Essen. Den Urlaub im Bulli haben Rhena und Viktor Lissy aus Essen lieben gelernt. Jetzt wagen sie den nächsten großen Schritt.

In jeder freien Minute arbeiten Rhena und Viktor Lissy an ihrem künftigen Heim auf vier Rädern: Das Paar aus Essen baut einen Transporter aus. Ihre Wohnung wollen sie aufgeben und möglichst bald den Traum vom Vanlife leben. Morgens die Augen öffnen und direkt aus dem Bullifenster aufs Meer blicken, in der Mittagspause die Sonne genießen und zum Feierabend aufs Surfbrett steigen – diese Vorstellung übt auf viele einen Reiz aus. Die beiden Essener wollen sie zur Wirklichkeit werden lassen.

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„Wir haben mehrere Jahre gespart und nach einem passenden Transporter gesucht“, sagt Rhena Lissy. „Jetzt haben wir ihn gefunden und bauen ihn selbst aus.“ Die 28-Jährige lebt mit ihrem 30-jährigen Mann, zwei Katern und Hund noch in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Schon in wenigen Monaten wollen sie samt Haustieren in den ausgebauten Transporter ziehen. Der diente bis vor Kurzem noch als Baustellenfahrzeug auf Autobahnen, jetzt soll er sich in ein gemütliches Zuhause verwandeln.

Im Minicamper hat Rhena Lissy gerne übernachtet, jetzt soll aber ein größeres Zuhause auf vier Rädern her.
Im Minicamper hat Rhena Lissy gerne übernachtet, jetzt soll aber ein größeres Zuhause auf vier Rädern her. © Rhena Lissy

„Wir haben angefangen, Fenster einzusetzen, danach bauen wir die Inneneinrichtung mitsamt Küche, Dusche und Toilette und installieren Solarzellen auf dem Dach“, erklärt Viktor Lissy. Der Klimamechatroniker und seine Frau möchten alles mit eigenen Händen und ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. „Mit Hilfe der Solarzellen wollen wir autark leben können“, erklärt er. „Dazu haben wir berechnet, wie viel Strom wir brauchen werden.“

Transporter soll an Portugals Küste stehen

Vor allem für den Elektroherd, einen kleinen Kühlschrank, die Wasserpumpen, zur Beleuchtung und zum Laden ihrer Laptops brauchen die beiden Strom. Sonnenenergie zu nutzen ist ihnen zum einen aus Klimaschutzgründen wichtig, zum anderen können sie so überall dort übernachten, wo es ihnen gefällt.

Bei einer gemeinsamen Tour mit einem Mietbulli durch Neuseeland haben sie das Vanlife kennengelernt. Im eigenen Minicamper waren sie dann in Europa unterwegs. „Wir haben uns direkt in Portugal verliebt“, sagt Rhena Lissy. „Das Lebensgefühl ist einfach ein anderes und es gibt viel mehr Sonnenstunden im Jahr. Wenn der Transporter fertig ist, wollen wir sofort dorthin starten.“

Aufwachen direkt am Wasser: Solche Ausblicke sollen für die Essener in Zukunft zum Alltag gehören.
Aufwachen direkt am Wasser: Solche Ausblicke sollen für die Essener in Zukunft zum Alltag gehören. © Rhena Lissy

Leben und Arbeiten im Transporter mit Blick auf die portugiesische Küste, das ist der Plan der beiden. Als selbstständige virtuelle Assistentin arbeitet Rhena Lissy schon seit einiger Zeit ortsunabhängig. Ihr Mann will sich ebenfalls beruflich so aufstellen, dass er von überall aus Geld verdienen kann. Und so schnell will das Paar am liebsten auch nicht nach Deutschland zurückkommen.

Paar zeigt Fortschritte auf Instagram

10.500 Euro haben sie für das gebrauchte Fahrzeug ausgegeben, ungefähr 4000 Euro wollen sie in den Ausbau investieren, Elektrogeräte, selbst gestaltete Holzmöbel, Kratzbaum und Höhlen für die Kater inklusive. Die Vierbeiner waren schon im kleineren Camper mit auf Tour und hätten es recht spannend gefunden, sagen ihre Besitzer.

Die Fortschritte beim Van-Ausbau zeigen die beiden auf Instagram. Dort hat Rhena Lissy außerdem einen Account, auf dem sie vegane Rezepte postet – ein Kochbuch hat sie ebenfalls bereits veröffentlicht. Und unter dem Namen „Feuerfuchs“ vertreibt sie selbst gemachte Hygieneprodukte. Seifen und Co. sind vegan, plastik- und tierversuchsfrei. Das Vanlife passt für sie gut damit zusammen. Auch wenn sie nicht alles perfekt mache – der Wagen zum Beispiel hat einen Dieselmotor – könne sie mit dem eingeschränkten Lebensstil Ressourcen schonen.