Essen. Romanzen-Held Timothy Peach spielt einen gelähmten Rollstuhlfahrer in der Komödie zum Kinohit „Ziemlich beste Freunde“. Gastspiel im Rathaus-Theater.

Seine Domäne ist der Herzschmerz. Und er hat von Christine Neubauer über Maria Furtwängler bis Sandra Speichert so manche Frau geküsst. Im Fernsehen, versteht sich. „Ich glaube schon, dass ich ein Frauenschwarm bin. Das ist aber immer auf die Rolle bezogen“, sagt Timothy Peach (51). „Im wahren Leben bin ich treu.“ Redakteurin Dagmar Schwalm sprach mit dem britisch-deutschen Schauspieler und zweifachen Familienvater über Imageprobleme, 26 skandalfreie Ehejahre mit Kollegin Nicola Tiggeler und die Herausforderung, in „Ziemlich beste Freunde“ ein „tiefes Thema mit Leichtigkeit ans Publikum zu bringen“.

Herr Peach, man kennt Sie im Fernsehen fast nur als romantischen Helden. Ist es für Sie ein Problem, auf ein Image festgelegt zu sein?

Timothy Peach: Früher war es eine Belastung, weil ich ein guter Schauspieler sein wollte. Auf keinen Fall wollte ich den Romeo spielen. Später habe ich das Potenzial erkannt, mit dem ich arbeiten und Tiefe hinzufügen kann. In Deutschland gibt es ja grundsätzlich die Ansicht, dass ein gut aussehender Schauspieler nichts kann. Ich weiß nicht, ob Brad Pitt hier eine Chance gehabt hätte. Romy Schneider ist deswegen nach Paris gegangen.

Gibt es Filme, die Sie heute noch begeistern?

Peach: „Florian - Liebe aus ganzem Herzen“, ein Film um einen Jungen mit Downsyndrom. Da heule ich immer noch, wenn ich ihn sehe. Und „Die Auferstehung“ von Tolstoi. Und manchmal macht man auch Sachen, um Geld zu verdienen. Wenn du Kinder hast, musst du eben auch Versorger sein. Man muss sich darüber klar sein: Von 10 000 Schauspielern können vielleicht 100 bis 200 gut davon leben.

Als Bösewicht sieht man Sie kaum. Woran liegt das?

Peach: Manchmal klappt das in den Sokos oder bei „Der letzte Zeuge“, dass sie mich, den positiv besetzten Menschen als Mörder nehmen. Die meisten Regisseure haben Angst vor dem Markt. Dabei ist es für den Zuschauer total spannend, wenn ein Mörder nicht wie ein Mörder aussieht.

Nach dem Schauspielstudium in Stuttgart waren Sie nur drei Jahre fest engagiert in Augsburg, seither arbeiten Sie frei. Warum?

Peach: Die Theaterzeit war eine unangenehme Erfahrung. Ich hatte einen Chef, der gehasst hat, was mich ausmacht und mich ständig dagegen besetzte. Aber ich habe dort auch meine Frau in dem Musical „Linie 1“ kennengelernt.

Ihre Frau Nicola Tiggeler durfte ja lange die Fiese in „Sturm der Liebe“ sein. Haben Sie sie beneidet?

Peach: Sie hat die Rolle der Barbara geschaffen und das Fiese zu einer Meisterschaft getrieben, die ich nie erreicht habe. Als wir in Essen „Kleine Eheverbrechen“ gespielt haben, rief eine Frau: „Da kommt die Hexe.“ Eigentlich ein Kompliment an die Schauspielkunst.

Peach im Rathaus-Theater

Die Bühnenversion des Kinohits von 2011 wird erfolgreich an diversen Theatern gezeigt, u.a. mit Hardy Krüger jr. oder Sigmar Solbach in der Rolle des querschnittgelähmten Philipp, der sich mit dem respektlosen Pfleger Driss anfreundet.

Bis zum 26. April verkörpern Timothy Peach und Felix Frenken die zentralen Figuren im Rathaus-Theater.

Karten unter: 24 55555 oder www.theater-im-rathaus.de

Wie kann eine Beziehung so lange halten, wenn beide im selben Beruf erfolgreich sein wollen?

Peach: Wir haben immer versucht, uns alles zu ermöglichen, dass jeder seine Sachen machen kann und nicht für den anderen zurückstecken muss. Es liegt aber auch daran, dass ich eine starke Frau habe, die nicht nachlässt. Ich mag diese Auseinandersetzung. Dadurch bleibt die Beziehung frisch.

Was ist am Schauspiel reizvoll für Sie?

Peach: Dass ich mich ausprobieren kann. Für „Winnetou“ bei den Karl-May-Spielen musste ich perfekt reiten lernen. Da musst du mitten durchs Publikum. Bei „Rote Rosen“ musste ich neun Monate Dreharbeiten am Stück durchhalten und durfte Saxofon spielen lernen. Und jetzt das mit dem Rollstuhl.

Was ist die Herausforderung an „Ziemlich beste Freunde“?

Peach: Ich spiele einen vom Hals abwärts gelähmten Mann und alle warten nur, dass ich zucke. Da gibt es keinen Schnitt, der dir da raushilft. Ich bin mal mit dem Rollstuhl in die Kulisse gedonnert und war minutenlang festgeklemmt. Da kannst du nicht aufstehen, da musst du improvisieren. Ich habe schon den Ehrgeiz, die Illusion zu erhalten, dass ich mich nicht bewegen kann.

Wie ist es, sich nicht bewegen zu dürfen?

Peach: Der Körper mag das überhaupt nicht. Ich spanne die Muskeln an, wenn ich locker lassen müsste. Am Ende tun mir alle Gelenke weh.

Was gibt Ihnen diese Rolle?

Peach: Man kriegt eine kleine Warnung, dass nichts selbstverständlich ist im Leben.