Essen. Bei einer Essener Auktion kann ein besonderes Objekt ersteigert werden: eine Waldfläche in Burgaltendorf. Wen reizt der Traum vom eigenen Wald?
Als Auktionator hat Klaus-Peter Großmann schon viele Objekte unter den Hammer gebracht. Bei der zweiten Immobilienauktion des Auktionshauses Rhein-Ruhr am 1. Juli hofft er nun darauf, ein ganz besonders Angebot versteigern zu können: eine „Wald-, Forst- und Erholungsfläche“ in Burgaltendorf.
Die Fläche ist 6,5 Hektar groß. Zum Vergleich: Das sind rund neun Fußballfelder. Der Mischwald liegt weitgehend zusammenhängend an der Holteyer Straße und der Worringstraße, 500 Meter entfernt von der Ruhr. Das hat seinen Preis: Das Mindestgebot liegt bei 118.000 Euro.
Auktionator über die Waldfläche in Burgaltendorf: „Das ist nichts Alltägliches.“
„Das ist nichts Alltägliches“, sagt Großmann, der 2020 zusammen mit fünf weiteren Immobilien-Unternehmern aus der Region das Auktionshaus „Grundstücksbörse Rhein-Ruhr AG“ gründete. Auch in Mülheim stehen bei der zweiten Auktion zwei Waldflächen zum Verkauf.
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Diese sind mit einem Mindestgebot von rund 6000 Euro allerdings deutlich günstiger. „Für Mülheim rechne ich mit einer sehr großen Nachfrage. Aber eine so große Fläche wie in Essen zu ersteigern, das macht man nicht mal eben. Das muss gut durchdacht sein“, so Großmann.
Dennoch habe der Auktionator bereits konkrete Vorstellungen, wen der Traum vom eigenen Wald reizen könnte. Zum einen rechne er mit Angeboten von Naturliebhabern, „die erleben möchten, wie es ist, im eigenen Wald spazieren zu gehen.“
Wen reizt der Traum vom eigenen Wald?
Auf vollkommene Ruhe und Abgeschiedenheit dürfen die neuen Besitzer jedoch nicht hoffen, da sie sich an das Forstgesetz des Landes NRW halten müssen. „Das ist ganz entscheidend. Man kann also nicht einfach einen Zaun um die Fläche ziehen und anderen verbieten, in den Wald zu gehen. Der Wald ist und bleibt in gewisser Weise öffentlich.“ Das heißt, dass die Wald- und Wanderwege also auch zukünftig für alle zugänglich bleiben müssen.
Der neue Besitzer müsse außerdem weitere Verpflichtung beachten: Auf dem Grundstück besteht ein Wasser- und ein Kanalleitungsrecht für die Stadtwerke, das im Grundbuch verankert ist. Und: Auf der Waldfläche darf nicht gebaut werden.
Naturschützer könnten Wald in Essen erwerben wollen
Gut möglich sei es laut Großmann daher auch, dass der Wald nicht von einem privaten Naturschützer ersteigert wird, sondern von einer Umweltschutzorganisation. So sei es schon öfter vorgekommen, dass der NABU Waldflächen gekauft hat.
Interessiert sein dürften auch Forstwirte, die im Wald Bäume fällen könnten – allerdings nur in Absprache mit der Landwirtschaftskammer. Außerdem rechnet Großmann mit Angeboten von Personen, die die Waldfläche als „Kapitalanlage“ betrachten: „Da gilt der alte Spruch: Der Wald ist die Sparbüchse des Bauern. Es könnte darauf spekuliert werden, dass der Preis für die Fläche nach oben geht.“
Immobilienauktion in Essen
Die Auktion findet am 1. Juli, 11 Uhr, im RWE-Saal in der Philharmonie statt. Auch Bieten per Telefon ist möglich.Vor Ort teilnehmen kann, wer sich vorab beim Auktionshaus registriert. Selbst zu bieten ist keine Pflicht, man kann auch aus reiner Neugier dabei sein. Die Auktion wird außerdem im Live-Stream auf YouTube übertragen.
21 Objekte aus Essen sollen bei Auktion unter den Hammer kommen
Insgesamt können bei der Auktion im RWE-Pavillon der Philharmonie 21 Objekte aus Essen ersteigert werden: zum Beispiel ein Wohn- und Geschäftshaus in Holsterhausen (Mindestgebot: 2,24 Millionen Euro), eine vermietete Eigentumswohnung in Stadtwald (Mindestgebot 95.000 Euro) und ein Mehrfamilienhaus im Westviertel (Mindestgebot: 650.000 Euro).
Auf www.agb-rr.de sind alle angebotenen Objekte bereits veröffentlicht. Ein Katalog kann ebenfalls über die Internetseite des Auktionshauses bestellt werden.
Essener Auktionator Großmann: „Da kann die Post abgehen.“
Bei der ersten Auktion des Auktionshauses wurden insgesamt 17 Objekte für 4,1 Millionen Euro versteigert. Das waren 28 Prozent mehr als die aufgerufenen Mindestgebote. Großmann geht für die Waldfläche nicht von einem „Corona-Effekt“ aus, der die Nachfrage nach Häusern und Baugrundstücken befeuerte.
Für wie viel der Wald in Burgaltendorf wohl unter den Hammer kommt? „Bei jedem anderen Objekt könnte ich einen Preis schätzen. Aber hier gar nicht. Ich bin bei der Beurteilung selbst noch offen. Man braucht ja bloß zwei Bieter, die die Fläche unbedingt haben wollen. Dann kann die Post abgehen.“