Essen-Haarzopf. Unterversorgung mit schnellem Internet ist für manche Essener ein Ärgernis. Haarzopfer warten vergeblich auf zugesagte Besserung - seit Monaten.

Langsames Internet nervt viele Essener gerade in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling – sei es in Haarzopf, Heisingen oder Frohnhausen. Besonders betroffen sind Anwohner des Sonnenscheinswegs in Essen-Haarzopf.

Schon im Juni 2020 hatten sich Volker Uhlemann und seine Nachbarn an unsere Redaktion gewandt, weil sie den Corona-Alltag aufgrund der extrem schlechten Internetverbindung kaum bewältigen können. Die versprochene Verbesserung lässt weiter auf sich warten.

Seit gut anderthalb Jahren müssen Anwohner des Sonnenscheinswegs mit etwa 2,8 Mbit/s auskommen. E-Mails abrufen und gleichzeitig einen Film schauen, Whatsapp-Nachrichten empfangen und dazu Internet-Radio hören, Beiträge aus der Mediathek abrufen – für die Haarzopfer ist das kaum möglich. „Als wir 2012 in das neu gebaute Mehrfamilienhaus am Sonnenscheinsweg 32 eingezogen sind, war die Internet-Geschwindigkeit mit 5,4 Mbit/s auch nicht gerade toll, aber wir konnten damit noch ganz gut leben“, so Diplom-Ingenieur Volker Uhlemann. Laut Vertrag hätte es allerdings eine Geschwindigkeit von bis zu 6 Mbit/s sein sollen. Ein angebliches Upgrade habe dann aber zu einer weiteren Verschlechterung geführt.

Zwischenzeitlich gab es Hoffnung auf schnelleres Internet in Essen-Haarzopf

Nach dem Artikel dieser Redaktion schien Bewegung in die Sache zu kommen. Volker Uhlemann und seine Nachbarn waren nach einigen Telefonaten im Sommer und Herbst 2020 mit der Telekom optimistisch, zu Beginn des Jahres 2021 schnelleres Internet nutzen zu können. „Uns wurde versprochen, dass unser Haus bestenfalls Ende Januar, im schlechtesten Fall Ende März 2021 ans schnelle Internet angeschlossen wird“, so Volker Uhlemann. Dies sei im Dezember noch einmal bestätigt worden.

Bis Mitte 2021 soll der Breitbandausbau in Essen vorankommen

Die Breitbandabdeckung in Essen hatte laut Stadt vor einem guten halben Jahr bei rund 82 Prozent gelegen. Um diese auszubauen, bekämen bis Mitte 2021 weitere mehr als 9500 Haushalte und über 500 Unternehmen in Essen schnelles Internet.

In diesen Ausbaugebieten erhielten dann 98 Prozent der Haushalte Übertragungsgeschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s. Die verbleibenden zwei Prozent der Haushalte würden mit 30 Mbit/s versorgt, hatte die Stadt damals zugesichert.

Dann die Enttäuschung: „Vor kurzem habe ich noch einmal per E-Mail nachgehört und diese Antwort erhalten: ,Die Bauarbeiten für Ihren Kabelverzweiger laufen bereits (...). Jedoch werden wir aufgrund der aktuellen Entwicklungen einen buchbaren Abschluss wohl nicht vor dem Quartal 2/2021 finden können.’“

Diese Aussage sei sehr ärgerlich, so Volker Uhlemann, zumal ihm sein Gesprächspartner von der Telekom zugestimmt habe, dass der Leidensdruck bei ihm und seinen Nachbarn bei knapp 3 Mbit/s viel höher sei als bei Nutzern, die jetzt schon 16 Mbit/s hätten. Zudem befürchtet Uhlemann, dass „nicht vor dem zweiten Quartal“ auch heißen könne, im dritten oder vierten Quartal oder gar in 2022.

Haarzopfer zweifelt an Corona als Ursache für die Verzögerung

„Auch die Stadt beziehungsweise die Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft scheinen das hinzunehmen“, ärgert sich der Diplom-Ingenieur. „In diesen Zeiten ist es leicht, Verzögerungen auf Corona zu schieben. Im Bereich Handwerk bestehen meiner Erfahrung nach keine Einschränkungen durch den Lockdown, außer durch akute Erkrankungen, was aber die Ausnahme sein müsste“, so Uhlemann. Er fühle sich schlichtweg hingehalten.

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Laut Stadt ist es Ziel des Breitbandausbaus, einer möglichen Unterversorgung wie in Haarzopf entgegenzuwirken. Allerdings habe sich durch vermehrte Kampfmittelsondierungen der Ausbau um sechs Monate nach hinten, also bis Mitte 2021, verschoben, bis alle Stadtteile angeschlossen seien, hatte es seitens der Stadt vor einem halben Jahr geheißen. Der Ausbau werde durch die Deutsche Telekom vorgenommen, weshalb die Stadt keinen Einfluss auf den Beginn und die Reihenfolge der Arbeiten habe.

Laut Stadtsprecher Patrick Opierzynski würden Stadtverwaltung und Telekom alles Erforderliche unternehmen, um den Breitbandausbau im Bereich des Sonnenscheinswegs schnellstmöglich vorzunehmen. In einem gemeinsamen Austausch seien nun letzte Abstimmungen erfolgt, so dass die Arbeiten dort in Kürze beginnen könnten.

Telekom verweist auf den geplanten Breitbandausbau

Bei der Telekom hatte man im Sommer 2020 keine Erklärung für die massiven Internet-Probleme der Nachbarn. Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney hatte aber bestätigt, dass der Bereich des Sonnenscheinswegs zum Fördergebiet für den Breitbandausbau gehöre.

„Als das mit dem Netzausbau beauftragte Unternehmen versuchen wir alles uns Mögliche, eine Inbetriebnahme beziehungsweise Verfügbarkeit bis Ende des zweiten Quartals zu ermöglichen“, so die aktuelle Auskunft des Sprechers. Man habe großes Interesse daran, das Ausbauvorhaben so reibungslos wie möglich abzuschließen. Man stimme sich derzeit mit den beteiligten Stellen ab, wie zum Beispiel behördliche Genehmigungen beschleunigt werden könnten. Für die Haarzopfer heißt es also weiter: abwarten.

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