Essen. In der Komödie „Komplexe Väter“ lassen Hugo Egon Balder und Jochen Busse die Fetzen fliegen. René Heinersdorff schrieb das Stück.
Leicht ist René Heinersdorff nicht ans Telefon zu bekommen. Kein Wunder, immerhin leitet er drei verschiedene Theater in der Region, schreibt eigene Stücke, führt Regie und steht als Schauspieler auf der Bühne. Im Essener „Theater im Rathaus“ laufen nun all diese Fäden zusammen.
Am 10. September feiert René Heinersdorffs Komödie „Komplexe Väter“ am Porscheplatz Premiere. Damit erlöst der 56-Jährige sein eigenes Theater aus der coronabedingten Zwangspause und kann zudem mit zwei guten Freunden gemeinsam spielen: Jochen Busse und Hugo Egon Balder.
Heinersdorff schrieb ihnen die Rollen auf den Leib
Allerdings findet die Freundschaft auf der Bühne ein jähes Ende – beziehungsweise keimt gar nicht erst auf. Und das, obwohl beide etwas gemeinsam haben: ein Kind. Erik, gemimt von Hugo Egon Balder, ist der Vater von Nadine (Josepha Grünberg) und ein ziemlicher Hallodri. Der Schlaffi schlurft mit den Händen in den Taschen seiner Lederjacke durchs Leben. Mit der Erziehung seiner Tochter hat Erik herzlich wenig am Hut, die übernimmt an der Seite von Helikopter-Mutter Ute (Maike Bollow) seit 25 Jahren Anton (Jochen Busse). Den schwarzen Rollkragenpullover hat er fast bis hoch zum Kinn hoch gezogen, die grauen Haare sind akkurat gescheitelt. Anton ist ein sittenstrenger Erzieher, der sich herrlich in Rage reden kann.
Verbiegen müssen sich die beiden TV-Urgesteine für ihre Rollen nicht, denn sie passen wie die Faust aufs Auge. „Ich habe sie ihnen auch auf den Leib geschrieben“, verrät René Heinersdorff. Geschrieben hat er das Stück zum 25. Geburtstag des Theaters an der Kö 2019 und sich damit selbst ein Geschenk gemacht. Denn: Nicht nur in Essen hält Heinersdorff die Fäden in der Hand, auch in Düsseldorf, wo er seit der Eröffnung Direktor ist.
Patchwork-Familie
Doch René Heinersdorff schrieb „Komplexe Väter“ nicht nur, er ist selbst ein Teil des Ensembles. Und zwar der entscheidende. Als Psychologe Björn bringt er das Fass der Patchwork-Familie schließlich zum Überlaufen. Er ist der neue Freund von Nadine und 25 Jahre älter als die junge Frau.. Der Altersunterschied passt Erik und Anton überhaupt nicht und plötzlich ziehen die ewigen Streithähne an einem Strang. Vergessen ist all der Ärger, nun gilt es den „Neuen“ schnellstmöglich wieder loszuwerden. Und Björn? Der versucht mit Therapeuten-Chinesisch und in Besserwissen-Manier die Fronten zu klären.
In der Rolle steckt, wie es bei den anderen beiden eben auch der Fall ist, etwas Autobiografisches. „Ich habe mich selbst in eine viel zu junge Frau verliebt und das als selbstverständlich hingenommen“, verrät der Düsseldorfer. Bei ihm gab es kein Happy End – ob es in „Komplexe Väter“ so ist, das wird an dieser Stelle nicht verraten.
UV-Strahlung im Rathaus tötet Viren und Bakterien
Dafür müssen Fans von boulevardesken Komödien schon im Theater im Rathaus Platz nehmen – natürlich unter coronabedingten Hygieneauflagen. Einlass ist zwanzig Minuten vor der Veranstaltung. Ihre Garderobe müssen die Zuschauer dann mit an den Platz nehmen und auch der Gastronomiebetrieb ist nur eingeschränkt möglich. Im ganzen Theater ist es außerdem Pflicht, eine Mund- und Nasenbedeckung zu tragen. Nur auf den Plätzen darf diese schließlich abgenommen werden.
Einen solchen Schutz tragen die Schauspieler auf der Bühne natürlich nicht. Dafür versuchen sie in anderer Form den Abstand zu halten. „Wir haben jegliche Küsse durch einen Gong ersetzt. Die Idee stammt nicht von mir, sondern aus dem indischen Theater. Denn dort ist das Küssen auf der Bühne verboten“, erklärt René Heinersdorff. Zudem sorgt die Frischluftklimatisierung des Rathauses für gute Luft im Theater. „Die Anlage bestrahlt die Luft mit UV-Licht und tötet dadurch Viren und Bakterien.“ Keimfrei können Besucher also die Rückkehr des Theaters feiern.
Die Infos zum Stück:
Termin: „Komplexe Väter“, 10.9.-18.10, Theater im Rathaus, Porscheplatz 1, Essen.
Vorstellungen: Mi, Do, Fr, 19.30 Uhr (außer 14./15.10.; zusätzl. Di, 6.10.), Sa+So wechselnde Zeiten.
Karten ab 18 € sowie weitere Infos gibt es online auf www.theater-im-rathaus.de.