Kupferdreh. . Die Eisenbahnfreunde der Hespertalbahn werkeln samstags an historischen Loks und Waggons. Ein Hobby, in das sie viel Arbeit stecken. Ein Werkstattbesuch.

Seit fast 30 Jahren werkelt Hobby-Eisenbahner Hans Hampel an der Hespertalbahn und bereitet mit seiner Truppe die neue Saison vor. Ein Hobby, das nicht nur viel Arbeit macht, sondern auch viel Geduld erfordert.

Samstag ist Arbeitstag bei den Jungs von der Hespertalbahn. Schon morgens trudeln die Eisenbahner im Blaumann in den Lokschuppen und verschwinden mit dem Werkzeug in den großen Luken unter den Waggons. Zwischen Kohlekarren und Ölgeruch wird die Werkstatt zum Abenteuerspielplatz. Hans Hampel geht darin auf. „Gleisbau, Restaurierung, Fahrbetrieb – wir machen hier alles selbst“, sagt der 41-Jährige und steckt den Schraubenschlüssel in die Brusttasche seines Blaumanns. Kaum zu glauben, wenn man sich die große Halle mit den Dampfloks und Waggons anschaut.

„Ganz viel Herzblut und ein kleiner Ansatz von Wahnsinn“, sagt Hampel – das stecke in jedem Hobby-Eisenbahner, der hier freiwillig am Wochenende werkelt. Seit fast 30 Jahren ist Hampel dabei, hat sich alles selbst angeeignet. Mit 13 Jahren lebte Hampel in Heisingen – ganz nah an der Strecke der Hespertalbahn – und war leidenschaftlicher Modellbau-Fan. „Eines Tages hörte ich das Pfeifen einer Dampflok und da war es um mich geschehen.“

Das Hobby, das er mit so viel Begeisterung verfolgt, kostet ihn aber auch viel Arbeit. „Es ist immer etwas zu tun. Mehr als wir schaffen können.“ Und gleichzeitig scheinen die Uhren an der Hespertalbahn immer ein wenig langsamer zu laufen. Den Betriebshof – das Herz der historischen Hespertalbahn – gibt’s erst seit dem vergangenen Jahr. Vorher hatte sie ihr Quartier am Bahnhof Zementfabrik, von Hampel auch liebevoll „Brombeer-Werkstatt“ genannt, in der sie unter freiem Himmel zwischen Brombeerbüschen gewerkelt haben. Jetzt gibt es für die ehrenamtlichen Eisenbahner ein Dach über dem Kopf, Duschen und einen Gemeinschaftsraum. Das hat den Verein stolze 1,6 Millionen Euro und eine Menge Nerven gekostet – denn 20 Jahre vergingen, eher der Grundstein gelegt wurde.

Auch eine Ausbildung kann man bei der Hespertalbahn machen – vom Bremsbediener bis zum Lokführer ist alles dabei. Die Lehre ist aber den Vereinsmitgliedern vorenthalten und auch die müssen Geduld haben, sagt Hampel.

„Mindestens zehn Jahre dauert es bis zur Abnahme der Ausbildung und dann darf man nur die kleinste Lok fahren.“ Auch das aktuelle Projekt – das Erneuern der Gleise – wird noch rund zehn Jahre in Anspruch nehmen, schätzt Hampel. Und alleine das Anheizen einer Dampflok dauert vier Stunden, bis sie aus dem Bahnhof rollen kann. Aber der Essener hat kein Problem mit dem Warten und sieht es ganz gelassen: „Auch wenn hier alles etwas länger dauert: Das was man geschafft hat, das bleibt.“

Saisonstart für den historischen Fahrbetrieb

Früher harte Arbeit, heute ein Vergnügen: Am 1. Mai rollt die Hespertalbahn wieder an – bis Mitte Oktober fahren die alten Dampf- und Dieselloks an 16 Tagen. Startpunkt der Hespertalbahn ist der 1898 erbaute Alte Bahnhof Essen-Kupferdreh. Von dort aus tuckert die historische Bahn die 4,6 Kilometer lange Strecke bis zum Haus Scheppen. Angesichts der Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h ist es nicht ungewöhnlich, dass der Zug auch schon mal von Radfahrern überholt wird. Auf dem Weg entlang der Promenade bietet sich den Passagieren der Ausblick auf den Baldeneysee und die Halde der stillgelegten Zeche Pörtingsiepen.

Was heute zu einer spannenden Zeitreise einlädt, war einst ein Ort der Arbeit und Industrie. Ursprünglich transportierte der Zug Kumpel und Kohle der Schachtanlage Pörtingsiepen. Seit ihrer Stilllegung im Jahr 1972 bemühen sich Eisenbahner um die Strecke. Seit 1975 hat sich der Verein der Restauration, Instandsetzung und Wartung der Fahrzeuge und der Strecke verschrieben – und dazu beigetragen, dass sich die Region um das Hespertal zum Naherholungsgebiet gewandelt hat.

Reservierungen sind möglich auf hespertalbahn.de