dem Sozialbereich bereits ansässig sind - etwa am Katernberger Markt.