Essen. Im Essener Gesundheitskiosk geht es darum, Menschen gesund zu halten. Die Stadt erklärt, wie der Zeitplan aussieht und was das Projekt kostet.

Im Gesundheitskiosk werden Essener in allen Fragen zur Gesundheitsförderung beraten – und das gratis und mehrsprachig. Das Fachpersonal arbeitet mit Ärzten, Therapeuten, Krankenhäusern und Apotheken zusammen. Die Bürger werden aktiv und niederschwellig in ihre Behandlung einbezogen und motiviert, Krankheiten frühzeitig vorzubeugen und an Gesundheits- und Versorgungsprogrammen teilzunehmen. Soweit der Plan, der auf einem Hamburger Vorbild beruht.

Bürger im Essener Norden warten auch Signal nach Klinik-Schließungen

Die Stadt arbeitet seit Monaten unter Hochdruck und in Zusammenarbeit mit Ärzten, Mitgliedern der Stadtteil- und Gesundheitskonferenzen und weiteren Akteuren aus den Stadtteilen an der Umsetzung. Sie wissen: Die Bürger im Norden warten auf ein sichtbares Signal nach den Contilia-Klinikschließungen vor einigen Monaten. Und sie werden ungeduldig: „Es muss mal irgendwann was kommen“, erklärte Bezirksvertreter Herber Bußfeld (Die Linke) in der vergangenen Woche in der Bezirksvertretung V.

Anfang November soll das der Fall sein. In der Alten Badeanstalt an der Altenessener Straße eröffnet der erste Gesundheitskiosk, zeitgleich soll die Dependance in Stoppenberg an den Start gehen. Wo genau ist noch unklar. „Aus meiner Sicht wäre irgendwo zwischen Nikolauskirche und Marktplatz gut“, erklärte Gesundheitsdezernent Peter Renzel am Freitag. Sichtbarkeit und Laufkundschaft seien wichtig, wer eine Beratung in Anspruch nehmen will braucht aber - wie immer in Deutschland - einen Schein. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen größtenteils von ihren Ärztinnen und Ärzten an den Gesundheitskiosk überwiesen werden. Überweisungen sollen aber auch aus anderen Bereichen wie zum Beispiel der freien Wohlfahrtspflege möglich sein“, heißt es in einer Vorlage der Stadtverwaltung. Keine gute Idee, urteilt Bezirksvertreter Mirko Sehnke (Die Partei) und spricht von einer „Nullnummer“. Ein Kiosk müsste ohne Zulassungsbeschränkung arbeiten.

Fachkräfte finden, Betreibergesellschaft gründen

Der Standort in Stoppenberg muss also noch gefunden, der in Altenessen umgebaut und ausgestattet werden. Im Sommer sollen zudem Fachkräfte - Krankenpflegepersonal, Hebammen, Kinderkrankenschwestern, Diätassistenten - gefunden und geschult werden. Vorher muss noch eine Betreibergesellschaft gegründet werden, die das Projekt trägt - am Ende geht es schließlich auch um Wirtschaftlichkeit.

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Für die Betreibung der Gesundheitskioske ist die Gründung einer Trägergesellschaft geplant, bei der auch die Stadt und eventuell die cse (Zusammenschluss aus Caritasverband und Sozialdienst katholischer Frauen) beteiligt wird. „In diesem Punkt diskutieren und beraten wir noch“, erklärt Peter Renzel, der betont, dass es auch einen ärztlichen und einen bürgerschaftlichen Beirat geben soll. Die Stadt, die gesetzlichen Krankenkassen und die zukünftigen Betreiber erarbeiten jetzt ein gemeinsames Finanzierungskonzept.

Jeder Standort kostet 250.000 Euro pro Jahr

Einige Zahlen liegen schon auf dem Tisch: Die Errichtung der Gesundheitskioske kostet 62.000 Euro je Standort. Die sollen von Krankenkassen und Stadt getragen werden. Die Kosten für den Betrieb der Gesundheitskioske werden mit 250.000 Euro pro Standort im Jahr kalkuliert - hier sollen die Krankenkassen als Refinanzierer dienen.

Guter Name weiter gesucht

Beim Begriff „Kiosk“ denken die meisten an eine gemischte Tüte, eine Flasche Stauder und eine Schachtel Zigaretten. Gesundheitsdezernent Peter Renzel erwähnt auch die Begriffe „Gesundheitspunkt“ und „Gesundheitsladen“. Letztendlich sei der Name aber nicht so richtig wichtig, sondern der Inhalt. Es gehe gesundes Leben und Aufwachsen. Und dennoch: „Wer eine Namens-Idee hat, kann sich gerne melden“, so Renzel.

Der erste Gesundheitskiosk in Deutschland wurde 2017 in Hamburg-Billstedt/Horn eröffnet, um Herausforderungen wie demografischer Wandel, dem Anstieg chronischer Erkrankungen und dem Mangel an Ärzten und Pflegepersonal in sozial benachteiligten Regionen zu begegnen.

Trotz aller Kritik, die den Verantwortlichen bisher entgegenschlägt, sind sie überzeugt vom Erfolg: „Der Gesundheitskiosk ist eine Brücke in ein strukturiertes Gesundheitssystem“, so Peter Renzel, der das „wenn es funktioniert“, auf ganz Essen ausweiten möchte. Und der Gesundheitsdezernent wird nicht müde zu betonen: „Der Gesundheitskiosk ist kein Krankenhaus-Ersatz.“