Essen. Der Name ist unglücklich, die Idee der Gesundheitskioske aber richtig für den Essener Norden. Doch das darf nicht alles sein. Ein Kommentar.

Am Kiosk gibt es eine gemischte Tüte mit Weingummi und ohne Lakritz, aber keine Grippe-Impfung. Der Name ist unglücklich gewählt. Geschenkt. Als Baustein für die Gesundheitsversorgung im Essener Norden – die mit der Schließung von zwei Krankenhäusern arg gelitten hat – ist das Projekt aber vielversprechend.

Ärzte und Krankenkassen könnten entlastet werden

Es bündelt viele Angebote, die es jetzt schon gibt. Es könnte Ärzte und Krankenkassen entlasten. Es bietet ein niederschwelliges Angebot für die Klientel, die nämlich sonst am „echten“ Kiosk steht und ihre Probleme wälzt: Jene, denen die Hemmschwelle, zum Arzt zu gehen, zu groß ist. Jene, die abnehmen wollen, die mit dem Rauchen aufhören wollen und andere soziale Probleme haben, die ein Facharzt aufgrund von Sprachbarrieren nicht unbedingt versteht und auch nicht lösen kann.

Die Kritik an dem Projekt ist unangemessen. Es schadet schließlich niemandem – allerdings nur, wenn die Gesundheitskioske ein Baustein bleiben und keine grundsätzliche Lösung für die Probleme der Gesundheitsversorgung im Essener Norden. Aller Voraussicht nach sind die Kioske aber genau das: ein Baustein.

Die Lichter in den Krankenhäusern sind aus

Die Verantwortlichen bei der Stadt haben im vergangenen Jahr viel Zeit investiert, um den Scherbenhaufen im Norden wieder zusammenzukehren. Sie haben sich mit Experten zusammengesetzt, beraten, gerechnet, analysiert und bestimmt auch manchmal geträumt. Diverse Vorlagen, Berichte und Diskussionen in Bezirksvertretungen, Ausschüssen und Ratssitzungen zeugen davon.

Einziges Problem: Bei den Bürgern ist davon bisher nichts Sichtbares angekommen. Die Lichter in den Nord-Krankenhäusern sind aus und bleiben es wohl auch noch jahrelang. Die in den Gesundheitskiosken sollen aber schon in diesem Jahr leuchten. Studien, Evaluationen und Berechnungen aus anderen Ländern zeigen, dass das Projekt erfolgversprechend ist. Hätten sich Experten auf solche Erfahrungen in der Corona-Krise verlassen, könnte man vielleicht schon jetzt das Stauder am Kiosk mit mehr als zwei Personen teilen.