Essen. . Thomas Klegin beschert dem Kunstverein Ruhr ein schillerndes Raumerlebnis. Im Forum Kunst & Architektur wird die Nacht zum Kunst-Thema gemacht.

Schlechte Nachrichten für Narziss: Thomas Klegin hat seine aktuelle Arbeit für den Kunstverein Ruhr zwar nach dem in sein Spiegelbild verliebten Jüngling benannt. Doch zur Selbstbespiegelung allein ist sein silberglänzender Raum kaum geeignet, den der Künstler und Designprofessor vom Fußboden bis zur Decke mit schimmernder Folie ausgekleidet hat. Klegin macht die Wände vielmehr zum schillernden Reflexionsraum für den nachdenklichen Betrachter.

Schillernde Folie von der Decke bis zum Boden

Wer ihn betritt, wird automatisch auch zum lebendigen Bestandteil der ästethischen Erfahrung. Jeder Blick, jede Bewegung, allein die körperliche Anwesenheit verändert den Spiegelraum, den der in Bochum geborene und in Schwerte arbeitende Künstler zunächst als Modell gebaut und dann am Kop­stadtplatz mit einer speziellen Folie komplett beschichtet hat. „Ein Experiment“, nennt Klegin die Arbeit, die den leeren Raum zum Gesamtkunstwerk macht. Selbst die besondere Schaufenstersituation des Kunstvereins nutzt Klegin, indem er das große Außenfenster mit einer transparenten und einer spiegelnden Seite beklebt. Von außen bleibt der Ort einsehbar. Von innen aber wird dieses verspiegelte Geviert zu einer geschlossenen Welt, gefüllt mit Erwartung und einem flirrenden, fast impressionistischen Leuchten. So bekommt Klegins Narziss-Raum am Ende auch einen poetischen Unterbau.

Der nimmermüde Großstadtmensch im Hamsterrad

„Nightlight“ heißt das Thema im Forum Kunst und Architektur nebenan. Künstler des Werkkreis bildender Künstler (WBK) bringen mit Malerei, Fotografie, Skulptur und Collage Licht ins Dunkel. Mal schicken sie „99 Lichtballons“ in den nachblauen Himmel wie Irmhild Schäfer, mal verwandeln sie den nächtlichen Park in einen geheimnisvollen Farbdschungel wie Gaby van Emmerich. Karin Heuermanns „Blaulicht“-Malerei ist alles andere als Einsatzbebilderung, sondern eine Ode an die Zeit zwischen Tag und Traum. Eine ironische Interpretation des nimmerruhenden Großstadtmenschen ist Anne Schmidts „Hamsterrad“, während Roger Löcherbach seine Holzskulptur mit einem „Mond an der Backe“ in die Nacht schickt. Nicht fehlen dürfen auch nächtliche Szenen einer Großstadt, das Parkleuchten und die „nächtlichen Sonnenflecken“ von Karin Christoph, die das beiläufige Handybild zum Kunstwerk reifen lassen.

Nachtlicht trifft Narziss am Kopstadtplatz

Thomas Klegin, „Narziss“, Kunstverein Ruhr, Kopstadtplatz 12. Die Schau läuft bis zum 24. Februar. Öffnungszeiten: Di-Fr 12-18 Uhr, Sa/So 14-17 Uhr.

Nightlight, Künstler des Werkkreis Bildender Künstler (WBK) zeigen Arbeiten zum Thema, Forum Kunst & Architektur, Kopstadtplatz 12, bis 12. Januar. Geschlossen vom 23. 12. bis 1.1..