Essen. Die Stadt Essen kommt beim flächendeckenden Breitband-Ausbau viel langsamer voran, als geplant. Nun musste sie das Ziel erneut verschieben.
Ursprünglich wollte die Stadt Essen bis Ende 2020 alle Haushalte an das schnelle Internet anschließen. Dann musste sie dieses Ziel auf Mitte 2021 verschieben. Und nun verzögert sich der Breitbandausbau abermals. Wie die Stadt auf Anfrage mitteilte, sollen nun bis spätestens Mitte 2022 die Essenerinnen und Essener flächendeckend mit dem schnellen Internet versorgt sein. Vor allem im Süden und Südwesten der Stadt gibt es noch Lücken.
Mit dem Breitbandausbaus sollen über 98 Prozent der Haushalte in der Stadt Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 50 Megabit pro Sekunde bekommen. Die verbleibenden zwei Prozent werden zumindest mit 30 Megabit/s versorgt.
Langsames Internet: Betroffene graut es vor Rückkehr ins Homeoffice
Doch so mancher Essener ist davon immer noch weit entfernt. Leser Olaf Apelrath berichtet, dass er und seine Nachbarn in der Forstmannstraße in Essen-Werden derzeit mit einer maximalen Geschwindigkeit von 4,541 KBit pro Sekunde surfen können. „Das ist so langsam, dass weder Homeschooling noch Homeoffice funktioniert“, beklagt er. Einer seiner Nachbarn sei daher gezwungen gewesen, sich ein Zimmer in einem anderen Stadtteil anzumieten, um seiner Arbeit nachgehen zu können.
RWI-Auswertung- Reiches Viertel, schnelles InternetAngesichts steigender Corona-Zahlen befürchtet Olaf Apelrath, dass im Herbst mit der vierten Pandemiewelle wieder vermehrt Distanzunterricht stattfindet oder Heimarbeit. Verärgert fragt er daher: „Wie kann es kommen, dass eine städtische Behörde den Ausbau dermaßen verzögert, in einer Zeit, in der wir mehr denn je auf eine Verlagerung der Arbeit über das Netz angewiesen sind?“
Landschaftsschutzauflagen ein Grund für Verzögerung
Die Stadt gibt auf Nachfrage mehrere Gründe für den verzögerten Ausbau an. Zum einen mussten die Pläne in einigen Gebieten im Süden der Stadt wegen hoher Landschaftsschutzauflagen verändert werden. Zum anderen führt die Stadt „die nach wie vor vorherrschende hohe Belastung von Kampfmittelverdachtspunkten“ an. Damit sind offenbar Bodenuntersuchungen nach möglichen Blindgängern gemeint. Schließlich habe auch die Pandemielage die Arbeiten gebremst.
Für den Netzausbau bekommt die Stadt Fördergelder. Der Bund gibt rund 8,81 Millionen Euro, ebenso viel kommt von Land. Da sich der Ausbau nun aber wiederum verzögert, muss die Stadt bei dem zuständigen Ministerium um eine Verlängerung der Fördermittelzusage bemühen. Wie die Stadt mitteilt, gebe es seitens des Bundesverkehrsministeriums bereits eine mündliche Zusage.
Breitbandausbau in Essen läuft seit 2019
Die Arbeiten am schnellen Internet laufen in Essen seit 2019. Damals galten 9500 Haushalte als unterversorgt, hatten also ein deutlich zu langsames Internet. Schaut man sich den Breitbandatlas des Bundesverkehrsministeriums an; dann gilt das heute noch für einzelne Gebiete unter anderem in Burgaltendorf, Horst, Werden, Heidhausen und Haarzopf. Aber auch im Norden gibt es noch einige helle Punkte auf der Karte.
Diese Lücken zu stopfen, ist Aufgabe der Deutschen Telekom. Sie erhielt den Auftrag der Stadt. Bis alle Haushalte angeschlossen sind, wurden bzw. werden rund 151 Kilometer Gräben gezogen sein und fast 464 Kilometer Glasfaserkabel neu verlegt.