Essen. Der Essener Impfbus ist erstaunlich gut angenommen worden. Unter den Geimpften waren auch viele, die zuvor bei ihrem Hausarzt abgewiesen wurden.
- In Essen gibt es einen neuen Impfbus
- Am Freitag (5.11.) stand er vor dem Kronenberg Center im Westviertel
- Viele Menschen nutzten das Angebot für eine Auffrischungsimpfung, es gab aber auch vergleichsweise viele Erstimpfungen – 116 an der Zahl
Der neue Essener Impfbus entwickelt sich zum Booster – und das gleich im doppelten Sinne. Bei seinem ersten Einsatz vor dem Kronenberg Center im Westviertel strömten erstaunlich viele Menschen an den umgebauten Linienbus auf dem Parkplatz, um sich einen Piks gegen Corona zu holen.
Zum Start um 14 Uhr hatte sich eine lange Schlange gebildet, die ersten 100 Menschen waren bereits nach 50 Minuten immunisiert. Und da darunter 23 Erstimpfungen waren, kann man wohl zurecht sagen, dass der Impfbus für einen Boost der Essener Impfkampagne sorgt. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Angebot“, sagte vor Ort ein gut gelaunter Jörg Spors, Leiter der Koordinierenden COVID-19 Impfeinheit (KoCI). Spors hatte kurz zuvor dafür gesorgt, dass aufgrund des Andrangs neben den drei Impfkabinen im Inneren des Busses spontan zwei weitere in einem Zelt daneben aufgebaut wurden.
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Gesundheitsdezernent Peter Renzel berichtete gegen 17 Uhr von 170 Impfungen, davon 77 Erstimpfungen. „Das ist eine Menge“, so Renzel, „und spricht für einen guten Standort.“ Kurze Zeit später meldete die Stadt knapp 300 Geimpfte. Am Ende standen dann insgesamt 312 Impfungen zu Buche, die sich wie folgt aufteilen:
- 116 Erstimpfungen
- 63 Zweitimpfungen
- 133 Drittimpfungen
Impfbus-Start in Essen: „Ich bin hier, weil ich sowieso einkaufen gehe“
Ein Boost im doppelten Sinne ist der Impfbus also auch deshalb, weil sich vor Ort viele ihre Auffrischungsimpfung abholen, die sogenannte Boosterimpfung. Carmen Krehbiel ist eine von ihnen. „Ich bin zum Boostern hier“, sagt die Essenerin und erzählt, dass sie mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft worden ist und nun – wie insgesamt rund 17.000 Essenerinnen und Essener – eine Auffrischungsimpfung benötige.
Doch nicht nur solche Auffrischungsimpfungen werden im und am Impfbusses durchgeführt. Wilfried Hochgürtel sagt: „Für mich ist es die dritte Impfung.“ Der 69-Jährige berichtet, dass ihm sein Hausarzt noch nicht Boostern wollte. „Hier ist das ohne Probleme gelaufen.“ Außerdem sagt er kurz nach seiner Drittimpfung im Wartebereich: „Ich bin hier, weil ich sowieso einkaufen gehe.“
Worin Wilfried Hochgürtel einen weiteren Vorteil des Impfbusses sieht: „Man sieht es daran, wie viel hier los ist: Es ist einfach für die Leute.“ Ähnlich äußert sich Sema Deniz aus Stoppenberg: „Ich finde gut, dass man hier ohne Termin kommen kann und man spontan ist. Beim Hausarzt dauert es länger, weil man einen Termin ausmachen muss.“ Dem pflichtet Ömer Basar bei: „Ich war schon beim Arzt, habe aber keinen Termin bekommen.“
Zwar gibt es neben dem neuen Impfbus-Angebot bereits seit Mitte Juli dezentrale Aktionen ohne Termin in den Stadtteilen – die dem mittlerweile geschlossenen Impfzentrum schnell den Rang abliefen –, doch: Ein flexibel einsetzbarer Impfbus war auch in Zeiten von „Shoppen und impfen“ noch nicht in Essen unterwegs. „Das mit dem Impfbus hätte man schon früher machen sollen“, sagt Wilfried Hochgürtel.
Spors: „Genau der richtige Zeitpunkt, das zu machen“
Das sieht der KoCI-Leiter Jörg Spors anders: „Das ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, das zu machen.“ Er versteht den Impfbus als neues und ergänzendes Angebot zu den anderen dezentralen Impfaktionen in den Stadtteilen. Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel sieht in dem Impfbus ein „Add-on“ zur bisherigen Strategie: „Er reiht sich in unsere mobilen Impfungen ein.“ Neben diesen führt Jörg Spors noch die bei den niedergelassenen Ärzten durchgeführten Impfungen mit auf: „Mit diesen drei Säulen zusammen sind wir gut aufgestellt.“
Im Mai war die Einführung eines Impfbusses das erste Mal Thema in Essen. Anders als beispielsweise in Köln, entschieden sich die Verantwortlichen damals aber gegen eine Einführung, da die Zielgruppe in den Stadtteilen mit hohen Inzidenzen durch so einen Einsatz nicht erreicht würde. Die Nicht-Einführung lag damals laut Peter Renzel auch am knappen Impfstoff und dessen damals schwieriger Lagerung. Mit mehr verfügbarem Impfstoff sei man dann aber mit den dezentralen Impfaktionen in die Fläche gegangen – der richtige Weg, wie Renzel sagt, und der weiter gegangen werden sollte.
Um noch zielgerichteter in die Stadtteile gehen zu können, unterstreichen sowohl Renzel als auch Spors die Forderung von OB Kufen, dass den Städten stadtteilscharfe Daten über Ungeimpfte zur Verfügung gestellt werden sollten.
Sowohl bei den dezentralen Impfaktionen der Stadt als auch am Impfbus kann sich jeder über 12 Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen. Kinder zwischen 12 und 15 Jahren müssen einen Erziehungsberechtigten mitbringen. Die Impfangebote der Stadt am Wochenende: Sa (6.11.) 11-15 Uhr: Marktkirche (Innenstadt); Sa (6.11.) 12-17 Uhr: Salâhu d-Dîn Moschee. Der neue Impfbus steht im November an diesen Standorten: Do (18.11.) Kettwiger Straße; Fr (26.11.) Kronenberg Center; Sa. (27.11.) Rüttenscheider Straße.