Essen. Verein setzt sich mit Projekten wie „Zukunftsküche“ und „Essbare Stadt“ für gutes und gesundes Essen ein und unterstützt Gärtnern in Schulen.
Der Ernährungsrat Essen setzt sich dafür ein, dass gute und gesunde Lebensmittel für alle Bürger verfügbar und bezahlbar sind. Auf der Agenda des Vereins stehen Projekte wie urbanes Gärtnern und gesundes Kantinenessen.
„Wir sind jetzt ein eingetragener Verein und somit in Feierlaune“, sagt Marianne Steinmeyer vom Ernährungsrat. Ab sofort habe man mehr Handlungsspielraum und könne beispielsweise Gelder für Projekte beantragen. Seit drei Jahren etabliere sich die weltweite Bewegung auch in Essen. Im September 2019 hatte sich der Ernährungsrat bei einem Markttag erstmals im größeren Rahmen präsentiert und sich mit ähnlichen Initiativen vernetzt. Der Verein stehe der konventionellen Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie kritisch gegenüber. „Beide schaden auf Dauer der Gesundheit der Menschen und tragen zur Umweltzerstörung bei“, ist Marianne Steinmeyer überzeugt.
Städtische Flächen sollen mit Gemüse und Obstbäumen bepflanzt werden
Zwei Arbeitsgemeinschaften des Vereins stehen derzeit im Mittelpunkt: Man wolle urbanes Gärtnern durch das Projekt „Essbare Stadt“ voranbringen, für das sich Städte nach entsprechendem Ratsbeschluss bewerben könnten. „Dabei sollen städtische Flächen mit Gemüse, Beerensträuchern und Obstbäumen so gestaltet werden, dass sie Menschen und Tieren nützen.“ Der Verein unterstütze zudem Schulen und Kitas die Hochbeete und Mini-Gemüsegärten anlegen wollen. Bereits 35 Essener Schulen seien dabei.
Sitz des Vereins ist am Kopstadtplatz
Mitglied der ersten Stunde und Vorsitzender des Vereins ist Thomas Lang von der Biobäckerei Troll in Werden. Der Ernährungsrat hat seit November 2020 seinen Sitz am Kopstadtplatz 12 in der Essener Innenstadt. Die Räume, die man vom Allbau angemietet habe, teile man sich mit Verkehrs- und Umweltvereinen wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) und dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND).
Die zweite Arbeitsgemeinschaft beschäftige sich mit der „Zukunftsküche Essen“. „Seit September 2020 bieten wir in Kantinen und Gemeinschaftsküchen Workshops zum nachhaltigen Kochen mit regionalen, saisonalen und – wenn möglich – Biolebensmitteln an. Ein Aspekt ist dabei die Reduzierung von Fleisch auf dem Speiseplan“, berichtet Marianne Steinmeyer. Eine solche Umstellung sei ein Schritt in Richtung des politischen Ziels der Klimaneutralität. In der Rathaus-Kantine habe man beispielsweise – zwischen zwei Lockdowns – mit 40 Teilnehmern gearbeitet und entsprechende Menüs entwickelt. In Kooperation mit der Grüne-Hauptstadt-Agentur arbeite man jetzt mit sechs Großküchen an der Umstellung der Speisepläne. Erste Erfolge gebe es schon: „Diakonie und Arbeiterwohlfahrt kochen schon mit Kartoffeln von Essener Bauern“, sagt Marianne Steinmeyer.
Einsatz für kleinbäuerliche Strukturen in der Umgebung
Für die 37-jährige Diplom-Soziologin, Klimaaktivistin und zweifache Mutter ist der Ökolandbau ein Herzensthema. Um lange Transportwege zu vermeiden, müsse man auf Lebensmittel aus der Region setzen. „Wir kämpfen dafür, kleinbäuerliche Strukturen und damit auch Arbeitsplätze in der Region zu erhalten und zu schaffen.“ Dabei sei wichtig, dass Erzeugnisse vom Biobauern für alle zugänglich seien.
Das Engagement des Ernährungsrates habe durchaus eine politische Dimension. Mit dem Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ sei die Stadt schließlich die Verpflichtung eingegangen, in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz für das Ruhrgebiet voranzugehen. Beim Thema Ernährung seien alle drei Ebenen der Nachhaltigkeit – sozial, ökologisch und ökonomisch – miteinander verbunden.
Derzeit hat der Ernährungsrat laut Marianne Steinmeyer 50 Mitglieder, 100 sind das Ziel.