Essen-Heidhausen. Der Verein „Dicke Knöchel“ will den Sportplatz am Volkswald als Skaterpark mit einer Jugendeinrichtung nutzen. Die Stadt plant aber anderes.

Am Morgen des Karfreitags gab es keine Rettung mehr für das ehemalige Vereinsheim am Volkswald. Die Feuerwehr löschte und zog mit einem Bagger die verkohlten Überreste vom Brandherd weg. Brandstiftung? Die Polizei ermittelt. Der Heidhauser SPD-Politiker Benjamin Brenk ist sauer: „Ein Mahnmal für das Desinteresse der Stadt Essen und der Verwaltungsspitze unter Thomas Kufen.“ Doch eine Gruppe von Sportbegeisterten macht sich auf, der verwaisten Anlage neues Leben einzuhauchen.

Seit der Schließung des Zeltdorfes für Geflüchtete im Herbst 2017 habe man die Anlage sich selbst überlassen: „Wir Heidhauser wurden wieder einmal vergessen“, sagt der SPD-Bezirksvertreter Benjamin Brenk – und lobt die Eigeninitiative junger Menschen: Auf einer asphaltierten Fläche von rund 60 mal 30 Metern haben sie sich einen Skaterpark aufgebaut, die Elemente selbst gemauert. Dazu eine Sitzecke eingerichtet mit einer Grillstelle. Besen, Abfallkorb und Aschenbecher stehen bereit. Brenk findet das klasse: „Hier müssen wir ansetzen. Jetzt könnte ein ernsthafter Anfang gemacht werden. Wir sollten unbedingt diejenigen unterstützen, die Positives schaffen wollen.“

Vorhandene Skaterparks sind zu klein oder bieten keine Anreize

Skater Dominik Semkat zeigt einen Boardslide auf den improvisierten Rampen auf dem ehemaligen Fußballplatz am Volkswald. Der Verein „Dicke Knöchel“ will hier heimisch werden
Skater Dominik Semkat zeigt einen Boardslide auf den improvisierten Rampen auf dem ehemaligen Fußballplatz am Volkswald. Der Verein „Dicke Knöchel“ will hier heimisch werden © FFS | Kerstin Kokoska

Er trifft sich mit Skatern, die einen Rollsportverein gründen wollen. Drei der rund 20 hier engagierten Sportler stellen ihre Pläne vor. Fabian Busch und Alexander Čzech sind jung gebliebene 38-Jährige, Dominik Semkat ist mit seinen 29 Lenzen der Jüngste im Bunde. Ein Skaterpark ist ihre Herzensangelegenheit, die nun auch offiziellen Charakter bekommen wird. Die Vereinsgründung läuft, Anfang Mai soll der Rollsportverein „Dicke Knöchel e.V.“ beim Notar aus der Taufe gehoben werden. Den Kern des Vorstands werden Busch, Čzech und Semkat bilden und unter dickeknoechel@web.de zu erreichen sein.

Dominik Semkat beklagt den Mangel: „Überall sprießen tolle und wirklich durchdachte Skaterparks aus dem Boden. In Mülheim, Oberhausen, Dinslaken. In Essen gibt es nur den Krayer Park, der ist aber für die aktive Szene viel zu klein. Die Flächen in Kettwig und Werden bieten überhaupt keinen sportlichen Anreiz.“

„Jeder ist willkommen und wird respektiert“

Fabian Busch möchte die „Dicken Knöchel“ klar von Chaoten distanzieren, zum Beispiel von den Übeltätern, die das Vereinsheim abfackelten: „Wir möchten nur ganz in Ruhe unserem Sport nachgehen, der jetzt auch olympisch wird.“ Fabian Busch möchte aber auch den offenen Charakter einer Skatergemeinschaft betonen: „Bei uns ist jeder willkommen und wird respektiert.“

Die Sportler sind bereits in Kontakt gekommen mit Anwohnern, die sogar tatkräftig mitgeholfen haben, hier eine Anlage zu improvisieren. Alexander Čzech freut sich auch über das Engagement junger Skater: „Die haben ernsthaft Zementsäcke mit Bus und Bahn herangeschafft.“ Das bringt Busch auf eine Idee: „Unser Jahresbetrag könnte zehn Euro betragen. Plus einen Sack Zement.“ Die Gedanken fliegen frei und hoch. Hier am Volkswald könnte man so viel Gutes erreichen, am besten in Kombination mit einer Jugendeinrichtung.

