Essen. Essener Boulevard-Bühne geht im September mit einem Liederabend an den Start. Was Theaterchef René Heinersdorff für die neue Saison alles plant.

Im Essener Rathaus-Theater liegt ab September wieder Musik in der Luft. Und das soll auch das einzige sein, was den Besuchern im ansonsten virenfreien Raum entgegenweht. Die UV-bestrahlte Frischluftanlage im Rathaus, die Aerosolbildungen und damit eine Ansteckungsgefahr verhindern soll, habe man vom TüV eigens noch mal auf ihre Leistungsfähigkeit testen lassen, sagt Theaterchef René Heinersdorff.

Außerdem dürften die Plätze zumindest in den ersten Monaten weiterhin im Schachbrettmuster besetzt werden, um genügend Abstand zu bieten. Dem Neustart stehe damit nichts mehr im Wege, hofft Heinersdorff: „Wir scharren mit den Hufen und freuen uns auf die neue Saison“, heißt es auf der Homepage des Theaters, das seit Mitte dieser Woche wieder Tickets verkauft – und natürlich auch Karten der zuletzt ausgefallenen Produktionen umtauscht.

„Die Geduld der Abonnenten hat zum Überleben beigetragen“, erklärt Heinersdorff. Mehr als 90 Prozent der Zuschauer hätten die vielen Corona-bedingten Ausfälle und Verschiebungen mitgetragen, in der Gewissheit, dass es bald endlich wieder losgeht.

Ein musikalischer Abend mit Judy Garland, Edith Piaf und Billie Holiday

Also Bühne frei für Susanne Eisenkolb und die „Songs für Nobodies“. „Fünf Frauen, fünf Weltstars, fünf Begegnungen“ verspricht das musikalische Bühnenstück von Joanna Murray-Smith, das in Australien bereits seinen Siegeszug erlebte und in Essen nun die musikalische Erstaufführung feiert. Fünf Frauen, das sind die berühmten Sängerinnen Judy Garland, Patsy Cline, Billie Holiday, Edith Piaf und Maria Callas, die Autorin Johanna Murray-Smith nicht aufs Podest hebt, sondern in Bezug zu ganz normalen Menschen zeigt.

Wenn eine Toilettenfrau den Saum von Judy Garlands Kleid repariert, eine Platzanweiserin spontan als Patsy Clines Background-Sängerin einspringt oder eine junge Reporterin verzweifelt versucht, Billie Holiday zum Reden zu bringen, dann erklingen natürlich auch die großen Hits der Stars von „Come Rain or Come Shine“ bis zu „Lady Sings the Blues“. Susanne Eisenkolb singt und spielt sie in kurzen Episoden dabei alle, die fünf „Nobodies“ wie die fünf Glamour-Stars. Begleitet wird sie von einer Liveband (2. September bis 3. Oktober).

Offener Schlagabtausch: Die Komödie „Extrawurst“ erzählt vom Culture Clash im Tennisclub.  
Offener Schlagabtausch: Die Komödie „Extrawurst“ erzählt vom Culture Clash im Tennisclub.   © Rathaus Theater

Die „Extrawurst“ liegt im Rathaus-Theater durch die lange Corona-bedingte Spielzeitpause schon eine ganze Weile auf Eis. Nun geht es endlich an den Grill in der Komödie von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob. Die Autoren werfen so manches heiße Eisen lustvoll auf den Rost: Es geht um deutsche Leitkultur und religiöse Toleranz, um Gutmenschen und Hardliner, um Mehr- und Minderheiten und ganz grundsätzlich natürlich um die Wurst. Punkt, Satz und Sieg sind jedenfalls hart umkämpft bei der bühnenreifen Vereinsfeier eines Tennisclubs (14. Oktober bis 14. November).

Zwei Familien, zwei Balkone. Die Literaturgeschichte lehrt uns, dass sich auf der heimischen Brüstung so manche Familienfehde austragen lässt. Es sind allerdings nicht die Montagues und die Capulets, die sich in der Komödie „Weihnachten auf dem Balkon“ so herrlich zoffen. Es sind vielmehr eine genervte Hausfrau, eine glückliche Schwangere, ein eigensinniges Kind, ein pubertierender Grufti und natürlich der Weihnachtsmann, die das Personal für Gilles Dyreks amüsantes Balkon-Spektakel bilden – und das Fest der Liebe zum Fest der familiären Abgründe machen (25. November bis 26. Dezember).

Hausmeister Krause ist zurück und entert die Bühne samt Dackelclub

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Im Januar rückt dann Hausmeister Krause an. „Du lebst nur zweimal“ lautet die Devise des grau-bekittelten Berufsnörglers, dem Tom Gerhardt seine unvergleichliche Gestalt gibt. Nachdem der rechthaberische und übermotivierte Blockwart ein Jahrzehnt lang im TV seinen Job erfüllt hat, will er nun auf die Bühne. Für den absurden Schwank mit Krause, seiner bildungsfernen Familie und dem unvermeidlichen Dackelclub zeichnet Gerhardt gleich mehrfach verantwortlich: als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion. (13. Januar bis 13. Februar).

„Die Kehrseite der Medaille“ betrachten Timothy Peach, Nicola Tiggeler, Martin Armknecht und Dominique Siassia. Zwei Paare, ein Abendessen und Konversationen mit jeder Menge Zündstoff sorgen für eine Gesellschaftskomödie mit französischem Esprit und brillanten Dialogen aus der Feder von Erfolgsautor Florian Zeller (16. Februar bis 13. März).

Flotte Rentner mit grau-meliertem Haar und weißen Turnschuhen

Auf die „Kerle im Herbst“ hat das Publikum schon in der vergangenen Spielzeit gewartet. Nun endlich soll die grau melierte Dreier-WG ihren Auftritt haben. TV-Förster Christian Wolff, der ewige „Bastian“ Horst Janson und Moderator Max Schautzer spielen diese Herren Ende 70, die in ihrem Alterssitz auf Mallorca die Lust am täglichen Streit und Haushälterin Dani jung hält. (18. März bis 17. April).

Ein rüstiger Rentner sorgt auch für den Abschluss der Saison: Günther, 75, topfit und kerngesund, ist alles andere als ein Pflegefall. Bis Sohnemann Kai das Familienunternehmen vor die Wand fährt und eine alternative Geldquelle erschlossen werden muss: das Pflegegeld. In nullkommanix steht die Prüferin der Krankenkasse vor der Tür und muss Günther die nicht vorhandenen Gebrechen abnehmen. „Weiße Turnschuhe“ heißt die Komödie von René Heinersdorff, für die mit „Sachsenklinik“-Pfleger Michael Trischan („In aller Freundschaft“) schon mal eine kompetente Besetzung gefunden werden konnte (5. Mai bis 5. Juni).

Theaterkasse wieder geöffnet

Die Kasse im Rathaus-Theater ist ab sofort wieder zu folgenden Zeiten geöffnet: mittwochs bis samstags jeweils von 10 bis 15 Uhr und von 16 bis 19.30 Uhr.

Ab Spielzeitbeginn am 2. September ist dann Kasse auch wieder jeweils eine Stunde vor den Vorstellungen geöffnet.

Alle erforderlichen Hygienemaßnahmen gelten weiterhin. Neben der TüV-geprüften Belüftungsanlagen sorgen Abstand, Maskenpflicht, Handdesinfektion und getrennte Ein-und Ausgänge für die Sicherheit des Publikums.

Keine Spielzeit ohne Thomas Glup: Seine Komödie „Alt werden ist wie auf einen Berg steigen“ steht vom 24. April bis 1. Mai wieder auf dem Spielplan.