Essen. Trauerspiel Limbecker Straße: Viele Läden stehen leer. Doch jetzt greift die Stadt Essen selbst ein. Auch auf der Kettwiger gibt es Bewegung.
In der Essener Innenstadt mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich die Corona-Starre langsam auflösen könnte. Jüngste Beispiele: Das Maklerunternehmen Eugen Lehmkühler GmbH hat nach eigenen Angaben den ehemaligen Douglas-Laden auf der Kettwiger Straße neu vermietet. Auch auf der von vielen Leerständen gezeichneten Limbecker Straße gibt es Bewegung. So verkündet die Essen Marketing Gesellschaft (EMG), dass sie die ersten beiden leerstehenden Läden mit Hilfe von Fördergeldern an junge Konzepte vermietet hat.
Der neue Mieter der Douglas-Filiale will noch in diesem Jahr eröffnen, namentlich aber noch nicht genannt werden. Stephan Lahme, Leiter der Vermietungsabteilung bei Lehmkühler, verrät lediglich: Es handelt sich um ein hochwertiges Angebot, das das Handelsniveau innerhalb der Kettwiger Straße heben werde. Gerüchten nach könnte es sich bei dem Mieter um ein Juwelier-Geschäft handeln.
Untere Kettwiger Straße in Essen bei Mietern gefragt
Für den Douglas-Standort gab es laut Lahme mehrere Interessenten, dazu hätten auch internationale Konzepte gezählt. Für diese sei Lehmkühler nun auf der Suche nach Alternativen. Dabei macht das Maklerunternehmen kein Hehl daraus, dass auf den Einkaufsstraßen der Innenstadt nicht jede Lage gleichermaßen gefragt ist.
„Die stärkste Nachfrage nach Flächen verzeichnen wir auf der Kettwiger Straße zwischen Theaterplatz und Markt“, sagt Lahme. Dies würden unter anderem die Vermittlungen von Lehmkühler an den Herrenausstatter Anson’s sowie Telefónica zeigen, die innerhalb der Kettwiger Straße umgezogen sind.
Zum Hauptbahnhof hin wird es dagegen schwierig. Die Kettwiger Straße tue sich vom Theaterplatz aufwärts Richtung Willy-Brandt-Platz schwer, so Lahme. „Die Nachfrage nach Ladenlokalen war in diesem Bereich schon immer verhalten und ist noch immer rückläufig.“ Möglicherweise könnten sich der Königshof, der an der Stelle des ehemaligen Kaufhofes entsteht, sowie die Entwicklung des Eick-Hauses positiv auf diesen Teil der Fußgängerzone auswirken. Im Augenblick aber scheue sich der Großteil potenzieller Mieter „zu diesem Bereich eine Einschätzung abzugeben“. Sie warteten ab, bis die neuen Projekte fertiggestellt sind.
Besucherzahlen der Essener Innenstadt erholen sich
„Für einen Einzelhändler machen manchmal nur wenige Meter innerhalb einer Straße den entscheidenden Unterschied zwischen einer positiven und negativen Anmietungsentscheidung aus,“ ergänzt Gunnar Marx Geschäftsführer der Eugen Lehmkühler GmbH.
Auch interessant
Marx sieht mittlerweile den Wendepunkt zum Besseren im Einzelhandel erreicht. Nach der langen Corona-Zeit mit mehreren Lockdowns und harten Auflagen kehre die Normalität ins öffentliche Leben zurück. Das zeigen auch die steigenden Passantenzahlen in der Essener Innenstadt. An Samstagen im Juli und August erreichten sie auf der Kettwiger Straße schon wieder 90 Prozent des Vor-Corona-Niveaus, teilt Essen Marketing mit. Allerdings darf dabei auch nicht außer Acht gelassen werden, dass die Einkaufsmeile in den Jahren davor deutlich an Frequenz eingebüßt hatte.
Stadt will weitere Leerstände auf der Limbecker beseitigen
Die Limbecker Straße tut sich dagegen schwerer, auf die Beine zu kommen. Etwa zehn Lokale stehen dort leer, viele schon vor Corona. Ein Förderprogramm des Landes zur Rettung der Innenstädte soll helfen. So hat die Stadt Essen nun die ersten beiden Läden angemietet und sie günstig an junge Unternehmen für zwei Jahre weitervermietet. Nach Angaben von City-Managerin Svenja Krämer liegen unterzeichnete Verträge für das ehemalige Geschäft CCC vor, sowie für einen Laden am unteren Ende der Limbecker, der in den kommenden Wochen frei wird. Die neuen Konzepte, die in diese Läden einziehen, will die EMG erst in den kommenden Tagen bekannt geben.
Die EMG hofft, dass mit den Geldern aus dem Förderprogramm noch drei bis vier weitere Leerstände auf der Limbecker Straße verschwinden werden. „Bei uns melden sich immer wieder neue Mietinteressenten, so dass ich deutlich zuversichtlicher bin als noch vor einem Jahr“, räumt Krämer ein.
Tatsächlich hat es ein Dreivierteljahr gedauert, bis die EMG die ersten Mietverträge vermelden konnte. Zunächst habe der lange Lockdown im Frühjahr für Zurückhaltung bei potenziellen Mietern gesorgt, heißt es. „Mit der langsam zurückkehrenden Normalität spüren wir aber wieder mehr Vertrauen“, sagt Krämer. Rückschläge gab es zuletzt aber auch, weil ursprünglich durch eine Jury ausgewählte Konzepte wieder abgesprungen sind.
IHK übt Kritik am Förderprogramm
Makler beobachten das städtische Eingreifen auf der Limbecker mit Interesse: „Auch wenn es sich bei den Anmietungen nur um kurzfristige Verträge handelt, würden die aktuell vorhandenen Leerstände zumindest zeitweise während der Dauer des Förderprogramms verschwinden“ betont Lehmkühler-Geschäftsführer Marx. Auch der auf der Limbecker aktive Makler Alexander Weymann prognostiziert: „Die Erholung der Limbecker Straße braucht noch zwei Jahre“. Darauf würden die Vermieter, die jetzt solche kurzfristigen Verträge eingehen, hoffen. Weymann ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Kettwiger und Limbecker Straße.
Kritische Stimmen gibt es jedoch auch zu dieser Form der Subventionierung: „Ich halte nichts davon, denn das ist Planwirtschaft“, betont der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Gerald Püchel. Ein solches Vorgehen habe selten langfristig zum Erfolg geführt. „Kommune und Land sollten sich da raushalten“, fordert Püchel.
Dass Vermietungen auf der Limbecker auch ohne staatliche Stütze funktionieren, zeigen diese beiden Beispiele: So wird in den ehemaligen Engbers-Laden die Parfümeriekette David Walker einziehen und in den Back & Coffee Shop ein Geschäft für Damenoberbekleidung.
Zuletzt machten auch weitere Neueröffnungen in der Innenstadt Hoffnung auf Erholung: So eröffnete das Eis-Café Bellissima am Theaterplatz, der ehemalige Burger-King neben der Marktkirche wird zu einem McDonald’s umgebaut. In die ehemalige Von-Drahten-Fläche zieht wohl noch in diesem Jahr Rossmann ein. Gastronomischen Zuwachs gibt es auch mit dem Restaurant Rosemarie an der Kettwiger Straße/ Ecke Burgplatz sowie dem Café Zuckersüß in der Rathaus-Galerie, ergänzt die EMG.