Das abgebrannte Vereinsheim auf dem ehemaligen Fußballplatz im Volkswald. Es brannte in der Nacht zu Karfreitag.
Das abgebrannte Vereinsheim auf dem ehemaligen Fußballplatz im Volkswald. Es brannte in der Nacht zu Karfreitag. © FFS | Kerstin Kokoska

Verein möchte künftig Workshops für Kids anbieten

Das Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt sucht eine neue Heimat, nachdem die Teestube am Werdener Schwimmbad aufgegeben werden musste. Geschäftsführerin Anna Pfeiffer betont, dass das Jugendwerk weiterhin Interesse am Volkswald habe als Jugendtreff „My Space“ mit einer riesigen Fläche zum sportlichen Austoben. Zurzeit sei man mit einer Gruppe Jugendlicher zu Gast im JuBB Werden.

Dies möchten die Skater gerne aufnehmen: „Wir könnten Workshops für Kids anbieten und Ferienspatz-Aktionen. Warum nicht den alten Kiosk der Fußballer wieder beleben? Die beiden Garagen wären ideal für eine Skateboard-Werkstatt mit Materiallager.“ Benjamin Brenk lächelt: „Ein guter Start für eine gute Sache. Ich werde die Jungs mit aller Kraft unterstützen.“

Stadt plant auf dem Areal Ersatzaufforstung für Bebauungsplan

Die Stadt dagegen beharrt weiter auf eine Aufforstung des Geländes, wie Pressereferentin Jacqueline Schröder mitteilte: „Das Grundstück des ehemaligen Sportplatzes ist zur Ersatzaufforstung für einen Bebauungsplan vorgesehen. Aus Sicht der Sport- und Bäderbetriebe Essen werden dort aber zunächst außer Verkehrssicherungsmaßnahmen keine weiteren Aktivitäten mehr durchgeführt, bis die vorbereitenden Maßnahmen zur Ersatzaufforstung in Kürze beginnen.“

Umfrage: Votum für Jugendtreff und Skaterpark

In den sozialen Medien äußern sich Anwohner empört über die Tatenlosigkeit der Stadt. Das abgebrannte Vereinsheim sei der finale Weckruf, den ehemaligen Sportplatz endlich wiederzubeleben. Die größte Werdener Facebook-Gruppe mit über 6000 Mitgliedern startete eine Umfrage, was denn am Volkswald geschehen solle.

Über 40 Prozent Zustimmung fanden ein Jugendhaus und -treff, fast 25 Prozent stimmten für einen Skater-/BMX-Park. Rund 12 Prozent plädierten für eine abgezäunte Hundewiese / Hundeschule. Vorschläge wie Wald-Kita, Abenteuerspielplatz, Bogenschützengelände oder Renaturierung landeten abgeschlagen auf den hinteren Plätzen.

Eine ökologisch wirklich sinnvolle Aufforstung wird aber angesichts der schwierigen Bodenverhältnisse bezweifelt. Elias Hahn ist Bezirksvorsitzender der Jungen Union und gibt zu bedenken: „Früher war dort mal ein Kerbtal, das mit Abfall, Schlacke und Gestein verfüllt wurde. Darauf wurde dann der Fußballplatz errichtet. Dort einen Boden hinzubekommen, auf dem Bäume langfristig wachsen können, wäre ein großer baulicher Aufwand und könnte auch sehr teuer sein.“ In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass kürzlich der Umbau des Kettwiger Fußballplatzes für die Footballer der Assindia Cardinals deutlich teurer wurde, da die alte Asche als Sondermüll entsorgt werden musste.