Essen-Kupferdreh/Bergeborbeck. Der Verein Hespertalbahn richtet einen alten Wagen her. Der brachte früher Bergleute zur Zeche Pörtingsiepen. Transport bereitet Probleme.
Zuwachs für die Hespertalbahn: Der Verein mit Sitz in Kupferdreh erweitert seine historische Museumseisenbahn um einen originalen Personenwagen von 1905. Fündig wurde man im ehemaligen Bahnbetriebswerk Gelsenkirchen-Bismarck, doch saniert wird der Schienen-Oldie auf dem Gelände der Essener Arbeit Beschäftigungsgesellschaft (EABG) in Bergeborbeck.
Der Personenwagen Nummer 4 wurde ab 1927 eingesetzt als einer von zehn Waggons, die die Bergleute von Kupferdreh zur Zeche Pörtingsiepen brachten, bevor der Standort 1973 geschlossen wurde. Einer der Waggons ist bereits bei der Hespertalbahn im Einsatz, zwei weitere sind bei anderen Museumsbahnen unterwegs. „Vielleicht kaufen wir diese auch noch“, sagt Hans Hampel vom Verein Hespertalbahn. „Aber jetzt bringen wir erstmal die Nummer 4 auf Vordermann.“ In drei Jahren soll der Waggon auf die Schiene gehen.
Anfahrt mit Hindernissen
Der Schwertransport nach Bergeborbeck gestaltet sich am Mittwoch schwieriger als erwartet. An Kay Winkler liegt es nicht, dass sich die Ankunft des knapp 13 Tonnen schweren Waggons um anderthalb Stunden verzögert. Pünktlich um 15 Uhr biegt er mit seinem Tieflader auf der Hafenstraße ein. Mit Transporten dieser Dimension kennt sich der Mann aus. „Wir haben uns auf solche Sachen spezialisiert. Und von Gelsenkirchen bis Essen sind es ja nur 22 Kilometer.“
Eine gute halbe Stunde war Winkler unterwegs, doch nun steht er, kaum fünf Sattelschlepperlängen vom Zielort entfernt, und wartet. Hans Hampel klärt auf: „Im Zipfelweg stehen Autos. Da kommen wir nicht durch.“ Schon Monate vor dem Transport hatte er die Strecke sondiert und ein absolutes Halteverbot ausgehandelt. „Die Autos müssen hier weg“, klagt er. „Da hilft alles nichts.“
Knöllchen und Abschlepp-Aktion
Eine halbe Stunde später rückt das Ordnungsamt an, kurz darauf kämpft der Abschleppdienst mit dem Wagenheber und einem Pkw, der kein Nummernschild hat. „Keine Ahnung, wem der gehört“, sagt Hampel und steckt sich erstmal eine Beruhigungszigarette an. Für zwei weitere Kleintransporter finden sich die Besitzer, Knöllchen wegen Falschparkens bekommen sie dennoch.
Die Reise könnte also weitergehen, doch noch fehlt die Polizei. Ohne die darf Winkler nicht in den Zipfelweg abbiegen. Eine geschlagene Stunde nach Ankunft beginnt die letzte Etappe. Vor dem Truck gibt ein Mitarbeiter die Richtung vor, hinten wird gelenkt.
Maßarbeit: Nach 15 Minuten steht der Truck vor dem Betriebstor der EABG. Dort wartet schon ein riesiger Kran, der den Waggon über die Bäume und Zäune hinweg auf das Betriebsgelände hieven soll. Dieses Spektakel lassen sich Fußgänger und Anwohner nicht entgehen. Handys werden gezückt, die Nachbarn gegenüber haben auf dem Balkon einen Logenplatz.
Bremsgestänge wird abgeflext
Doch das nächste Hindernis wartet schon. Das Bremsgestänge des Waggons ist im Weg und blockiert die Aufhängung des Krans. „Einfach abflexen das Teil“, sagt Hampel nach kurzer Diskussion. „Das müssen wir sowieso ersetzen.“ Funken fliegen, dann ist auch dieses Problem erledigt.
Um 17 Uhr hängt der Waggon endlich am Haken, schwebt langsam auf das Gelände ein. Um 18.15 Uhr vermeldet Eisenbahnfan Hans Hampel die Punktlandung neben dem Hangar.
>>> Wagen wird 2018 restauriert
Der historische Personenwagen Nummer 4 der Zeche Pörtingsiepen steht nun auf dem Gelände der Essener Arbeit Beschäftigungsgesellschaft auf einem Gleis nahe der Werkshalle. Die Arbeiten vor Ort werden Anfang 2018 beginnen. Im ersten Schritt stehen Holzarbeiten am Wagenkasten und an der Inneneinrichtung an. Später schließt sich die Sanierung des Fahrzeugrahmens und des Fahrwerks an.
Finanziert wird die Restaurierung des Personenwagens durch Eigenmittel der Hespertalbahn, durch einen Zuschuss der Bezirksvertretung (BV) VIII in Höhe von 20 000 Euro sowie durch Spenden. Auch der Essener Konsens unterstützt das Sanierungsprojekt. In drei Jahren soll der restaurierte Wagen dann fester Bestandteil der Museumseisenbahn Hespertalbahn in Kupferdreh werden.
Historischer Zugwaggon wird restauriert
