Essener Süden. Der Schulentwicklungsplan hält die Situation im Essener Süden derzeit für akzeptabel. Probleme gibt es in den Stadtbezirken I und II dennoch.

Ein Blick in den neuen städtischen Schulentwicklungsplan verrät: Geht es um den Stadtbezirk II, dann dreht sich vieles um Rüttenscheid. „Was jedoch nicht heißen soll, dass es beispielsweise in Stadtwald und in Rellinghausen keine Probleme gibt“, betonen die Kinder- und Jugendbeauftragten Katharina Freund (SPD) und Elke Zeeb (Grüne) unisono. „Doch diese bildet das Planwerk kaum ab.“

„Der neue Schulentwicklungsplan ist generell positiv zu bewerten“, sagt Katharina Freund. Doch die Datenbasis, die Geburtenraten plus Zuzugszahlen, sei nicht akkurat, weil sie die aktuellen Bauvorhaben in Rellinghausen an der Frankenstraße und die angedachte Planung auf dem ehemaligen Messeparkplatz in Rüttenscheid nicht berücksichtige. „Da kommt wohl mehr auf uns zu, als jetzt erwartet wird.“

Ähnlich sieht es Elke Zeeb. Die Ratsfrau der Grünen kritisiert, dass der Schulentwicklungsplan eigentlich nichts weiter sei als eine Bestandsaufnahme. „Viel Neues habe ich daraus nicht erfahren.“ Dass Rüttenscheid im Fokus steht, kann sie nachvollziehen. „Da ist der Druck am größten.“ Doch es sei bedauerlich, dass die Stadtteile, wo es derzeit mit den Schulversorgung noch funktioniert, im Plan praktisch außen vor bleiben. „Der Schulentwicklungsplan spiegelt eben nur die baulichen Maßnahmen wider“, ergänzt Freund. „Wie die Qualität des Unterrichts verbessert werden soll, darüber steht da nichts.“

Kritik an der neuen Feuerleiter der Stiftsschule in Essen-Stadtwald

Die Kinder und Jugendbeauftragten Katharina Freund (links, SPD) und Elke Zeeb (rechts, Grüne) üben Kritik am neuen Schulentwicklungsplan. Viele Probleme an den Grundschulen im Essener Süden werden dort nicht berücksichtigt.
Die Kinder und Jugendbeauftragten Katharina Freund (links, SPD) und Elke Zeeb (rechts, Grüne) üben Kritik am neuen Schulentwicklungsplan. Viele Probleme an den Grundschulen im Essener Süden werden dort nicht berücksichtigt. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Die SPD-Fraktion hat deshalb an alle neun Grundschulen im Bezirk II einen Fragebogen verschickt, um sich über den Bedarf und mögliche Probleme zu informieren“, sagt Freund. Die Auswertung stehe jedoch noch aus, denn es kamen erst vier Fragebögen zurück. „In Stadtwald gab es an der Stiftsschule und an der Ardeyschule aber bereits Ortstermine.“

Die Stiftsschule erhielt unlängst eine Feuertreppe, da einige Klassenräume wegen des Brandschutzes nur bedingt nutzbar waren. Freund: „Die Treppe wurde auf dem einzigen Schulhof errichtet, wo sie nun dem von den Eltern finanzierten Verkehrsparcours im Weg steht.“ Elke Zeeb stellte bereits eine Anfrage an die Feuerwehr, ob es da keine Alternative gegeben hätte.

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Auch die Probleme an der Ardeyschule reißt der Schulentwicklungsplan eher an, statt Lösungen aufzuzeigen. Die Schule besitzt eine wichtige Funktion im Stadtteil, da sie die Kinder aus Rellinghausen betreut, wo es gar keine Grundschule gibt. Die Ardeyschule liegt nämlich offiziell in Stadtwald, obwohl sich die Schulgemeinschaft Rellinghausen zugehörig fühlt.

Doch ausgerechnet die Ardeyschule hat weder eine Aula, noch eine Turnhalle, obwohl die Schulrichtlinien der Stadt dies ausdrücklich vorschreiben. „Daher wird dort eine Mehrzweckhalle gefordert, „was die Schule bei der Stadt in der Prioritätenliste jedoch weit nach hinten rutschen lässt“, sagt Zeeb. Der Förderverein der Ardeyschule hatte bereits vor Jahren Pläne für eine solche Halle in Auftrag gegeben und diese auch schon der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Schule Am Krausen Bäumchen in Bergerhausen verfügt derzeit nur über einen Bewegungsraum, „der aber längst nicht mehr dem heutigen Standard genügt“, so Zeeb.

Die Klassenräume sind generell zu klein im Essener Süden

Ein weiteres Problem: „Die Klassenräume sind generell zu klein. Auch in den Schulen, bei denen derzeit laut Stadt kein Handlungsbedarf besteht“, sagt Freund. Die Raumgrößen lägen zwischen 55 und 62 Quadratmetern. Laut Entwicklungsplan sollten es 70 Quadratmeter sein. „Doch die Gegebenheiten vor Ort lassen gar keine Vergrößerungen zu“, sagt Zeeb. „Das wird beispielsweise an der Ardeyschule so bleiben. Oder es müsste neu gebaut werden.“

Prognose zur Einschulung

Die Einschulungszahlen im Essener Süden gestalten sich in den nächsten Jahren schwankend:

Stadtbezirk I (u.a. Südostviertel und Huttrop) liegen sie aktuell bei 635 und steigern sich bis zum Schuljahr 2024/25 bis auf 730, so die Prognose der Stadt.

Stadtbezirk II (Rüttenscheid, Rellinghausen, Bergerhausen und Stadtwald) liegen sie derzeit bei 415. Den Höchststand erwarten die Statistiker im Schuljahr 2022/23 mit 430 Einschulungen.

In Huttrop (Stadtbezirk I) gibt es drei Grundschulen: Montessorischule am Lönsberg, die Schule an der Schwanenbuschstraße und die Winfriedschule, die allesamt zweizügig sind. Um dem zu erwartenden Anstieg an Einschulungen zu begegnen, denkt die Stadt an der Winfriedschule über eine Erhöhung um einen Zug nach. Zum Schuljahr 2021/22 soll die Schule eine Containeranlage erhalten; ein dauerhafter Modulbau ist mittelfristig angedacht. Die Schwanenbuschstraße verfügt über einen Pavillon, der dringend zugunsten eines größeren Moduls ausgetauscht werden sollte. Wann, das lässt der Schulentwicklungsplan noch offen.

Schulen hinken beim Offenen Ganztag hinterher

Ein Problem bleibt auch der Offene Ganztag: Während an der Montessorischule am Lönsberg die Betreuungsquote bei über 80 Prozent liegt, hinken die Schule an der Schwanenbuschstraße (48) und im Südostviertel die Schule am Wasserturm (33) dem Durchschnitt im Stadtbezirk I (60) deutlich hinterher.

Angesichts dessen erwartet Elke Zeeb eine tiefergehende Bestandsaufnahme aller Schulen. „Im Moment wird das jetzt nur abgearbeitet und in zehn Jahren kommt dann vielleicht ein neuer Schulentwicklungsplan. Der sollte aber deutlich schneller überarbeitet und aktualisiert werden.“

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