Essen-Altenessen. Gut 400 Wohnungen sollen auf einer Brachfläche im Essener Norden entstehen. Große Probleme könnte es beim Thema Verkehr geben.

Auf einer Brachfläche in Altenessen-Süd soll ein neues Wohnquartier entstehen. Mit über 400 geplanten Wohnungen ist es eines der größten Projekte der vergangenen Jahre.

Geplant sind die Unterkünfte auf dem ehemaligen Baggerübungsplatz zwischen Bäuminghausstraße und dem Gewerbegebiet M 1 in Altenessen-Süd. Die zuständige Bezirksvertretung hat die Pläne abgenickt, am Donnerstag entscheidet der Planungsausschuss über Aufstellung und Auslegung des Bebauungsplans. Im besten Fall sollen 2023 die Bagger anrollen. Bauträger ist der Bauindustrieverband, der dort auf seinem knapp vier Hektar großen Grundstück 50 Jahre lang ein Zentrum zur Baugeräteausbildung betrieben hatte und jetzt nach Oberhausen umgezogen ist.

Geplant ist ein autofreier Innenraum im Essener Neubaugebiet

Die Wohnungen sind gedacht für einen breiten Querschnitt der Bevölkerung, von Studenten bis zu Senioren, von Singles bis hin zu Familien - besonders letztere werden sich in dem Gebiet wohlfühlen. Geplant ist, ein autofreier Innenraum. „Alles konzentriert sich auf das Parkhaus, das im Westen des Baugebiets entstehen soll“, erklärt Uwe Kutzner (CDU), sachkundiger Bürger im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Planung. Er befürchtet, dass Menschen mit Mobilitätseinschränkungen Probleme haben könnten und das Baugebiet eher meiden.

Das ehemalige Bagger-Übungsgelände am Ende der Bäuminghausstraße in Altenessen.
Das ehemalige Bagger-Übungsgelände am Ende der Bäuminghausstraße in Altenessen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Vor drei Jahren hatten sich 22 Architekturbüros an einem entsprechenden Wettbewerb des Landesbauministerium mit der Stadt Essen beteiligt. Die Jury war letztlich überzeugt von dem Entwurf der Büros „pbs Architekten Planungsgesellschaft mbH“ in Aachen und „RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten“ in Bonn. In der Würdigung lobte die Jury damals die fünfgeschossige Bebauung, „die gekonnt private Freiraumqualitäten und attraktive Gemeinschaftsflächen in einer Nord-Süd-Wegeachse verbindet“. Die Zuschnitte der Wohnungen böten eine gute Wohnqualität und „die Fassaden spiegeln die klare Grundordnung des Gesamtkonzepts wieder“. Gelobt wurde auch das Parkhaus, das den Schall vom nahen Gewerbegebiet abhalte.

Öffentlich geförderter Wohnraum und Eigentum zu gleichen Teilen

Kutzner: „Wichtig ist festzuhalten, dass die Politik dem Investor für die Realisierung ins Stammbuch geschrieben hat, dass in gleichem Maße wie öffentlich geförderter Wohnraum umgesetzt wird auch der Eigentumsbereich umgesetzt werden soll.“ Also, wenn 30 Prozent öffentlich gefördert wird, muss es auch 30 Prozent Eigentumsanteil geben. „Was Eigentum angeht sind wir im Essener Norden noch weit zurück“, so Kutzner.

Große Bauprojekteim Stadtgebiet

Größere Bauprojekte im Essener Stadtgebiet hat es zuletzt im Rüttenscheider Parc Dunant mit 306 Wohnungen und an der Manfredstraße mit 179 Einheiten gegeben.

Am Maßmannweg in Bergerhausen entstehen zudem derzeit 117 neue Wohnungen, und das Wohnungsbauunternehmen Vivawest errichtet seit 2016 im Bereich Schürenfeld/Loskamp in Altenessen ebenfalls 300 Wohnungen.

Konfliktstoff birgt bei der Auslegung der Pläne das Thema Verkehr. Zusätzlich zu dem großen Wohnbaugebiet wird unweit entfernt an der Erbslöhstraße schließlich bis 2026 auch noch eine neue Gesamtschule errichtet. Schon jetzt beklagen sich Anwohner der angrenzenden Bäuminghausstraße, dass es für Radler auf dieser Fahrradstraße kaum ein Durchkommen gibt. Viele Autofahrer nutzen diese als Abkürzung, um vom Berthold-Beitz-Boulevard auf die Gladbecker Straße zu kommen - die zu Stoßzeiten auch chronisch verstopft ist. Geplant ist jetzt eine Verlängerung der Straße „Im Lichtbogen“ im Westen des Baugebietes, die dann direkt zu dem neuen Parkhaus führen soll.

Verkürzung der Grünzeiten als Vorschlag

Laut einer Verkehrsuntersuchung, die für den Bebauungsplan bereits durchgeführt wurde, weisen sowohl die Bäuminghaus- als auch die Kleine Hammerstraße noch Kapazitäten auf. Vorgeschlagen wird auch eine Verkürzung der Grünzeiten aus diesen Stichstraßen, sodass sich die stark frequentierte Abkürzung nicht mehr lohnt. Doch Kutzner wittert Ärger: „Ich erwarte keine Diskussionen um das Gesamtprojekt oder die Architektur, aber das A und O wird der Verkehr sein.“ Man bekomme die Autos nicht weg, man könne nur versuchen, den Verkehr gerecht zu verteilen.