Essen-Kettwig. Jochen Schlutius kennt die Rad-Strecken im Ruhrgebiet aus dem Effeff. In seinem Buch beschreibt er Touren für Auszeit, Natur und Gaumenfreuden.
Den Alltag hinter sich lassen, den Kopf wieder freikriegen und neue Orte mit dem Zweirad entdecken – darum geht es in der Buchreihe „Radeln für die Seele“, die der Verlag Droste auflegt. Der Kettwiger Jochen Schlutius hat den aktuellen Band übers Ruhrgebiet verfasst. Der 43-Jährige ist passionierter Radfahrer von Kindesbeinen an und kennt die Strecken in der Region aus dem Effeff.
Der Diplom-Geograf und Touristiker arbeitet für die Ruhr Tourismus GmbH. Der Verlag war dort auf seinen Reiseblog „Mein Ruhrgebiet“ mit Tipps für Radler aufmerksam geworden und fragte bei dem Kettwiger nach einem Autorenkontakt für das Buchprojekt. „Da ich durchaus eine Affinität zum Schreiben habe, bot ich mich gleich selbst an“, berichtet Schlutius mit einem Lächeln. Gesagt, getan.
Die Touren sind zwischen 28 und 45 Kilometer lang
Knapp zwei Jahre brauchte es zur Realisierung. „Es gab Einschränkungen wegen Corona, denn neben den Auszeit- und Panoramatouren gibt es ja noch die Verwöhntouren mit Gastronomietipps.“ 15 Touren sind in dem Band versammelt, 28 bis 45 Kilometer lang, angereichert mit Fotos, Karten und genauen Streckenverläufen.
Letztere machten das Ganze schon sehr aufwendig. „Jede Tour bin ich dreimal gefahren“, erzählt Schlutius. „Die Wegbeschreibungen müssen stimmen und sind sehr ausführlich. Das ist ein Drahtseilakt zwischen dem, was nötig ist, und dem, was man gerne Schönes beschreiben möchte.“ Das Buch solle ja Informationen vermitteln, aber eben auch Emotionen wecken.
Halden sind ein ganz zentrales Thema im Ruhrgebiet
Er selbst radelt täglich zur Arbeit, auch bei miesem Wetter. „Ich finde, das Rad ist ein ganz zentrales Verkehrsmittel geworden. In Essen sind inzwischen viele neue Radwege und auch Fahrradstraßen entstanden. Außerdem besser, ich tue was für meine Gesundheit als mit dem Auto im Stau zu stehen.“ Beim Radfahren spüre er den Stressabbau. „Es fokussieren sich die Gedanken, es kann die Seele befreien.“
Wohin führen seine Touren-Tipps? Die Auszeittouren bieten viele Naturerfahrungen – bei einer Wald-Erlebnisrunde in der Haard, zwischen Dortmund und Kamen oder von Castrop-Rauxel nach Waltrop. Bei den Panoramatouren können die Radlerinnen und Radler bei Weitblicken durchatmen, rund um Gelsenkirchen, auf der Rheinpreußen-Runde oder von Oberhausen zur Halde Haniel. „Halden sind ein ganz zentrales Thema im Ruhrgebiet“, sagt Schlutius. Er findet diese Touren besonders spannend und reizvoll, „für Mountainbiker gibt es teilweise speziell angelegte Trails“.
Radtouren entdecken und planen
Das Buch „Ruhrgebiet. Radeln für die Seele“ von Jochen Schlutius ist bei Droste erschienen. Es hat 192 Seiten, ist zahlreich bebildert sowie mit Übersichtskarten und Streckenprofilen ausgestattet. Der Preis beträgt 16,99 Euro (ISBN 978-3-7700-2235-9).
Weitere Titel in der Buchreihe „Radeln für die Seele“ stellen unter anderem das Münsterland, das Bergische Land und den Niederrhein in den Mittelpunkt.
Weitere Tourentipps gibt es im Internet auf www.ruhr-tourismus.de unter dem Punkt „radrevier.ruhr“. Dort sind auch ein digitaler Tourenplaner sowie aktuelle Streckenhinweise, zum Beispiel zu Baustellen, zu finden.
Eine der Verwöhntouren führt nach Essen-Kettwig
Der Buchautor ist begeistert von den Freizeitmöglichkeiten: „Das Ruhrgebiet hat sich in den letzten Jahren zum unerwarteten Radparadies entwickelt. Es gibt Wege auf ehemaligen Bahntrassen oder entlang der Uferwege von Flüssen, Kanälen und kleineren Bachläufen.“
Auf den Verwöhntouren sorgen in seinem Buch gemütliche Gasthöfe und regionale Produkte dazu noch für das leibliche Wohl – rund um Bochum, auf der Fischbrötchenrunde von Dorsten zur Forellenfarm oder zwischen Mülheim und Kettwig. „Ruhrtalgenüsse“ heißt Letztere und hat die Straußenfarm zum Ziel. „Ein einzigartiger Ort“, so Schlutius über das exotische Tiergehege.
So faszinierend er übrigens die Industrielandschaft im Essener Norden findet, daheim in Kettwig, schmunzelt Jochen Schlutius, seien die Lage an der Ruhr und das Ambiente der historischen Altstadt unschlagbar. Und: „Man ist trotzdem in ein paar Minuten im Urbanen.“