Essen-Karnap. Zu illegalen Müllablagerungen zählen Einzelteile, aber auch wilde Müllkippen. Ein erschreckendes Beispiel zeigte sich jetzt in Essen-Karnap.

Von Anfang Januar bis Ende April gingen täglich 40 Meldungen wegen illegaler Müllablagerungen im Stadtgebiet beim Essener Mängelmelder ein. Darunter zählt explizit nicht der Müll, der neben überquellenden Container abgestellt wird, auch für Gefahrenmüll, Metallschrott und „weiße Ware“, also Kühlschränke und Co. gibt es eigene Kategorien. Gemeint sind beispielsweise eine achtlos weggeworfene Pommes-Schale, oder das, was in der vergangenen Woche im Grünstreifen der Lohwiese in Karnap abgeladen wurde: eine illegale Müllkippe.

Essener fanden im Müll immer die gleiche Adresse aus Gelsenkirchen

Zwei Riegel Merci-Schokolade lugten noch aus der Packung, der Pizzakarton daneben war leer. Leere Glasflaschen in etlichen blauen Müllsacken, die teilweise von Tieren angefressen waren, Kartons, Briefe, Aluschalen: Der Anblick, der sich den Ehrenamtlichen der Initiative Carnap Tip Top am vergangenen Wochenende bot, war erschreckend. Vier Müllsäcke sammelte das Team zusammen und holte sich dann Unterstützung bei Denis Gollan, der für die Facebookseite „Karnap im Wandel“ jahrelang gegen die Vermüllung seines Stadtteils kämpfte, und Thorsten Kaiser vom Karnaper Bürgerbündnis.

Mängel können per App, Internet oder Telefon gemeldet werden

Erhältlich ist er „Mängelmelder“ kostenfrei im Google Play-Store und im Apple App-Store. Auch auf der Internetseite der Stadt Essen können Meldungen unter www.essen.de/mängelmelder rund um die Uhr eingegeben werden.

Die „Essen bleib(t) sauber!“-Hotline 88-88888 ist zudem montags bis donnerstags von 8:30 bis 15 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 12 Uhr erreichbar.

20 weitere Müllsäcke füllten die beiden und fanden dabei immer die gleiche Gelsenkirchener Adresse auf den weggeworfenen Briefen und Paketen. Nach einem Eintrag in die Mängelmelder-App sowie Meldungen an Stadt und Entsorgungsbetriebe wurde der Müll am Montag direkt abgeholt. „Der Mülltourismus aus angrenzenden Stadtteilen ist nicht nur eine Frechheit, sondern auch auch eine Gefahr für die Umwelt und die Tiere in den Grünanlagen in unserem Stadtteil“, klagt Thorsten Kaiser, der sich mit Müllzange und Handschuhen entschlossen ans Werk gemacht hatte.

Bußgeldverfahren wird eingeleitet

Stadtsprecher Patrick Opierzynski erklärt: „Wie in allen Fällen, in denen es hinreichende Hinweise auf mögliche Verursacher beziehungsweise Verursacherinnen gibt, wird auch hier ein Bußgeldverfahren eingeleitet.“ Um vor Gericht bestehen zu können, braucht es jedoch Beweise, und das ist bei den wilden Müllkippen meist das Problem. Opierzynski: „Der Verursacher muss zweifelsfrei feststehen, am besten also auf frischer Tat ertappt werden.“ Es bestehe aber auch die Möglichkeit, dass die Müllablagerung nach Hinweisen durchsucht werden.

Die Straße Lohwiese in Essen-Karnap führt direkt nach Gelsenkirchen-Horst. Am Straßenrand hatte jemand mehrere Müllsäcke entsorgt.
Die Straße Lohwiese in Essen-Karnap führt direkt nach Gelsenkirchen-Horst. Am Straßenrand hatte jemand mehrere Müllsäcke entsorgt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Und dann kann es teuer werden: Legt man für eine große Pizza vielleicht acht Euro beim Lieblings-Italiener auf den Tisch, kostet die illegale Entsorgung des Kartons am Straßenrand schon 100 Euro. Das geht aus dem Bußgeldkatalog der Stadt Essen hervor. Bei Mengen über fünf Kilogramm, wie es an der Lohwiese der Fall war, muss der Täter mit mindestens 500 Euro Strafe rechnen – solange es sich nicht um gefährliche Abfälle wie Altöl oder Bauschutt handelt. Dann wird es noch mal deutlich teurer. Im vergangenen Jahr wurden in Essen nach Angaben des Stadtsprechers insgesamt 1391 Bußgeldverfahren wegen illegaler Müllablagerungen eingeleitet. Davon wurden in 651 Fällen Bußgelder festgesetzt.

Stadt führt regelmäßig Kontrollen durch

Müllablagerungen wie zuletzt in Karnap gebe es im gesamten Stadtgebiet, besondere Schwerpunktorte- oder Stadtteile wollte Opierzynski nicht nennen – auch, damit sich mögliche Täter nicht in Sicherheit wiegen, denn die Stadt führe regelmäßig Kontrollen an Container-Standorten und beliebten Plätzen für illegale Müllablagerungen durch. Das Ziel: Die Verursacher auf frischer Tat ertappen.