Essen. Die feministische Antwort auf Alexa und Siri heißt „Sophygray“: Im Essener Kunstverein Ruhr sorgt die Künstliche Intelligenz für Gesprächsstoff.

Neue Technologien, alte Geschlechterklischees: Sprachassistenzsysteme wie Alexa und Siri haben weibliche Namen, weibliche Stimmen und letztlich auch die alten weiblichen Rollenzuweisungen. Sie sind folgsame Befehlsempfängerinnen, die emsig Aufgaben übernehmen und vorgegebene Arbeiten erledigen. Die Künstlerin Nadja Verena Marcin hat sich mit der Übernahme patriarchaler und sexistischer Strukturen in die Denkweise Künstlicher Intelligenz beschäftigt und Siri und Alexa nun eine feministisch fortentwickelte Schwester zur Seite gestellt: „Sophygray“ heißt die Künstliche Intelligenz, die im Kunstverein Ruhr mit den Besuchern ins Gespräch kommen will.

Das KI-Wesen ist eine echte Werkpremiere am Kopstadtplatz, wo der Audio-Bot in eine Rauminstallation eingebettet wird, die aus zwei parallel laufenden Projektionen in Dauerschleife besteht. Sie zeigen Frauenfiguren, die an Maschinenmenschen aus Fritz Langs Filmklassiker „Metropolis“ von 1927 erinnern.

„Sophygray“ hat feministische Fachliteratur gespeichert – kann aber auch Small Talk

Die Bilder dieser lockenden, tänzerischen Roboter-Weiblichkeit korrespondieren mit Marcins Absicht, das Bild der dienenden Maschine kritisch zu reflektieren und die Stereotypisierung der neuen Technologien zu entlarven. Dafür haben KI-spezialisierte Forscherinnen und Forschern aus den Bereichen Informatik, Soziologie Literatur und Linguistik „Sophygray“ bei der Entwicklung gleich mit passender Fachliteratur gefüttert.

Feministische Fachliteratur, darunter Essays der Autorin und Aktivistin Audre Lorde (1934-1992) oder der Wissenschaftlerin Donna Haraway (*1944) hat die KI bereits als eingelesenes Wissen gespeichert. Das Sprachvermögen soll im laufenden Ausstellungsbetrieb nun kontinuierlich weiterentwickelt werden. Wobei der Audio-Bot zwar gewisse Themenvorlieben in den Bereichen Identität, Rollenzuschreibungen, Kunst oder Feminismus hat – aber auch Small Talk kann.

Live erleben kann man Nadja Verena Marcin bei einer Performance am 15. Januar, 19 Uhr, im Kunstverein Ruhr. Am 22. Januar findet „ein Nachmittag mit Sophy“ für Kinder (6-9 Jahre) statt.

„#Sophygray“, bis 13. Februar 2022, Kopstadtplatz 12, Öffnungszeiten; Di bis Fr 12-18 Uhr, Sa/So 14-17 Uhr. Mehr Infos: www.kunstvereinruhr.de