Essen-Dellwig. Von einem schnellen Internet können die Nutzer in Dellwig derzeit nur träumen. Doch jetzt scheint der Breitband-Ausbau auch dort anzukommen.

Als Anfang des Jahres die Postwurfsendung der Deutschen Telekom in den Briefkästen in der Wohnsiedlung an der Ripshorster Straße in Dellwig landete, da kam bei Michael Fölster Freude auf. Denn der Internet-Versorger verkündete „gute Nachrichten: Wir haben das Highspeed-Netz für Sie ausgebaut und bieten Ihnen ab März schnelles Internet ganz nach ihrem Bedarf.“

In Essen-Dellwig hat das Internet noch Schneckentempo

Vorsicht Bauarbeiten: In Dellwig ist das seit Jahren ein gewohntes Bild.
Vorsicht Bauarbeiten: In Dellwig ist das seit Jahren ein gewohntes Bild. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Jetzt hat der April begonnen, doch an der Ripshorster Straße kommt das Internet bisher weiterhin nur im Schneckentempo daher. „Unsere DSL-Geschwindigkeit beträgt im Download unter zwei Megabit pro Sekunde und damit weit entfernt von großstadtüblich mindestens 50 MBit und im Upload unter 0,5 MBit pro Sekunde“, schildert der 55-Jährige. In Zeiten der verstärkten Heimarbeit ist das für den gelernten Diplom-Volkswirt besonders lästig, weil er als Leiter der Frohnhauser Verwaltungsstelle der Stadt auf eine schnelle Datenübertragung angewiesen ist. Grund genug für ihn, bereits vor gut einem Jahr bei dem städtischen Breitbandkoordinator nachzufragen, wie es denn mit dem Breitbandausbau im Essener Nordwesten aussehe. Antwort: Mai/Juni 2020. Denn die Stadt hatte im Dezember 2018 den Förderbescheid des Landes für den Breitband-Ausbau in Höhe von rund 8,8 Millionen Euro erhalten. Zugleich wurde ein Kooperationsvertrag mit der Deutschen Telekom zum flächendeckenden Netzausbau in Essen unterzeichnet. Die Arbeiten sollen Ende 2020 abgeschlossen sein.

Die Baugenehmigung der Stadt liegt vor

Doch als Michael Fölster jetzt bei seinem Anbieter 1&1 nachfragte, wurde er auf die Telekom verwiesen, von der man abhängig sei, die aber keine schnelleren Leitungen zur Verfügung stelle.

Selbst bei der Telekom-Hotline kam er nicht weiter: „Die an sich freundliche Dame aus Mannheim musste nach zwei internen Nachfragen einräumen, dass für unsere Adresse überhaupt kein Zeitpunkt für einen Breitbandausbau erkennbar sei.“

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Offenbar kommuniziert man intern bei der Deutschen Telekom selbst noch im Internet-Schneckentempo. Denn auf Nachfrage der Redaktion meldet das Unternehmen einen völlig anderen, positiveren Stand: „Planung und Beantragung der Baugenehmigung für den Standort bei der Stadt sind bereits erledigt, die Bauphase wird in Kürze beginnen.“ Der konkrete Baubeginn für die Ripshorster Straße hänge von der aktuellen Situation und Umstände bedingt von den anhaltenden Auswirkungen des Virus ab.

Das Tiefbauunternehmen hat mit der Arbeit begonnen

Trotzdem: „Das von uns beauftragte Tiefbauunternehmen befindet sich bereits in dem zugehörigen Ausbaugebiet und hat mit den Arbeiten begonnen. Die jeweiligen Straßenzüge werden entsprechend nach und nach angegangen.“ Mit einer Fertigstellung für diesen Abschnitt sei Ende des zweiten Quartals 2020 zu rechnen.

Michael Fölsters Internet-Anbieter 1&1 bestätigt, dass man mit Partnern wie z. B. Telekom, Plusnet und Vodafone zusammenarbeite, doch beim Netzausbau „keinen direkten Einfluss“ habe. Dieser gehöre nicht zum Kerngeschäft von 1&1, sondern man arbeite mit der Schwestergesellschaft 1&1 Versatel zusammen. Das wiederum betreibe ein leistungsstarkes Glasfasernetz von 48.500 Kilometern, fokussiere sich aber eher auf Firmenkunden.

Aber keine Information zum geplanten Ausbau

Zur konkreten Situation in Dellwig hat das Unternehmen keine gute Nachricht: „Für die genannte Adresse in Essen-Dellwig liegen uns aktuell keine Informationen unserer Partner zu einem geplanten Ausbau vor.“ Auch hier scheint es Probleme in der Kommunikation mit der Deutschen Telekom zu geben.

Michael Fölster und die anderen Internet-Nutzer in Dellwig müssen also weiter bangen, welche der widersprüchlichen Aussagen letztlich zutrifft. Es muss auch nichts bedeuten, dass an der Ripshorster Straße in diesen Tagen die Pressluftbohrer rattern. „Das hat wohl eher mit dem Ausbau des Barchembachs zu tun“, vermutet er wohl zu Recht.