Essen. Drei Fahrradachsen verbinden Essener Stadtteile. Die Arbeiten für die dritte Achse sind fast abgeschlossen. An einer Stelle ist sie unterbrochen.
Drei Fahrradachsen mit einer Gesamtlänge von 12,8 Kilometern sind jetzt im Essener Stadtgebiet eingerichtet. So sollen auch Zweiradfahrer bequem und sicher von Stadtteil zu Stadtteil kommen. Die Achse A führt als Fahrradstraße vom Südviertel nach Frohnhausen, die Achse B ist die Rüttenscheider Straße, die im Sommer ebenfalls zur Fahrradstraße umgebaut wurde, und die Achse C führt von Steele ausgehend durch Kray, Stoppenberg und Katernberg bis zur Zeche Zollverein und endet in der Straße Bolsterbaum.
Wege führen über die Hauptroute des Essener Radverkehrsnetzes
Explizit ausgeschildert sind die Fahrradachsen jedoch nicht – und das ist auch nicht geplant. Die Wege führen über die Hauptroute des Essener Radverkehrsnetzes. Während A und B bereits seit einiger Zeit fertig sind, sind die baulichen Maßnahmen für die Fahrradachse C jetzt auch, bis auf kleine Restarbeiten, abgeschlossen. Bauliche Maßnahmen bedeuten konkret, dass insgesamt zehn Parkplätze entlang der Route wegfallen, damit die Radfahrer eine bessere Sicht an Kreuzungen haben.
40 Fahrradbügel wurden aufgestellt, Radfahrstreifen zum Beispiel auf der Straße Grendtor (Steele) verlängert sowie Markierungen und Schilder für Radfahrer ergänzt.
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Die Stadt hat zudem an einigen Stellen, wie zum Beispiel am Helfenbergweg in Stoppenberg, sogenannte Aufpflasterungen gebaut. Diese umgangssprachlich „Huckel“ genannten Erhebungen auf der Straße sollen dort, wo die Vorfahrt abknickt, vor allem die Autofahrer zum Bremsen bewegen und zur Konzentration zwingen. „So können die Radfahrer bequem an der Stelle vorbeikommen“, erklärt Ulrich Pabst, der für die Bezirksvertretung VI vor einigen Wochen schon eine Proberunde gedreht hat.
Anwohner nicht alle glücklich
Die Anwohner in Stoppenberg sind nicht alle glücklich über die Veränderungen in ihren Straßen: „Für Fahrräder musste die Meerbeckshofstraße nicht weiter ausgebaut werden, weil die bisherige Radwegführung alle Nutzer – auch uns als Radler – zufriedenstellte“, beklagt etwa Hans-Werner Kessel, der die Maßnahme als „vergeudetes Steuergeld“ anprangert und gerne von der Stadt informiert worden wäre.
Die Achse C wird anders als die anderen beiden Achsen keine komplette Fahrradstraße sein, lediglich einige Abschnitte wurden diesbezüglich umgeplant. Diese sind:
Eickelkamp, Hünninghausenweg (beide in Steele), Lohdiekweg, Pramenweg, Eckenbergstraße, Vierhandbank (alle in Kray), Morgensteig (Schonnebeck), Meerbeckshofstraße, Hangetal, Helfenbergweg (alle in Stoppenberg), Hanielstraße, Bolsterbaum (beide in Katernberg).
Besonderheit in Stoppenberg
Aktuell stehen noch nötige Markierungsarbeiten sowie Beschilderungen aus. Die Markierungsarbeiten sind witterungsabhängig, zudem müsse in der Straße Bolsterbaum nach Angaben der Stadt noch die Fahrbahn instand gesetzt werden, um entsprechend markieren zu können. Eine Besonderheit gibt es in Stoppenberg: Dort wird die Fahrradachse unterbrochen. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung für den Bereich von der Schwanhildenstraße bis zur Straße Im Mühlenbruch und der ungesicherten Querung des Knotenpunktes Hallostraße/Barbarossaplatz wurde dieser Bereich zunächst aus der Betrachtung für eine Fahrradstraße herausgenommen. „Es wird Aufgabe der neuen Bezirksvertretung sein, dort eine Lösung zu finden“, erklärt Ulrich Pabst.
Der 55-Jährige verabschiedet sich aus der Bezirksvertretung und ist ab sofort Ratsmitglied für die Grünen. Sein Fazit zur Fahrradachse C ist durchwachsen: Die Route ergebe besonders für die Verbindung zwischen Steele und dem künftigen Radschnellweg RS 1 Sinn. „In Stoppenberg ist es aber am Hangetal zu steil, da hätte es bessere Wege gegeben“, so Pabst, der es auch nicht ideal findet, dass die Ernestinenstraße zweimal überquert wird, man hätte auch eine Strecke durch den Hallopark finden können.
Teil des Vergleichs zur Umsetzung des Luftreinhalteplans
Die Kosten für die Straßenbau-, Markierungs- sowie Beschilderungsmaßnahmen für die Umsetzung der Fahrradachse C betragen rund 463.000 Euro. Gedeckt werden diese aus Mitteln des Bundesförderungsprogramms „Saubere Luft“ in Höhe von 107.000 Euro sowie Mitteln aus den städtischen, eigenfinanzierten Töpfen für „Radwege an Hauptverkehrsstraße“ und „Erneuerung von Nebenstraßen“ in Höhe von 120.000 Euro bzw. 236.000 Euro.
Die Maßnahme Fahrradstraßenachse ist Teil des Vergleichs zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt Essen sowie der Deutschen Umwelthilfe zur Umsetzung des Luftreinhalteplans, auf den sich die Akteure Anfang Dezember 2019 vor dem Oberverwaltungsgericht Münster geeinigt haben.
In Fahrradstraßen haben Radfahrer gegenüber Autos Vorrang, Autofahrer müssen sich an die Geschwindigkeit der Radfahrer anpassen. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 km/h. Kennzeichnungen auf der Fahrbahn sollen einen Sicherheitsabstand von 50 Zentimetern vom Radverkehr zu parkenden Autos sicherstellen. Um das Sicherheitsgefühl der Radfahrenden zu erhöhen soll der Kfz-Durchgangsverkehr reduziert und auf Hauptverkehrsstraßen verlagert werden.
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