Rüttenscheid. Vier Stadtplaner und Landschaftsarchitekten aus Essen präsentieren neue Ideen für den Messeparkplatz P2 in Rüttenscheid. Das sind ihre Vorschläge.
Essener Stadtplaner und Landschaftsarchitekten haben jetzt neue Ideen für die städtebauliche Entwicklung des Messeparkplatzes P2 am Girardethaus in Rüttenscheid vorgelegt. „Es lohnt sich groß zu denken“, sagt Simon Quindel, als er die Vorschläge gemeinsam mit seinen Mitstreitern Christoph Hülsebusch, Mathis Günther und Jonathan Knaup der Presse vorstellte. Beim Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“ würdigte die Jury den Entwurf der Essener mit einer Anerkennung.
Sie sind befreundet, kennen sich von der Uni und verfolgen die aktuelle Diskussion um die Gestaltung des Messeparkplatzes nicht nur aus professionellem Interesse. Rüttenscheid liegt ihnen am Herzen. „Man kennt das hier seit den 1980er Jahren und fragt sich: Wann passiert denn hier was?“, sagt Stadtplaner Mathis Günther und lässt den Blick über die riesige Brachfläche schweifen.
Planer legen Alternative zum Plan der Hopf-Gruppe für Bebauung in Rüttenscheid vor
Seit die Hopf-Gruppe Pläne für eine Bebauung des Geländestreifens zwischen Wittekindstraße und Girardethaus vorgelegt hat, liegt eine mögliche Antwort auf dem Tisch. Zumindest für einen Teil des 60.000 Quadratmeter großen Areals. Der Vorschlag der Immobilienentwickler polarisiert. Die vier Planer nahmen ihn zum Anlass, um über Alternativen nachzudenken.
Auch die vier Essener würden bauen, aber nicht gleich an der Rüttenscheider Brücke wie es die Hopf-Gruppe plant. Denn dort, so ihre Kritik, würde der Gebäudekomplex die Sicht nehmen auf die viel größere Fläche, die sich an das Girardethaus anschließt. „Wir haben die Bebauung deshalb weiter zurückgenommen“, erläutert Simon Quindel und deutet auf den Entwurf, auf dem sich mehrere Baukörper entlang der Wittekindstraße aneinander reihen.
Mitten in Rüttenscheid könnten nach dem Entwurf bis zu 340 Wohnungen entstehen
Diese Reihe ließe sich sogar verlängern, bis zu 220 Wohneinheiten könnten dort entstehen. Zum Vergleich: Die Hopf-Gruppe plant mit bis zu 140 Wohneinheiten. Die Gebäude haben die vier Planer auf einem 1,60 Meter hohen Sockel platziert; soweit ragt die Tiefgarage über das Geländeniveau hinaus. Bäume und Böschung entlang der Wittekindstraße blieben erhalten.
Die Rüttenscheider Brücke würden die Planer verbreitern, um mehr Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die als Parkplatz genutzte Fläche vor dem Girardethaus ließe sich, wenn man den wollte, mit einbeziehen, so ihr Vorschlag. Von der Rüttenscheider Brücke soll eine langgezogene Rampe auf das tieferliegende Gelände führen – als Entrée in einen „Bürgerpark“. Dieser erstreckt sich als grünes Band zwischen neuer Wohnbebauung und Girardethaus, an dessen Ende sich die Parklandschaft dann öffnet.
Als Ersatz für das enge und und wenig ansehnliche Parkhaus am Girardethaus sieht der Entwurf eine neue Parkgarage vor – mit einer Kindertagesstätte auf dem Dach. Auch eine Schule haben die Planer eingezeichnet, wofür allerdings weitere Grundstücke zu erwerben wären.
Ihren Entwurf bezeichnet die Planergruppe als Vorstudie, Details wären noch zu prüfen. Von einem Park mitten im dicht bebauten Rüttenscheid würde der gesamte Stadtteil profitieren und auch die Messe Essen, dessen sind sie sich sicher.
Die Interessen der Messegesellschaft seien bei ihren Überlegungen nicht unter den Tisch gefallen. Messebesucher könnten das Parkhaus nutzen, heißt es. Auch wenn ein solches die Stellplätze unter freiem Himmel nicht eins zu eins ersetzt. Lkw könnten sich entlang der Grünfläche aufreihen. Es gäbe aber auch Alternativen für die Messe-Logistik, sagt Jonathan Knaup und bringt die Lührmannstraße ins Spiel, die noch näher dran ist am Messegelände. „Wenn man denn will, findet man eine Lösung“, ist Knaup überzeugt.
Bebauungsplan
Das Planungsamt der Stadt Essen will Anfang kommenden Jahres einen Bebauungsplan-Entwurf für den Messeparkplatz auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Rüttenscheid vorlegen. Dessen ungeachtet arbeitet die Verwaltung an einem Masterplan für das Gelände. Auf Antrag von CDU und Grünen soll die Verwaltung unter anderem prüfen, ob sich Parkplätze überdachen und begrünen lassen. Ergebnisse des Masterplans sollen Eingang in das Bebauungsplanverfahren finden. Dass ein Masterplan parallel zum Bebauungsplanverfahren erstellt werden soll, sehen die vier Essener Planer kritisch. Dieses Vorgehen widerspreche der Logik eines Masterplans. Nähere Infos zu ihrem Entwurf bietet die Planergruppe hier: https://miro.com/app/board/o9J_l8UJ9Y4=/
Ihre Ideen habe die vier Planer den Fraktionen im Rat der Stadt zukommen lassen, der Hopf-Gruppe und auch der Stadt Essen. Quindel nennt es einen „freundlichen Hinweis von ein paar Essener Jungs“. Das Stadtplanungsamt hat die vier bereits eingeladen, ihre Entwürfe vorzustellen.
Beim Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“ erhielten die Essener eine Anerkennung
Beim Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“, wo sich die Planer gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Grüne Lungen Essen“ mit ihrem Entwurf beworben hatten, bescheinigte die Jury dem Projekt einen Vorbildcharakter in Sachen Freiraumentwicklung. Als problematisch bewerte das Gremium allerdings, dass die Stadt Essen andere Planungen verfolgt.
Ob sich von den Vorschlägen der vier Essener etwas im Masterplan wiederfinden wird, den die Verwaltung auf Wunsch der Politik erstellen soll, bleibt abzuwarten. Ebenso die Antwort auf die Frage, ob die politische Diskussion über die Zukunft der Freifläche gar eine neue Wendung nimmt. Die Fläche sei es wert, sich intensiv damit zu beschäftigen, betonen die Planer. Denn sie sei viel zu wertvoll für den Stadtteil, um sie wenige Tage im Jahr als Parkplatz zu nutzen.