Essen. Das Abi haben sie 2020 Corona zum Trotz gemacht, doch seither hat die Pandemie manche ihrer Pläne vereitelt: Das erlebten vier junge Essener.
Feuerwehrmann, Tierärztin oder lieber Popstar? Fragt man kleine Kinder nach ihrem Traumberuf, lässt die Antwort nicht lange auf sich warten. Jahre später herrscht nach dem Schulabschluss bei vielen Schülerinnen und Schülern dagegen Ratlosigkeit. Für den Abi-Jahrgang 2020 wurde die Entscheidung durch die Corona-Pandemie zusätzlich erschwert: Praktika, die einen Einblick in Berufsfelder geben und Voraussetzung für viele Studiengänge sind, wurden abgesagt, Ausbildungen starteten verspätet. Vor einem Jahr haben wir vier frischgebackene Abiturienten aus Essen nach dem Abi unter Corona-Bedingungen gefragt – jetzt erzählen sie, wie ihnen seit dem Sommer 2020 ergangen ist.
Mit der Mutter zur Ausbildungsmesse
„Meine Mutter hat mich zu sehr vielen Ausbildungsmessen und Studieninformationstagen geschleppt. Das hat mir geholfen.“ So wusste Alba Heckmanns schon vor den Prüfungen: Sie möchte Ergotherapeutin werden. „Ich wollte erstmal einen Monat nach Asien!“, geklappt hat das wegen Corona natürlich nicht. Das hieß: Raus aus der Schule, rein in die Ausbildung. Dabei habe sie sich früher eigentlich nie in einer Ausbildung gesehen. Doch beeinflusst von der Pandemie, wollte Alba nun erst einmal etwas Sicheres. Auf die Frage, ob ihr die Ausbildung gefällt, zögert sie. „Wir haben nur Online-Unterricht, das wäre ohne Corona nicht so gewesen.“ Alba freut sich, dass bald endlich Präsenzunterricht stattfinden kann: „Dann hat man im Anatomieunterricht auch ein Skelett zum Anfassen“.
Auch Dominik Mogilevski hatte schon vor dem Abitur einen Plan: „Ich will auf jeden Fall in die Biologie.“ Gesagt, getan: Er studiert seit Sommer 2020 molekulare Biologie an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen. „Die Entfernung ist für mich kein Problem – es findet ja alles online statt.“ Doch der Kontakt zu seinen Kommilitonen fehle ihm. „Durch Zoom weiß ich zwar, wie die anderen aussehen, kennen tu ich aber vielleicht nur zwei oder drei Leute.“ Dass er zu Hause eher abgelenkt ist, erschwert ihm das Online-Lernen. Trotzdem fällt seine Zwischenbilanz positiv aus: Er sei zufrieden mit seiner Situation. „Ich hätte mich aber am Anfang vielleicht besser vernetzen können.“
„Wie soll man in Online-Meetings mit 1000 Leuten Freunde finden?“
Dieser Tipp hätte Leah Riesner vielleicht helfen können: Im Lehramtsstudium an der Uni Duisburg-Essen fühlte sie sich schnell verloren. „Wie soll man denn in Whatsapp Gruppen oder Online-Meetings mit 1000 Leuten Fragen stellen oder Freunde finden?“ Ernüchtert fasste sie Ende 2020 den Entschluss, das Studium wieder aufzugeben. „Unter normalen Umständen hätte ich wahrscheinlich nicht abgebrochen.“ Nach dem Motto neues Jahr, neues Glück, hat sie im April nun ein duales Studium im Bereich Sozialversicherung begonnen. „Kleine Klassen und mehr Nähe zu den Dozenten macht den Online-Unterricht einfacher.“ Auch Leah freut sich auf die Praxis-Phase mit ihren neuen Mitschülern. Und: „Der geplante Urlaub mit meinen Mädels wird auch noch nachgeholt.“
„Ich wäre auch gerne in den Urlaub gefahren“ , gesteht Leon Tachilzik. Er hatte sich nach dem Abitur nach mehr Freiheit gesehnt: „Mir hat einfach der Ausgleich gefehlt.“ Statt zu reisen, begann er ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kindergarten in Altenessen. Dann aber stellte er fest: „Die Arbeit mit Kindern ist eher doch nix für mich“. Trotzdem hat die Zeit in der Kita ihm letztlich bei der Berufswahl geholfen: Weil coronabedingt deutlich weniger Kinder in Einrichtung kamen, wurden die Zeit genutzt, um die Gruppenräume zu renovieren. Das hat Leon Spaß gemacht. Sein neuer Plan: „Nach dem FSJ suche ich mir eine Ausbildung in einem Handwerksbetrieb.“