essen-Schuir. . 650 Gramm wiegt Zwergziege „Herzchen“ bei der Geburt. Von ihrer Mutter wird sie verstoßen – jetzt kümmern sich Ricarda Schrörs und Hund „Anton“.
Mit direkt achtfachem Nachwuchs – und das binnen von drei Tagen – hat hier in Schuir niemand gerechnet. Sascha Frerix, der auf dem Gelände der Straußenfarm ein Grundstück für seine drei Ziegen Lotta, Lilly und Pünktchen und den Bock Anton gepachtet hat, befand sich zum Zeitpunkt der Geburten im Kurzurlaub in Holland.
Als die ersten beiden Ziegen an zwei Tagen hintereinander insgesamt fünf Ziegenlämmer zur Welt brachten, machte sich der 43-Jährige sofort auf den Heimweg und kam pünktlich zur dritten Geburt zurück. „Ich habe eigentlich erst in ein paar Wochen mit dem Nachwuchs gerechnet.“ Der Altenpfleger, der im Ludgeri-Heim arbeitet, ist seit vier Jahren stolzer Ziegenbesitzer. Andere Menschen mieten sich Ställe und Weiden für Pferde, Sascha Frerix hält eben Ziegen und dazu noch zwei Enten, eine Gans und Hühner.
„Das ist für mich der perfekte Ausgleich zum Job“
Der gebürtige Werdener ist täglich mehrere Stunden bei seinen Tieren und verbringt fast seine gesamte Freizeit mit ihnen. „Das ist für mich der perfekte Ausgleich zu meinem Job. Hier kann ich richtig entspannen.“ Während er das sagt, schweift sein Blick über die große Wiese, die mitten im idyllischen Schuir liegt.
Der Nachwuchs bei seinen Ziegen war übrigens gewollt und geplant – daher auch die Anschaffung von Bock Anton im vergangenen Jahr. Und seit rund zwei Wochen springen und klettern also die Ziegenkinder Lina, Lucy, Lulu, Annabella, Benny, Bobby und Johnny putzmunter und manchmal auch ganz schön frech über Stock und Stein. Auf der hügeligen Wiese ist immer mächtig was los.
Ricardo Schrörs kümmert sich rund um die Uhr
Nur eine fehlt in dem Rudel. Herzchen. Das schwarz-weiß-gefleckte Zicklein mit dem beigefarbenen Fleck in Herzform auf dem Rücken erblickte mit nur 650 Gramm als Letztes das Licht der Welt und wurde vom Muttertier Lotta nicht angenommen.
Aber natürlich sollte Herzchen eine Chance bekommen. „Daher haben wir uns dazu entschieden, sie mit der Flasche aufzuziehen.“ „Adoptivmutter“ Ricarda Schrörs, die mit ihrem Mann Martin Hildebrandt auf dem Hof der Straußenfarm wohnt, hat die Möglichkeit, sich rund um die Uhr um das flauschige Zicklein zu kümmern. Das Aufziehen umfasst Füttern, Kuscheln, Aufpassen, Spielen, Flasche geben und auch die nächtliche Betreuung in der Wohnung. Einen Wecker braucht das Paar derzeit nicht. Seit der Aufnahme von Herzchen werden die beiden morgens durch lautes Gemecker aus dem Schlaf gerissen. „Herzchen gibt deutlich zu verstehen, wenn sie morgens Hunger hat“, sagt Ricarda Schrörs lachend.
Herzchen wiegt jetzt schon 1200 Gramm
Das Großziehen mit der Flasche ist Arbeit rund um die Uhr. Und man muss ständig wachsam sein. Das kleine Tierchen mischt das Familienleben ganz schön auf. Mit viel Zeit und Geduld hat Herzchen aber gute Chancen zu überleben – und das ist die Hauptsache. Mittlerweile hat die Kleine an Gewicht zugelegt, bringt 1200 Gramm auf die Waage und macht eine gute Entwicklung. Herzchen frisst, ist wissbegierig und sehr aktiv.
Dass es dem kleinen, flauschigen Tierchen heute so gut geht, das ist offensichtlich auch Anton, dem Mischlingshund von Schrörs und Hildebrandt, zu verdanken. Der kräftige Rüde mit dem ruhigen und lieben Gemüt ist bei der zeitintensiven Aufzucht immer dabei und kümmerte sich vom ersten Tag an überaus fürsorglich um Herzchen. „Er leckt zum Beispiel beim Füttern ihr Fell, so wie es eigentlich die Ziegenmama machen würde“, berichtet Ricarda Schrörs.
Hund „Anton“ muss man in seiner Vaterrolle bremsen
Manchmal müsse man Anton in seiner „Vaterrolle“ aber auch bremsen, etwa dann, wenn er das Zicklein im Nacken packen und tragen will. Der Rüde ist jedenfalls immer an der Seite des Neugeborenen und ständig wachsam. Vielleicht liegt es an dem Namen? Immerhin heißt der richtige Ziegenpapa ja zufällig auch Anton.
>>ZWERGZIEGEN STAMMEN AUS WESTAFRIKA
- Zwergziegen sind eine besonders kleine Ziegenrasse, die ursprünglich aus Westafrika stammt. Ausgewachsene Tiere werden gerade einmal einen halben Meter hoch.
- Menschen halten Zwergziegen bereits seit dem 7. Jahrhundert vor Christus wegen des Fleisches und des Fells. Milch geben sie nur wenig. Die Fellfarben variieren zwischen weiß, grau, braun und schwarz.
Oft sind die Ziegen mehrfarbig gescheckt. - Geißen und Böcke haben Hörner und einen Ziegenbart. Zwergziegen gelten als „bockig“, „zickig“, verspielt und frech. Geißen können in zwei Jahren drei Mal Nachwuchs bekommen. Meist sind es zwei oder mehr Zicklein.