Essen-Kupferdreh. Die Kleinlok V2 der Essener Hespertalbahn hat eine Komplettüberholung bekommen. Wie Ehrenamtliche die Restaurierung gestemmt haben.
Vier Jahre lang haben die vier Ehrenamtlichen des Vereins Hespertalbahn getüftelt, gewerkelt gestrichen – und ein ums andere Mal die Nerven verloren. Nun ist es geschafft: Die Kleinlokomotive V2, Baujahr 1937, ist komplett restauriert und hat einen neuen Motor. Damit kann das älteste Schätzchen des Vereins an seinen angestammten Platz als Rangierlok am Lokschuppen zurückkehren.
Thomas Kiehne ist der älteste Ehrenamtliche, der an der Restaurierung beteiligt war. „Eigentlich komme ich aus einem ganz anderen Bereich“, sagt er lachend. Beruflich hat der 66-Jährige, der dem Verein seit vier Jahren angehört, mit Loks nämlich gar nichts zu tun: Er ist Steuerberater. Seine Leidenschaft für die Eisenbahn reicht allerdings schon lange zurück.
Ehrenamtlich aus Essen haben lange Bindung zur Hespertalbahn
„Als Kinder haben mein Zwillingsbruder und ich unsere erste Märklin-Eisenbahn bekommen“, erzählt Kiene. „Wir hatten nur drei Schienen, auf denen wir sie hin und hergeschoben haben – aber wir waren glücklich.“ Bei den anderen Ehrenamtlichen Jürgen Bogler (55) Harald Engelskamp (52) und Jan Hermann (20) – alle drei Industriemechaniker – ist es ähnlich. Zum Teil haben sie eine lange persönliche Bindung zur Hespertalbahn, sind schon als Kinder mit Eltern und Großeltern in der Museumsbahn um den Baldeneysee gefahren.
In die Restaurierung der Lok haben die vier Männer einen großen Teil ihrer Freizeit gesteckt. Zwölf bis fünfzehn Stunden seien es schon pro Woche gewesen, schätzt Engelskamp. Jeden Freitag und Samstag, jedes Wochenende. „Wir haben den Dreck von 80 Jahren abgekratzt“, sagt Kiehne. „Meine Frau hat mich zu Hause jedes Mal in die Dusche geschickt.“ Nur Corona machte ihnen kurzzeitig einen Strich durch die Rechnung, ein halbes Jahr lang mussten sie zwischenzeitlich aussetzen.
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„Es ist alles dreimal so schwer, wie es aussieht“
Auch sonst gab es so einige Hürden zu bewältigen. „Grundsätzlich mussten wir feststellen: Es ist alles dreimal so schwer, wie es aussieht“, sagt Kiehne mit einem Lachen. Das eine oder andere Mal sei man da an den Rand der Verzweiflung geraten. Das sei schon dabei losgegangen, die Einzelkomponenten der Lok auf dem Gelände zusammenzusuchen. Acht Jahre hatte der zehn Tonnen schwere Koloss zuvor auf seine Restaurierung gewartet.
Ein besonders großer Stolperstein: Die ins Boot geholte Fremdfirma hatte bei Arbeiten an der Einspritzpumpe des Motors einen Fehler begangen. „Darauf zu kommen, hat uns viel Zeit und Nerven gekostet“, sagt Bogler. Doch auch wenn die Restaurierung nicht ganz einfach war: Sie war von großer Bedeutung für die Vereinsgeschichte. „Diese Lok war die erste überhaupt, die unserem Verein gehört hat“, verrät Hans Hampel, Vorstandsmitglied der Hespertalbahn.
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Essen: Lok der Hespertalbahn historisch korrekt wieder zusammengebaut
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Die Männer haben großen Wert darauf gelegt, die Lok historisch korrekt wieder zusammenzubauen. Das Führerhaus, vor der Restaurierung nur noch ein Gestell, hätte man mit einem Schweißgerät wohl schneller hinbekommen, räumt Bogler ein. Doch stattdessen bohrten die Männer alle Nieten einzeln auf, schlugen die verrosteten Bleche heraus, ersetzen sie und fügten die frisch im Feuer geschlagenen Nieten wieder ein.
Dass die Lok wieder in Schuss ist, demonstrierte der Verein anschaulich mit einer kleinen Probefahrt. Bevor sie sich in Bewegung setzt, muss zunächst ganz traditionell „vorgeglüht“ werden. Dann stäubt Dampf in die Luft, die dunkelrot gestrichene Lokomotive setzt sich in Bewegung und verlässt mit einem lauten Brummen den Schuppen. Kaum ist noch zu erahnen, dass sie stolze 84 Jahre auf dem Buckel hat.