Premiere für "Edith Piaf" im Kleinen Haus:Ein Stück über die Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn
Sie sang von Liebe, Lebensfreude, Sehnsucht, aber auch von Krieg und dem Leben in der Gosse: Edith Piaf war die Meisterin der ganz großen Gefühle. Aber wer war der Mensch hinter den Liedern? Das Musiktheater widmet der Grande Dame des Chansons einen Abend im Kleinen Haus.
Dirk Schattner schrieb und inszenierte das Stück, das am Freitagabend seine Uraufführung erlebte. Schonungslos zeigt er die vielen Gesichter der Diva, die als Kind verstoßen wurde, mit zehn Jahren als Straßensängerin in Paris die ersten Centimes verdiente, von einem Clubbesitzer gefördert wurde. 30 Jahre lang eroberte die Kunstfigur Piaf die Weltbühnen, wurde als Star gefeiert, durchlebte Affären, Exzesse und suchte nach dem großen Glück. Ihr Leben, eine Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn, und genau das hat das Stück eingefangen.
Christa Platzer leiht Edith Piaf ihre Stimme, oder ist es umgekehrt? Die Grenzen verschwimmen. Was hier geboten wird, ist kein bloßer Chanson-Abend, dieses Stück geht weiter, tiefer, blickt auch hinter die Kulissen - und zeigt schonungslos die Piaf als Fixerin. Mit Hilfe von Video- und Spiegeleffekten werden die vielen Facetten ihrer Persönlichkeit hervorgehoben. Axel Goldbeck hat als musikalischer Drahtzieher die größten Erfolge so arrangiert, dass sie, erfrischend interpretiert vom Essener Spardosen-Terzett, die Geschichte untermalen - etwa, wenn beim Lied "La Belle Histoire D'Amour" ein Donnerwetter am Schlagzeug losbricht und an anderer Stelle die Triangel unschuldig erklingt. Nach 90 Minuten entlassen Platzer und das Spardosen-Terzett das Publikum in die Nacht. "Non, Je Ne Regrette Rien" - an diesem Abend gab es nichts zu bereuen.