Essen. Sandro Gesche hat einen besonderen Berufswunsch. Doch der lässt sich in Corona-Zeiten nicht verwirklichen. Nun hofft er auf ein besseres 2021.

Die Corona-Pandemie hat die Zukunftspläne von Sandro Gesche regelrecht ausgebremst. Der 19-jährige Essener gehört zu den Jugendlichen, die am Ende dieses Jahres immer noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Die Aussichten bleiben für ihn auch in den kommenden Wochen, vielleicht sogar Monaten schlecht.

Denn solange die Kultur im Lockdown verharrt, kaum Veranstaltungen stattfinden können, gibt es für ihn wohl wenig Chancen, seinen Traumberuf zu lernen: Sandro Gesche will Kostümbildner im Damenfach werden. Ohnehin eine Nische, wo es schwerlich Ausbildungsplätze gibt. "Aber Corona hat mich total zurückgeworfen", sagt Sandro Gesche nach den Erfahrungen der vergangenen Monate, in denen er nur Absagen bekam.

Essener sucht Ausbildung als Maßschneider für Damen

Seine Wunschausbildung wird in Essen und der Region nicht angeboten. Möglichkeiten gäbe es in Berlin. Doch Sandro Gesche möchte seine Heimatstadt nicht verlassen. Deshalb bleibt für ihn zunächst nur ein Umweg: eine Ausbildung zum Damenmaßschneider. Doch diese ist genauso rar.

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"Ich schaue mich gerade wieder um, wo es im kommenden Jahr Ausbildungsplätze gibt. Aber entweder sind die Plätze noch belegt oder die Betriebe haben geschlossen oder bilden wegen Corona gerade nicht aus", so die ernüchternde Erkenntnis der vergangenen Wochen.

Sandro Gesche nähte schon als Kind

In seiner freien Zeit entwirft er momentan fast täglich neue Kostüme. Sein offener Wandschrank kann kaum noch neue Stücke fassen. Zurzeit arbeitet der 19-Jährige bevorzugt mit Recyclingmaterial, mit Frischhaltefolie, Mülltüten und farbigem Panzertape. "Ich versuche mich nicht herunterziehen zu lassen und so kreativ wie möglich zu sein. Das hilft mir", sagt Sandro Gesche, der noch zu Hause bei den Eltern lebt. Sie würden ihm wichtigen Halt geben.

Der Essener war schon als Kind künstlerisch begabt, erzählt seine Mutter. Als Kind zeichnete er viel, nähte schon früh. Er sei anders gewesen als seine Mitschüler, sagt er selbst von sich. Die Schulzeit war deshalb nicht immer einfach für ihn. Nach der zehnten Klasse wechselte Sandro Gesche ans Berufskolleg Ost, belegte dort den Schwerpunkt Gestaltung. In diesem Jahr legte er sein Fachabi mit einem guten 2,1er Schnitt ab.

Praktikum am Aalto-Theater in Essen

Parallel zur Schulzeit am Berufskolleg konnte er ein einjähriges Praktikum am Aalto machen. Besonders die Kostüme von Gesine Völlm im Stück "Pique Dame" haben ihn in dieser Zeit "extrem inspiriert". "Die waren genial", schwärmt Sandro Gesche.

Doch da es auch am Aalto mit einer Schneider-Ausbildung - vielleicht noch - nicht geklappt hat, wechselte der 19-Jährige im August notgedrungen das Fach. Er absolviert derzeit ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst beim Flizmobil der gemeinnützigen CSE. "Ich wollte nicht einfach zu Hause sitzen. Außerdem bringt mich so ein soziales Jahr auch persönlich weiter", sagt er.

In dem Sozialprojekt kann er kreativ tätig sein und leitet den Basteltisch für Kinder. Der allerdings liegt derzeit wegen Corona ebenfalls brach. Was bleibt, ist die tägliche Essensausgabe für bedürftige Familien.

Plan B ist die soziale Richtung

Sandro Gesches Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur hat ihm schon nahegelegt, über Alternativen zu seinem Berufswunsch nachzudenken. In die soziale Richtung zu gehen, wäre "Plan B". Doch seinen Traum vom Kostümbildner will er noch nicht beerdigen. "Ich habe seit sieben, acht Jahren den Wunsch, mit Kleidung zu arbeiten."

Der Bundesfreiwilligendienst dauert in der Regel ein Jahr, es gibt eine Option auf Verlängerung um ein halbes. "Spätestens dann muss ich mir etwas einfallen lassen. Mein größter Wunsch bis dahin wäre, dass die Pandemie endlich vorbei ist."