Essen-Rüttenscheid. Vier Stadtplaner haben für den Messe-Parkplatz an der Rüttenscheider Brücke neue Pläne gezeichnet. Warum Messe und Hopf-Gruppe strikt ablehnen.

Manchem hat gefallen, was sich vier Stadtplaner jüngst aus freien Stücken und ohne Auftrag für den großen Messe-Parkplatz – Kürzel: P2 – in Rüttenscheid einfallen ließen. Doch die Grundstückseigentümer sind wenig erbaut von der Idee, das weitläufige Gelände für mehr Wohnungsbau zu nutzen als bisher geplant sowie zusätzlich einen großflächigen Park entstehen zu lassen.

Messe-Chef erklärt den großen Parkplatz in Rüttenscheid als unverzichtbar

Das Gelände des Messe-Parkplatzes vor einigen Jahren in der Vogelperspektive. Mitte links erkennt man die Rüttenscheider Brücke und das Girardethaus.
Das Gelände des Messe-Parkplatzes vor einigen Jahren in der Vogelperspektive. Mitte links erkennt man die Rüttenscheider Brücke und das Girardethaus. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Das Immobilien-Unternehmen Hopf-Gruppe, dem eine kleine Teilfläche gehört, hält an ihren bereits weit gediehenen Plänen fest, in der Nähe der Rüttenscheider Brücke Häuser für rund 100 Wohnungen und einigen Gewerbeeinheiten zu bauen. Und die Messe Essen als Eigentümer des Löwenanteils hat erneut klar und recht harsch erklärt, das Gelände sei vollkommen unverzichtbar für ihre Logistik und werde auf keinen Fall dauerhaft für andere Nutzungen freigegeben oder gar verkauft.

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„An der enormen Bedeutung des P2 für die Messe Essen hat sich nichts geändert“, betont Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Messe. „Der ersatzlose Wegfall oder die eingeschränkte Nutzung der Park- und Logistikflächen des P2-Parkplatzes würden sich unmittelbar auf die wirtschaftliche Entwicklung unserer Bestandsmessen, unserer Kongresse und auch die Grugahalle auswirken.“ Die aktuell positive Entwicklung wäre gefährdet.

„Unsere ausstellenden Kunden und auch unsere Gastveranstalter erwarten von uns zu Recht ein funktionierendes Logistikangebot, das in der Praxis auch umsetzbar ist“, so Kuhrt. In diesem Punkt stehe man im harten Wettbewerb mit anderen deutschen Messegesellschaften, die anders als die Essener oft am Rand der Städte liegen und daher kaum Logistikprobleme haben. „Der Auf- und Abbau unserer Leitmessen kann nur unter Nutzung einer zentralen Fläche unmittelbar am Gelände realisiert werden.“

Nur weil eine solche Fläche mit P 2 zur Verfügung steht, konnte die Messe ihr eigentliches Gelände am Grugapark bei der jüngsten Sanierung stärker verdichten und vor einem Jahrzehnt auf die Festwiese verzichten können, auf der längst zahlreiche Wohnungen und Büros entstanden sind.

Messe-Chef: Die Ideenschmiede haben von Messe-Logistik keine Ahnung

Die Ideenskizze der vier Stadtplaner aus einer anderen Perspektive. Der Blick geht zur Rüttenscheider Brücke, rechts ist das Girardethaus, links die neuen Wohnblocks.
Die Ideenskizze der vier Stadtplaner aus einer anderen Perspektive. Der Blick geht zur Rüttenscheider Brücke, rechts ist das Girardethaus, links die neuen Wohnblocks. © Unbekannt | Quindel

Der Vorschlag der vier Stadtplaner, die Lührmannstraße für die Messe-Logistik zu nutzen, zeige, „wie wenig Kenntnis über die komplexen Logistikabläufe von Großveranstaltungen besteht“, rüffelt Kuhrt die Ideenschmiede. „Während unserer internationalen Leitmessen stehen alleine auf dem P2 im Schnitt über 200 LKWs mit einer Gesamtlänge von über 3,5 Kilometern.“ Diese Fahrzeuge benötigten zudem große Wendeschleifen. All das sei auf der schmalen Lührmannstraße, die den Grugapark überbrückt, nicht machbar. Niemand könne sich wünschen, dass die Lkws das Stadtgebiet verstopfen.

Für Messe-Chef Kuhrt ist die ordnende Funktion von P 2 ganz und gar alternativlos. „Fällt diese Funktion weg, werden sich Verkehrsströme unkontrolliert ihren Weg durch Rüttenscheid bahnen – mit massiven Folgen für die Verkehrssituation.“ Zu erinnern sei auch daran, dass der P2 neben den Lkws bei Großveranstaltungen in der Messe oder der Grugahalle auch rund 1000 Pkws aufnehme. Ein Wegfall der Stellplätze würde die ohnehin angespannte Parkplatzsituation im Stadtteil noch einmal erheblich verschärfen.

Hopf-Gruppe hält an den Wohnungsbauplänen fest, für die das Genehmigungsverfahren läuft

Auch Klaus Sälzer, Geschäftsführer der Hopf Immobiliengesellschaft, ist etwas verwundert, dass „jedwede Eigentumsverhältnisse außer acht gelassen wurden“. Zwar könne jeder Pläne machen wie er wolle, doch hätten diese erkennbar eher ein theoretischen Charakter. Zurzeit läuft für sein Wohnungsbauprojekt das offizielle Bebauungsplanverfahren bei der Planungsverwaltung. Sollte die Ratspolitik im nächsten Jahr dieses Verfahren positiv abschließen, darf dann auf dieser Basis gebaut werden.

Sälzer erinnerte daran, wie viele Pläne für das Gelände schon entstanden und wieder verworfen wurden: Ein Gesundheitscampus stand hier ebenso in Rede wie die Unternehmenszentrale der FUNKE Mediengruppe, schließlich scheiterte auch der Bau einer neuen Polizei-Zentrale.

Vor über 20 Jahren hatte Hopf den zentral in Rüttenscheid gelegenen 64.000 Quadratmeter großen einstigen Güterbahnhof kaufen können, weil die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht verzichtete – im Nachhinein eine schwer verständliche Entscheidung der damaligen Stadtspitze. Nachdem die Messe lange Mieter war, verkaufte Sälzer den Großteil des Geländes 2012 an die städtische Ausstellungsgesellschaft. Allerdings enthält der Vertrag eine Klausel, wonach Hopf die Fläche 30 Jahre zurückkaufen kann, sollte dort etwas anderes stattfinden als Messe-Logistik. Diese Möglichkeit, so Sälzer, werde man im Fall des Falles auch wahrnehmen.