Essen-Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid soll eine Straße abgesperrt werden. Das stößt auf Kritik bei Händlern. Warum auch die Feuerwehr Bedenken hat.

  • Im Stadtteil Rüttenscheid soll eine Straße abgesperrt werden.
  • Das sieht die Feuerwehr sehr kritisch. Rettungswege werden dadurch behindert.
  • Händler befürchten zudem Umsatzverluste.

Mitten im Stadtteil Rüttenscheid soll eine Straße abgeriegelt werden und das dauerhaft. Die Feuerwehr zeigt sich skeptisch, weil Rettungsfahrzeuge dadurch erheblich behindert würden. Händler haben Sorge, ihnen könnten die Kunden ausbleiben.

Sperrung soll zur Entlastung des Verkehrs in Essen-Rüttenscheid beitragen

Es handelt sich um die Ecke Roswithastraße/Walpurgisstraße und die geplante Absperrung hat eine Geschichte, die vor fünf Jahren begann. Damals hat die Stadt ein Verkehrsgutachten erstellen lassen. Angesichts der zahlreichen anstehenden Neubaugebiete wollte sie wissen, welche Folgen damit für die Verkehrsbelastung im Stadtteil verbunden sind. Zu den Ergebnissen gehörte, dass die Kreuzung Franziska-/Paulinenstraße zu sehr unter Druck gerate, wenn alles so bleibe wie es ist. Um die Lage zu entkrampfen, sei besagte Abriegelung auf der Walpurgisstraße zwingend notwendig. Die Verbindung zwischen Wittekindstraße und Wittenbergstraße würde damit unterbrochen.

Die Verwaltung will nun das Vorhaben umsetzen. Doch nun kommt erheblicher Gegenwind aus der Bezirksvertretung II. Unter anderem war es CDU-Fraktionschef im Stadtteilparlament, Markus Panofen, der wissen wollte, ob denn auch die Folgen für die dort ansässigen Händler hinreichend berücksichtigt seien. Damit aber noch nicht genug. Es bestünden auch Bedenken, inwieweit die Rettungsdienste in ihren Einsätzen behindert würden.

Seniorenheim an der Paulinenstraße für Feuerwehr nur auf Umwegen zu erreichen

Feuerwehr-Sprecher Christoph Riße: Skepsis gegenüber einer dauerhaften Sperrung.
Feuerwehr-Sprecher Christoph Riße: Skepsis gegenüber einer dauerhaften Sperrung. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Feuerwehr-Sprecher Christoph Riße erklärte auf Anfrage, dass man einer dauerhaften Sperrung sehr skeptisch gegenüberstehe. Wertvolle Zeit könne verloren gehen, wenn die Rettungskräfte Umwege fahren müssten. Als Beispiel nannte er das Seniorenheim an der Paulinenstraße.

Wenn die Feuerwehr von der Wache an der Manfredstraße dorthin gerufen werde, könne sie nicht mehr wie bislang über die Wittekindstraße fahren, sondern müsse die Wittenbergstraße nutzen und dort zudem auch noch wenden. Als Alternative, wenn schon unbedingt eine Sperrung sein müsse, seien unter Umständen Poller möglich, die per Dreikant entfernt werden können. Das werde auch andernorts im Stadtgebiet praktiziert. Der dazu notwendige Aus- und Wiedereinstieg der Einsatzkräfte koste zwar auch Zeit, gehe aber verhältnismäßig schneller. Mehr hadert die Feuerwehr mit dieser Lösung aus einem anderen Grund: Auch wenn es verboten ist, werden vor den Pfosten gerne Autos geparkt, ob für kurz oder für länger, in dem Moment spielt das keine Rolle. Die Wagen stehen im Weg.

Händler fürchten um die Erreichbarkeit ihrer Geschäfte

Zu den betroffenen Händlern an der Walpurgisstraße gehört Lars Selmaier, Chef des Sanitätshauses Lang. Über die Stadt hat er sich schon häufiger geärgert. Bei all den Kanalsanierungen der Vergangenheit habe er das erst erfahren, als die Baukolonnen mit der Arbeit begannen. Jetzt habe er auch mehr per Zufall von den Plänen erfahren und ist regelrecht frustriert. „Wenn die Sperrung so kommt, wie die Stadt das will, dann bleibt ein erheblicher Teil meiner Kunden aus.“ Viele von ihnen seien zwischen 60 und 80 Jahre alt. Bei den Umwegen, die dann auf sie zukommen, werden sie sich nach Einschätzung von Selmaier drei Mal überlegen, ob sie ihm und seinem zehnköpfigen Team die Treue halten. Abgeschnitten werde zudem die direkte Verbindung zum Alfried-Krupp-Krankenhaus, auch das ein erhebliches Manko.

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Direkt nebenan liegt das Autohaus Scholten. Der Betrieb gehört mit seinen 60 Jahren zu den alteingesessenen Firmen am Ort. Geschäftsführer Georg Scholten umtreibt die Sorge, dass der Umsatz leidet, sollte es wirklich zu der Sperrung kommen. Der Markt sei hart umkämpft und gute Erreichbarkeit ein wichtiger Standortfaktor. Wenn die Leute aber Schwierigkeiten bekommen sollten, das Autohaus auf direktem Wege zu finden, bekomme man das sicherlich zu spüren. Rund 30 Mitarbeiter sind in dem Unternehmen beschäftigt.

Gemeinsam mit Nachbar Selmaier beobachtet er auch häufiger den Lieferverkehr zu einem Großhändler in unmittelbarer Nähe. „Erst vor wenigen Tagen war wieder ein Lastwagen unterwegs, der es nur mit Mühe schaffte, in Richtung Wittekindstraße abzubiegen. Künftig könnte er nur in Richtung Wittenbergstraße fahren. Für ein solches Manöver wäre der Straßenraum aber zu eng gewesen, sagen die beiden Geschäftsleute.

Bezirksvertretung will sich bei einem Ortstermin ein Bild von der Lage machen

Wie geht es nun weiter? Die Bezirksvertretung will sich jetzt bei einem Ortstermin ein Bild von der Lage machen. Entscheidung offen. Eine Idee kam noch während der Sitzung auf, nämlich an mehreren Straßen Hinweisschilder zu den Firmen aufzustellen. Doch dagegen regte sich Widerspruch, sei doch der gewünschte Effekt eher fraglich.

Bei allem Protest gehen in der Stadtverwaltung auch immer wieder Anrufe von Anwohnern der Roswithastraße ein. Sie fragen, wann denn endlich die Sperrung eingerichtet wird. Sie möchten, dass es in ihrem Viertel mit dem Straßenverkehr ruhiger wird.