Essen-Altenessen. Wie Kinder und Jugendliche im Garten des „Zukunft Bildungswerk“ einen Rückzugsort in Altenessen finden – und gleichzeitig zu Gärtnern werden.

Säen, ernten, essen: Im neu gestalteten Garten des Zukunft Bildungswerk können Kinder und Jugendliche in diesem Jahr ihr eigenes Gemüse anpflanzen – mitten in Altenessen, in einem Hinterhof an der Altenessener Straße.

„Wir wollten eine Nische für die Kinder und Jugendlichen schaffen. Hier können sie in Ruhe lesen und lernen, in der Natur sein und einfach mal abschalten“, sagt Musiklehrer Ömer Bektas, der für den Gartenumbau verantwortlich ist. Das Bildungswerk hilft Kindern seit gut fünf Jahren bei schulischen Problemen.

Bektas legte Beete an, pflanzte Bäume und baute aus Paletten Sitzmöbel. Zur Eröffnung hat das Zukunft Bildungswerk eine Gruppe von Kindern aus dem Stadtteil eingeladen. Die meisten von ihnen kommen aus Rumänien, Moldawien und aus den arabischen Ländern. Sie sind erst seit Kurzem in Deutschland und haben keinen Kindergartenplatz.

Garten als Rückzugsort für benachteiligte Kinder

„Die Kinder werden an vier Tagen in der Woche für drei Stunden betreut. Sie werden sprachlich gefördert und wir geben ihnen die Möglichkeit, ein bisschen den Kindergartenalltag mitzuerleben“, sagt Turgay Tahtabas, Gründer und Geschäftsführer des Zukunft Bildungswerk.

Benachteiligte Kinder wie sie sollen im Garten einen Rückzugsort finden – und gleichzeitig mehr über Umwelt und Nachhaltigkeit lernen. „Wir wollen den Kindern vermitteln, dass Gemüse und Obst nicht aus dem Supermarkt kommen, sondern in der Natur wachsen“, betont Ömer Bektas. Neben der gemeinsamen Gartenarbeit seien daher Workshops geplant.

Musiklehrer Ömer Bektas ist für den Gartenumbau verantwortlich. Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen pflanzt er Gemüse in den neuen Hochbeeten an.
Musiklehrer Ömer Bektas ist für den Gartenumbau verantwortlich. Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen pflanzt er Gemüse in den neuen Hochbeeten an. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ernährungsrat spendet Bäume und Hochbeete

Dasselbe Ziel verfolgt seit 2019 der Essener Ernährungsrat, der dem Zukunft Bildungswerk zwei Hochbeete und vier Apfelbäume zur Verfügung stellt. „Wir finden solche Projekte gerade in Altenessen total unterstützenswert. Ich habe hier 40 Jahre an einer Förderschule gearbeitet und hänge sehr an dem Stadtteil“, sagt Barbara Schormann-Lang vom Ernährungsrat.

Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein nachhaltiges Ernährungssystem aufzubauen. Bürgerinnen und Bürger, Initiativen und Unternehmen, die sich im Ernährungsrat engagieren, wollen, dass gute und gesunde Lebensmittel für alle verfügbar und bezahlbar sind. Daher unterstützen sie über 30 Schulen im Stadtgebiet.

Gartenumbau ist Teil einer Stadtteilinitiative

Aufmerksam geworden auf den geplanten Gartenumbau des Zukunft Bildungswerk sei der Ernährungsrat durch eine weitere Stadtteilinitiative: „Altenessen.blüht“ des Zentrum für Kooperation und Inklusion, KD 11/13. Leitgedanke der 2020 entstandenen Initiative ist es, die Themen „Engagement für Biodiversität“ und „Nachbarschaft“ im Quartiert durch konkrete Gemeinschaftsprojekte zu verknüpfen.

„Hier in Altenessen leben viele Menschen mit Migrationshintergrund. Viele von ihnen hatten vor ihrer Flucht einen Garten. Das Wissen übers Gärtnern bringen sie mit und wir kommen auf neue Ideen und lernen zum Beispiel andere Kräuter kennen. Wir lernen voneinander“, sagt Nora Schramm von Altenessen.blüht.

Aktionswochen der Stadtteilinitiative

Noch bis Sonntag, 9. Mai, laufen die Aktionswochen der Stadtteilinitiative „Altenessen.blüht“. Bei virtuellen Veranstaltungen stellt die Initiative Projekte vor und gibt Interessierten die Möglichkeit, sich zu vernetzen.Wer sich engagieren möchte findet Infos unter kd11-13.org/altenessen-blueht/ oder per E-Mail an info@kd11-13.de.

Bienenfreundliche Umgebung mitten in Altenessen

Besonders wichtig sei der Stadtteilinitiative, dass Altenessen bienen- und insektenfreundlich wird. So wird die Karl-Denkhaus-Straße in Kooperation mit der Kita Abenteuerland zu einem Bienen- und Schmetterlingspfad, Beet- und Baumpatenschaften entstehen in der Bäuminghaus- und der Stankeitstraße.

Auch Ömer Bektas hat sich bei der Planung von einer Essener Bienen-Expertin beraten lassen. Sobald es warm genug ist, wird er Blumen pflanzen, die die Insekten anlocken.