Essen. Jacques Tilly ist Star des Düsseldorfer Karnevals. Warum sich der Wagenbauer nun fürs Essener Bürgerbündnis und den Protest gegen Rechts einsetzt
Frauenpower gegen Rechts: Das Bürgerbündnis „Mut machen – Steele bleibt bunt“ hat eine neue Frontfrau beim Protest gegen die „Steeler Jungs“: „Steeliene“ heißt das Supergirl mit besonderen Vermittlungskräften. Und geschaffen hat die Figur kein geringerer als der weltbekannte Karnevalswagen-Bauer Jacques Tilly.
Tilly gilt als Star des Düsseldorfer Karnevals, seine politisch-satirischen Mottowagen sorgen in jedem Jahr für Aufsehen. Gelebt hat er während seines Kommunikationsdesign-Studiums auch einige Jahre lang in Essen. Für den 58-Jährigen war es deshalb eine „echte Herzensangelegenheit“, sich für das Steeler Bürger-Bündnis zu engagieren. Man könne die selbst ernannte Bürgerwehr nicht einfach gewähren und unwidersprochen durch die Straßen spazieren lassen, „dafür ist Steele einfach zu schön“, findet Tilly, der während seines Studium immer wieder Zeit im Stadtteil verbracht hat.
Die Verbindung nach Essen ist nie abgebrochen, zumal auch Tillys Verleger Ewald Mayer hier zu Hause ist und die Verbindung zum Bürgerbündnis hergestellt hat. Tilly war am Samstag, 20. November, aber nicht nur in Steele zu Gast. Am Vormittag hatte der Düsseldorfer Karnevals-Künstler schon im Kiosk der FUNKE Mediengruppe Station gemacht, um seine Werke zu signieren und mit den zahlreichen Lesern ins Gespräch zu kommen.
Seine Kalender und Ruhrgebietsbilder sind dabei so quirlig-bunt und voller positiv Ausstrahlung, wie es auch „Steeliene“ sein soll. Noch gibt es die neue Steeler Repräsentantin nur auf dem Papier, doch demnächst soll „Steeliene“ in der Wagenbauhalle von Jacques Tilly auch als lebensgroße Figur entstehen und das Bürgerbündnis bei unterschiedlichen Aktionen im Stadtteil begleiten.
„Steeliene“ – eine Mischung aus Pippi Langstrumpf und Hildegard von Bingen
Für Irene Wollenberg, Sprecherin des Bündnisses, ist die Powerfrau mit den Regenbogen-Haaren dabei eine Mischung aus „Pippi Langstrumpf und Hildegard von Bingen: mutig, frech, humorvoll, tolerant und weltoffen“. Vor allem aber sei sie „ein weiblicher Gegenentwurf zum Männlichkeits-Getue der Steeler Jungs“, so Wollenberg. Sie hofft, „dass „Steeliene“ auch über das Bündnis hinaus in den Stadtteil wirkt“.
Jacques Tilly jedenfalls musste man nicht lange überreden. Seine bissigen, satirisch-zugespitzten Mottowagen sorgen in jeder Karnevalssession für Zünd- und Gesprächsstoff. Ein wiederkehrendes Thema ist dabei auch „der Rechtspopulismus, den ich seit vielen Jahren auf die Schippe nehme“, sagt Tilly. Deutsche Kanzler und Kardinäle, nicht mal der Papst und der Ex-US-Präsident Obama sind ansonsten vor seinem Spott sicher. „Steeliene“ aber, das ist keine Witzfigur, sondern „eine Allegorie auf die besseren Seiten von Steele“, findet Jacques Tilly.