Essen. Kinderbeauftragte aus Essen kritisieren fehlende Spielplätze im gesamten Stadtgebiet. Einige Stadtteile sind besonders hart betroffen.

Ob in Katernberg, Schönebeck, Nordviertel oder Holsterhausen: Grün und Gruga hat zwar jüngst eine Reihe von Spielplätzen auf Vordermann gebracht, gleichwohl sehen Kinderbeauftragte aus Essen noch erhebliche Mängel im gesamten Stadtgebiet. Ihre Kritik soll bei den weiteren Planungen Gehör finden, fordern sie.

In 20 Essener Stadtteilen fehlt es an Spielplätzen

Wie es im die Versorgung mit Spielplätzen zwischen Karnap und Kettwig bestellt ist, das liegt der Stadt durchaus schon schwarz auf weiß vor. In einer eingehenden Untersuchung haben Experten die Verteilung der 400 Plätze im Stadtgebiet untersucht, den Zustand unter die Lupe genommen sowie Kinder als auch Spielplatzpaten befragt. Das Ergebnis ist eindeutig: 20 der 50 Stadtteile sind unterversorgt, Rüttenscheid, Holsterhausen oder Fischlaken, um nur drei Beispiele zu nennen, erreichen nicht einmal die Hälfte der erforderlichen Quote.

Nun habe die Stadt zwar für den Herbst ein Handlungskonzept angekündigt, erklärt die städtische Kinderbeauftragte Julia Jankovic, aber zunächst einmal müsste eigentlich auch die Erhebung selbst noch einmal auf den Prüfstand. So sehr in dem Bericht auch Finger in die Wunde gelegt würden, bleiben nach ihrer Ansicht noch Zweifel an der Methodik. Beispielsweise müsse man fragen, ob auch die Neubaugebiete in den Stadtteilen gebührend berücksichtigt worden seien. Bedenklich sei auch, dass in Stadtteilen eine Überversorgung existieren soll, in Leithe sind es laut dem Papier drei Mal so viel wie eigentlich es die Versorgungsquote verlangt. Zugleich ist aus Sicht von Jankovic schnelles Handeln gefragt, um die Spielplatzsituation zu verbessern. Es habe Jahre gedauert, bis überhaupt die Spielplatzanalyse zustande kam. 2015 habe unter anderem die SPD eine solche Untersuchung gefordert, aber erst 2017 sei die Erhebung vom Rat gebilligt worden, die nun schon seit über einem Jahr vorliege.

Kinderbeauftragte kritisiert Verringerung der Plätze von 450 auf 400

Sich auf dem Spielplatz vergnügen möchten viele Kinder, doch in einigen Stadtteilen sind die Plätze rar gesät.
Sich auf dem Spielplatz vergnügen möchten viele Kinder, doch in einigen Stadtteilen sind die Plätze rar gesät. © Lea Wittor | Lea Wittor

Elke Zeeb, Kinderbeauftragte im Bezirk II (Rüttenscheid, Stadtwald, Rellinghausen, Bergerhausen) sieht durch den bislang vorliegenden Bericht die Kritik untermauert, wonach es gerade in Rüttenscheid ganz erheblich an Plätzen mangele. Im benachbarten Holsterhausen, das zum Bezirk III gehöre, sei die Unterdeckung ebenfalls sehr massiv. Den Engpass zu beseitigen, werde aber zu einem schwierigen Unterfangen. Wolle man vorhandene Spielplätze vergrößern, seien die Möglichkeiten oftmals im wahrsten Sinn begrenzt. Umliegende Bebauung und Flächennutzung lasse kaum Spielraum. Gegebenenfalls müsse nach Flächen Ausschau gehalten werden, die sich entsiegeln lassen, um dort Angebote für die jüngste Generation zu schaffen. Ein Beispiel sei ein Parkstreifen an der Lotharstraße in Rüttenscheid, den sich offensichtlich die Autofahrer erobert hätten. Das Areal ließe sich auch durchaus in einen Spielplatz umwandeln.

Zeeb erinnert daran, dass Essen mal sehr stolz den Titel „Großstadt für Kinder“ getragen habe. Doch das sei schon eine Weile her, das Motto selbst habe wiederum an Aktualität nichts verloren. Als die Stadt die Zahl der Plätze vor wenigen Jahren von 450 auf 400 gesenkt habe, geschah das laut Zeebs Darstellung nach dem Prinzip „weniger ist mehr“. Die verbliebenden Standorte sollten mehr Qualität und Angebote vorhalten. Nun müsse man den eingeschlagenen Weg überprüfen und auch nachfassen, ob der Ratsbeschluss rechtens war, der allem Anschein nach zu einer Unterversorgung in mehreren Stadtteilen beigetragen habe.

Langes Warten auf neue Spielgeräte

Ärgerlich ist es nach Worten von Christian Müller, Kinderbeauftragter des Bezirks IV, wenn es Monate dauere, bis Ersatz für abgebaute Spielgeräte geschaffen werde. In der Regel werden die aus Sicherheitsgründen entfernt, das sei natürlich auch Pflicht der Stadt. Doch die Wartezeiten für neue oder erneuerte Geräte sei meistens zu lang, wie man es jetzt auch auf dem zum Teil öffentlich genutzten Spielplatz an der Dürerschule in Borbeck sehen könne.

Nach Ansicht von Christine Müller-Hechfellner, Kinderbeauftragte aus dem Bezirk VII zeigt die Coronazeit, welchen Stellenwert Spielplätze für Familien mit Kindern einnehmen. Denn zumindest im zweiten Lockdown durften die Plätze benutzt werden und boten eine Chance sich zu treffen und soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Deshalb verdienen es die Plätze auch, ihnen ein besonderes Augenmerk zu schenken, so Müller-Hechfellner. Wenn nun Grün und Gruga ein Zukunftskonzept entwerfe, dann sollten beispielsweise beabsichtigte Wohngebiete wie in Kray auf dem Alten Richtergelände Beachtung finden oder der Spielplatz am Ruhrufer in Steele aufgepeppt werden. Der Wunsch sei schon mehrfach geäußert worden, zumal es auch an Angeboten für ältere Kinder mangele. Am Ende werde es sicherlich auch eine Frage des Geldes sein, was sich die Stadt finanziell leisten kann.